• 09.01.2009 14:40

  • von Dieter Rencken

Petter Solberg: Nach vorn schauen und positiv denken

In Birmingham sprach Petter Solberg mit offenen Worten über den Subaru-Rückzug, seine Pläne und die Zukunft der WRC

(Motorsport-Total.com) - Petter Solberg hat seinen ersten öffentlichen Auftritt nach dem unerwarteten Rückzug von Subaru aus der WRC absolviert. Der Norweger war zu Gast bei der Autosport-International-Show in Birmingham. Dort stellte er sich den Fragen der Reporter über die vergangenen Wochen und die Zukunft.

Titel-Bild zur News: Petter Solberg

Petter Solberg bedauert den plötzlichen Rückzug von Subaru aus der WRC

Frage: "Petter, es war für jeden ein Schock, als Subaru sich aus der WRC zurückgezogen hat. Wie hast du die Nachricht aufgenommen?"
Solberg: "Es tut mir wirklich sehr leid für das Team und die Mechaniker, es ist wirklich hart. Ich möchte so schnell wie möglich zurückkommen, aber das ist alles so schnell gegangen, dass es nicht einfach ist, etwas zu planen. Ich habe am Samstag einen Anruf bekommen und hatte dann am Montag ein Meeting. Aber so ist es, man muss einfach nach vorn schauen, positiv denken und sich nicht hängen lassen."#w1#

Frage: "Subaru existierte für den Rallyesport. Als Hersteller waren sie niemand, bis sie Rallyesiege geholt haben. Danach sah man ihre Autos überall. Sie werden zurückkommen, oder?"
Solberg: "Sie haben ihre Marke durch den Rallyesport aufgebaut und er hat ihnen bei ihren Verkaufszahlen massiv geholfen. Wir konnten sehen: Wenn wir gut waren, waren auch die Verkaufszahlen gut. Ob sie zurückkommen? Ich weiß es nicht, ich hoffe es - jeder hofft das. Wir müssen einfach optimistisch bleiben und vielleicht ändern sich die Zeiten wieder."

Frage: "Du bist acht Jahre lang für Subaru gefahren, genauso lang wie Colin McRae. Es muss schwer sein, sich ein Leben ohne Subaru vorzustellen?"
Solberg: "Wir haben ein gutes Verhältnis und ich habe auch neben dem Rallyesport sehr viel für sie gearbeitet. Acht Jahre. Das war eine große Beziehung. Aber das war es jetzt, wir müssen vorankommen. Ich will fahren."

Die Zukunft ist offen

Frage: "Du bist auch hier bei der Show, um dich nach Möglichkeiten umzusehen. Bist du zuversichtlich, dass du etwas findest?"
Solberg: "Ich bin nicht nur wegen der Show hier. Ich war gestern bei Prodrive, um den Mechanikern Hallo zu sagen und mich bei ihnen zu bedanken. Ich schätze wirklich, was sie geleistet haben und es gab keinen Grund, davonzulaufen, sich zu verstecken und zu schmollen. Hier ist eine fantastische Show und ich treffe viele Leute. Wir werden sehen."

"Für 2010 bieten sich viele Möglichkeiten, aber was 2009 angeht, weiß ich nicht. Ich versuche alles, was ich kann. Aber es muss auch alles passen. Ich brauche die richtigen Leute um mich. Ich komme nicht, um einfach nur zu fahren und Spaß zu haben. Ich möchte an der Spitze mitkämpfen. Es muss passen, bevor ich etwas mache. Aber ich verfalle nicht in Panik."

Frage: "Du arbeitest daran, bei der Rallye Norwegen zu fahren. Wie stehen die Chancen, dass wir dich bei deinem Heimlauf sehen?"
Solberg: "Es sind noch ein paar Wochen bis dahin, wir müssen einfach abwarten. Ich gebe mein Bestes, wir arbeiten unter Hochdruck - vielleicht muss ich mir meinen alten Celica wiederholen! Ich war zu Hause, um wieder ein bisschen einen klaren Kopf zu bekommen. Ich bin ein bisschen auf Eis und in den Wäldern gefahren. Wir müssen versuchen, unsere Leidenschaft für den Rallyesport eben einem anderen Hersteller zu geben."

Steckt die WRC in der Krise?

Frage: "Kritiker sagen, dass der Rallyesport in der Krise steckt, dass es nicht genügend Topfahrer und Hersteller gibt. Denkst du, dass die WRC mit dem Wechsel auf S2000 an glorreiche Zeiten anknüpfen kann?"
Solberg: "Man kann sagen, was man will - Rallye ist ein sehr gutter Sport. Die Autos sind die gleichen, die die Leute auf der Straße fahren. Sicherlich müssen ein paar Regeln geändert werden. Wir müssen es einfacher für andere Hersteller machen, einzusteigen. Es ist ein sehr günstiger Sport. Wir brauchen nur bessere Promoter, die alles unter ihrer Kontrolle haben und die Leute näher an den Sport bringen. Ich denke, dass es viele Möglichkeiten gibt und dass man weiterkämpfen muss."

Frage: "Gibt es in Sachen Promotion Verbesserungen?"
Solberg: "Das geht zu langsam, sie müssen schneller reagieren. Zu viele Leute, zu viele Entscheidungen, zu viele Bosse. Man muss jetzt vorankommen und an die Hersteller, das Fernsehen und die Leute denken und es für sie passend machen. Wir wollen nur dabei sein, eine gute Show bieten und die Leute glücklich machen. Das versuchen wir."

Hersteller und Zuschauer das Wichtigste

Frage: "Passt das Format? Magst du die wiederholten kurzen Prüfungen oder würdest du lieber längere Prüfungen und in der Dunkelheit fahren?"
Solberg: "Um ehrlich zu sein, ist mir das Format völlig egal, solange es für die Hersteller und die Zuschauer das Beste ist. Man muss es ihnen nur einfacher machen, es auch zu sehen, das ist das Wichtigste. Man kann tun, was immer man will, aber man muss an die Leute denken, die den Sport zusammenhalten, an die Hersteller und die Zuschauer - und nicht an die Leute hinter irgendwelchen Bürotischen."

Frage: "Wirst du weiter mit Phil Mills fahren, egal was passiert?"
Solberg: "Egal, was passiert, Phil bleibt bei mir. Er ist meine Ehefrau und keiner nimmt ihn mir weg. Er ist ein großartiger Kerl, er ist unglaublich, ein Perfektionist. Er tut das, was er tut, mit so viel Leidenschaft. Ich bin sehr glücklich mit ihm und er wird nicht gehen."