P-WRC: Aigner vor der Rallye seines Lebens

Andreas Aigner könnte in Wales zum ersten Mal seit 2000 wieder einen Rallye-WM-Titel nach Österreich holen - Zukunft steht in den Sternen

(Motorsport-Total.com) - Mit sechs Punkten Rückstand auf Gesamtleader Juho Hänninen geht Andreas Aigner in das bevorstehende WM-Finale in Wales. Der Österreicher hat damit noch Chancen, den P-WRC-Titel in seine Heimat zu holen - erstmals seit der Gruppe-N-Krone für seinen Landsmann Manfred Stohl im Jahr 2000.

Titel-Bild zur News: Andreas Aigner

Auch ohne WM-Titel: Andreas Aigner hat 2008 tolle Leistungen gezeigt

Doch die Ausgangslage ist denkbar schwierig: Zwar haben beide Konkurrenten je dreimal voll gepunktet und beide fahren einen Mitsubishi Lancer Evo IX, doch Aigner saß wesentlich länger nicht mehr in seinem Boliden als Hänninen. Zuletzt beschäftigte sich das Red-Bull-Talent mit einem zweitägigen Test im Citroën C4 WRC von Weltmeister Sébastien Loeb - immerhin auf Schotter, um für den P-WRC-Showdown zumindest vom Belag her gerüstet zu sein.#w1#

Einzige Taktik: Vollgas

"Ich kann nur von Anfang an Vollgas geben." Andreas Aigner

"Dieser Test war sehr wichtig für uns", erklärte Aigner im Interview mit den Kollegen von 'motorline.cc'. Für Wales könne es angesichts der Ausgangslage trotzdem nur eine Taktik geben: "Ich kann nur von Anfang an Vollgas geben. Das Ziel muss heißen, dass man am Ende in die Top 3 gelangt. Wir haben ein starkes Starterfeld, die Prüfungen sind bis auf zwei Sonderprüfungen alle neu oder sie verlaufen in die Gegenrichtung oder sie sind anders aufgeteilt."

Dadurch haben die starken Briten klarerweise einen Heimvorteil, weil alle anderen ihr Roadbook neu schreiben müssen. Aigner ist bisher dreimal in Wales angetreten, Hänninen nur zweimal - in der Praxis kein Vorteil. Insofern geht er trotz der aggressiven Taktik mit Vernunft in das Saisonfinale: "Zu sagen, ich möchte von Anfang an vorne wegzischen, wäre angesichts des starken Feldes vermessen", gestand der Österreicher.

Denn: "Wenn du auch nur einen winzigen Fehler machst oder dir einen Platten holst, kann es bereits vorbei sein. Aber wir haben dieses Jahr gesehen, dass auch ein Juho Hänninen Fehler macht. Es ist also alles offen. Ich kann nur versuchen, das Maximum herauszuholen und dabei keinen Fehler zu machen. Dass es möglich ist, haben wir im Frühjahr bei den drei Siegen in Folge gesehen", so der Red-Bull-Junior.

Baumschlager zurückhaltend

"Wenn wir die WM verlieren sollten, dann haben wir sie mit Sicherheit nicht in England verloren." Raimund Baumschlager

Teamchef Raimund Baumschlager rechnet eher nicht mehr mit dem WM-Titel: "Wenn wir die WM verlieren sollten, dann haben wir sie mit Sicherheit nicht in England verloren, sondern zum einen bereits in Schweden, wo wir eigentlich einen ziemlich sicheren vierten Platz innehatten und es dann einen Ausrutscher gab, und mit hundertprozentiger Sicherheit in Neuseeland." Dort wären mindestens vier Punkte möglich gewesen.

So ist die Ausgangslage klar: Hänninen steht bei 36, Aigner bei 30 Punkten. Das bedeutet, dass Aigner mindestens Dritter werden muss - selbst bei einem Ausfall des Finnen. Sollte er gewinnen, dann würde Hänninen schon mit einem vierten Platz Weltmeister werden. Wichtig wäre der WM-Titel unabhängig von allen Rechenspielen für Aigners weitere Karriere, denn nach der Saison 2008 kann eigentlich nur der Aufstieg in ein WRC folgen.

Ein Wechsel in die Österreichische Meisterschaft steht nicht zur Debatte, eine IRC-Kampagne schließt Baumschlager aus und bei Skoda will man den 24-jährigen Jungpiloten nicht. Daher hofft der WM-Anwärter auf einen von Red Bull finanzierten Citroën C4 WRC: "Dieses Auto ist wirklich fantastisch und es wäre der absolute Traum, im nächsten Jahr mit einem C4 anzutreten", schwärmte er nach seinem Test im Loeb-Auto.