• 15.02.2009 18:38

  • von Britta Weddige

Loeb: "Die ganze Zeit am Limit"

Citroën-Star Sébastien Loeb hat ein intensives Wochenende hinter sich: mentaler Druck, ein heißer Fight, tolle Prüfungen und sein 49. WRC-Sieg

(Motorsport-Total.com) - Auf dem Asphalt der Rallye Irland galt Sébastien Loeb als haushoher Favorit. Doch an diesem Wochenende war es etwas anderes: Im norwegischen Schnee galten die Ford-Finnen als Siegkandidaten, Loeb wurden nur Außenseiterchancen zugesprochen - auch von sich selbst. Doch der Rekordweltmeister hat seine ganze Klasse gezeigt. Auch auf Schnee und Eis er die Ford-Konkurrenz in die Schranken weisen und seinen insgesamt 49. WRC-Sieg holen.

Titel-Bild zur News: Sébastien Loeb, Rallye Norwegen, Rallye Norway

Sieger Sébastien Loeb war erleichtert, dass in Norwegen alles gut ging

Doch es war denkbar knapp. Rivale Mikko Hirvonen bot bis zum Zielstrich Paroli, am Ende waren es 9,8 Sekunden, die Loeb Vorsprung hatte. Die Vorentscheidung zum Sieg legte sich Loeb am Samstag mit einer Serie von vier Betszeiten in Folge. Am heutigen Sonntag konnte Hirvonen noch einmal aufholen, doch es reichte nicht mehr, um den Franzosen vom Norwegen-Thron zu stoßen.#w1#

"Es ist ein großartiges Ergebnis", freute sich Citroën-Sportchef Olivier Quesnel. "Es ist wie im August in Finnland. damals waren es auch nur neun Sekunden unterschied oder so und diesmal war es das Gleiche. Seb und Daniel haben gewonnen, deshalb sind wir im Team sehr zufrieden. Wir wollten keine Punkte verlieren, deshalb sind wir happy."

Loeb selbst machte keinen Hehl daraus, dass er erleichtert war: "Ich fühle mich sehr gut. Ich bin wirklich happy und zufrieden, dass es so ausgegangen ist", sagte der Elsässer und räumte ein: "Ich bin auch froh, dass ich ins Ziel gekommen bin. Es war mental ein wirklich schwieriges Wochenende. Man weiß nicht, ob man ankommt oder ob man die Rallye in einem Schneehaufen beendet, oder ob man gewinnen kann. Es war ein großer, großer Fight."

"Man weiß nicht, ob man ankommt oder ob man die Rallye in einem Schneehaufen beendet." Sébastien Loeb

Loeb weiß, dass man eher auf einen Sieg von Hirvonen oder dessen Ford-Teamkollegen Jari-Matti Latvala getippt hätte, aber: "Dass ich nicht als Favorit hier angetreten bin, hat mich extra motiviert. Schnee ist nicht gerade der Untergrund, auf dem ich der Beste bin, doch ich wollte wirklich versuchen, zu gewinnen. Und wir hatten einen tollen Fight mit Mikko. Es war ein toller Moment, als ich mit ein paar Sekunden Vorsprung als Sieger ins Ziel kam."

Gerade am heutigen Abschlusssonntag setzte ihn Rivale Hirvonen noch einmal mächtig unter Druck: "Ich hatte ein gutes Gefühl. Aber in den Prüfungen - vor allem in der langen - habe ich Zeit verloren. Wir hatten Schnee auf den Pisten. Man will schneller fahren, aber damit einem genau das gelingt, muss man langsamer machen. Sonst verliert man den Rhythmus und landet im Schneewall. Es war schwer, den richtigen Rhythmus zu finden. Auf Eis habe ich mich gut gefühlt, da war es okay." Und so war es heute wie über die gesamten 23 Wertungsprüfungen: "Vom Start bis ins Ziel musste ich die ganze Zeit am Limit fahren."


Fotos: WRC Rallye Norwegen


Norwegen wartete mit tiefem Schnee, viel Eis, strahlendem Sonnenschein und knackig kalten Temperaturen bis minus 30 Grad Celsius auf - optimal. "Die waren Bedingungen waren fantastisch", schwärmte er. "Ich glaube, das waren die schönsten Prüfungen, die ich je gefahren bin. Die Straßen waren gut vereist und es gab die Schneewälle. Man kann sogar noch mehr ans Limit gehen, wenn einem die Schneewälle helfen. Es war ein großartiges Wochenende und ein toller Fight. Wenn man unter Druck steht, kann man viel Spaß haben."

"Ich glaube, das waren die schönsten Prüfungen, die ich je gefahren bin." Sébastien Loeb

Der nächste WM-Lauf steht in vier Wochen, vom 13. bis 15. März auf Zypern an. Dabei wird sowohl auf Asphalt und Schotter gefahren. Davon ist Loeb allerdings nicht so begeistert wie von den Pisten in Norwegen: "Ich fände es gut, wenn wir bei einer 'gemischten' rallye am Asphalt-Tag mit Asphaltreifen und -bremsen fahren würden und mit Schotterausrüstung auf Schotter. Jetzt müssen wir mit dem Schotterreifen auf Asphalt fahren. Das müssen wir testen. Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Da können wir nicht pushen", kritisierte er. "Es wäre besser, wenn es drei Tage Schotter wären oder zwei Tage Schotter und ein richtiger Tag auf Asphalt. Der Asphalt steht am ersten Tag an, da werden wir einiges Taktieren erleben."