• 03.02.2009 11:14

  • von Britta Weddige

Atkinson und Solberg: Das große Zittern geht weiter

Chris Atkinson hat in Irland überzeugt und Petter Solberg hat ein Auto für Norwegen, doch wie geht es weiter? Proton eine seriöse Option?

(Motorsport-Total.com) - Es gibt Situationen, da ist einem der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. In einer solchen Situation befinden sich Chris Atkinson und Petter Solberg nach dem WRC-Ausstieg ihres Arbeitgebers Subaru. Die beiden hangeln sich von Hoffnungsschimmer zu Hoffnungsschimmer - wie es langfristig weitergehen soll, wissen aber weder Atkinson noch Solberg.

Titel-Bild zur News: Chris Atkinson

Chris Atkinson muss Geldgeber finden, um weitere WRC-Einsätze zu sichern

Atkinson konnte Citroën mit seinem Gastauftritt im Juniorteam in Irland überzeugen. Citroën-Sportchef Olivier Quesnel und Teammanager Benoit Nogier betonten danach unisono, dass sie gern weiter mit dem Australier zusammenarbeiten würden. Doch scheitern könnte es am lieben Geld. Denn dass Atkinson mit einem völlig werbefreien C4 WRC an den Start gehen kann, war nur eine Ausnahme. Er befindet sich in der gleichen Lage wie alle arbeitsuchenden Rallyepiloten: Wer ein Cockpit will, muss Geld mitbringen. Atkinson ist auf Sponsorensuche, doch das ist alles andere als einfach.#w1#

Denn alle suchen nach Geldgebern, weiß Rallye-Experte Armin Schwarz. "Urmo Aava hat in diesem Jahr zwei seiner acht Rallyes finanziell gesichert und der Rest hängt in der Luft", sagte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Selbst bei Sébastien Ogier, der der kommende Star werden könnte, reicht es nur für ein Programm mit sechs Rallyes und hier und da mal eine Einladung. Der Einzige, der das mit den Sponsoren schon seit Jahren richtig gut im Griff hat, ist Henning Solberg. Er wird auch das ganze Jahr fahren, denn er hat auch schon ein Commitment für das ganze Jahr. " Atkinson werde man, wenn überhaupt "nur wechselhaft sehen", prognostizierte der Experte.

Damit zu Petter Solberg. Der Norweger hat sein Schicksal wieder einmal selbst in die Hand genommen. Als sich abzeichnete, dass er wohl nirgends unterkommt, hat er sich kurzerhand einen eigenen Citroën Xsara WRC gekauft, mit dem er zumindest bei seinem Heimlauf in Norwegen antreten wird. Diese Entschlossenheit "macht ihn mir so sympathisch", erklärte Schwarz. "Sich selbst ein Auto zu kaufen und zu sagen 'So - und ich fahre, ich bin dabei und ich bekomme wieder ein Werksauto'. Das ist Petter, der kämpft dafür. Er weiß, was er haben will und was er erreichen will."

"Das ist Petter, der kämpft dafür. Er weiß, was er haben will und was er erreichen will." Armin Schwarz

Ford keine langfristige Option

Ganz ohne Angebote steht "Hollywood" Solberg allerdings nicht da. Malcolm Wilson würde ihn gern bei ein paar Läufen im Stobart-Team einsetzen, betont jedoch, dass ein Deal nur auf rein kommerzieller Ebene zustande kommen würde. Sprich: Auch Solberg müsste für das Cockpit zahlen. Schwarz rät seinem alten Weggefährten allerdings davon ab. "Letztendlich wäre er dumm, wenn er Malcolm aushelfen würde, denn es ist ein offenes Geheimnis, dass Malcolm Deals nur zu seinem Vorteil macht und Petter auch langfristig nichts bieten kann", so Schwarz.

Denn Ford habe sich zwar für ein weiteres Jahr zum WRC-Engagement bekannt, doch "ich bin mal gespannt wie das Mitte des Jahres aussieht. Denn sie müssen ja jetzt schon anfangen, das neue Auto zu bauen und zu entwickeln. Dahingehend wird sich Petter orientieren und sich sagen, dass ihm ein neuer Hersteller vielleicht sogar lieber ist als das bestehende Ford-Team, wo er am Jahresende wieder nicht weiß, wie es weitergeht."

"Letztendlich wäre er dumm, wenn er Malcolm aushelfen würde." Armin Schwarz

Welches Potenzial hat Proton?

Ein solcher neuer Hersteller könnte Proton sein. Der malaysische Automobilkonzern möchte 2010 mit dem Satria S2000 die internationale Rallyebühne betreten und verhandelt mit Solberg über ein WRC-Programm für das kommende Jahr. Für einen früheren Weltmeister wie Solberg wäre das allerdings "nicht unbedingt etwas", meint Schwarz: "Er braucht etwas anders Adäquates."

Grundsätzlich dürfe man die Erfolgschancen von Herstellern wie Proton aber nicht unterschätzen, so der Experte: "Letzten Endes kaufen alle beim selben Getriebezulieferer und beim selben Aufhängungslieferanten ein. Proton werden ihr eigenes Chassis und ihren eigenen Motor haben, aber dann kommt es darauf an, wer das Ding entwickelt. Und da ist es für mich mittlerweile nicht mehr so abhängig, ob das ein ganz renommiertes Autowerk ist oder ob das einer ist, der aus einem Billiganbieterland kommt."

Petter Solberg

Petter Solberg verhandelt unter anderem mit Proton für das Jahr 2010 Zoom

So hätte es nach Schwarz' Auffassung auch Hyundai schaffen können, in der Rallye-Weltmeisterschaft richtig Fuß zu fassen: "Aber da ist vielleicht die Mentalität ein bisschen das Problem, dass man da keinen langen Atem hat. Man steigt zwar relativ schnell irgendwo ein, ist aber auch schnell wieder draußen, wenn sich nicht sofort einstellt, was man sich vorstellt."