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Analyse: Welche Chancen hat Petter Solberg?
Petter Solberg will mit seinem Team im alten Xsara WRC die Werksteams ärgern: Armin Schwarz über die Chancen seines langjährigen Weggefährten
(Motorsport-Total.com) - Petter Solberg feierte bei der Rallye Norwegen ein umjubeltes Comeback. In nur vier Wochen war es ihm gelungen, ein eigenes Team auf die Beine zu stellen, einen drei Jahre alten Citroën Xsara WRC zu kaufen und diesen bis zum Heimlauf in Norwegen startbereit zu machen. "Hollywood" Solberg legte gleich in der Zuschauerprüfung zum Auftakt der Rallye die Bestzeit hin, auf den "richtigen" Wertungsprüfungen musste er die Werkspiloten in ihren neuen Boliden jedoch ziehen lassen.

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Petter Solberg trat in Norwegen erstmals mit seinem eigenen Team an
Dazu kamen Probleme mit der Kupplung, so dass Solberg fürchten musste, überhaupt nicht ins Ziel zu kommen. Doch er kam an und holte Platz sechs - knapp hinter Citroën-Werkspilot Daniel Sordo. Der einzige Nicht-Werkspilot, der besser abschnitt als er war Bruder Henning Solberg aus der Ford-B-Mannschaft Stobart, der Rang vier belegte. "Ich glaube, dass der Einstand gut war", analysierte Rallye-Experte Armin Schwarz gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Der langjährige Weggefährte Solbergs denkt aber auch, "dass Petter eigentlich schon damit gerechnet hat, dass er vielleicht doch noch ein bisschen weiter vorn fahren kann. Ich denke, dass er sich eher da gesehen hat, wo Henning war."#w1#
Doch Solberg muss seinem Material Tribut zollen. Zwar hat er mit dem Citroën Xsara WRC ein Auto, mit dem Sébastien Loeb von 2004 bis 2006 dreimal in Folge Weltmeister wurde. Doch die Entwicklung stand in den vergangenen beiden Jahren nicht still. Wäre der Xsara ebenso konkurrenzfähig wie zum Beispiel das aktuelle Modell des C4 WRC, "wäre ja jeder Euro rausgeschmissen, der in den vergangenen Jahren in die Entwicklung gesteckt wurde", so Schwarz. "Über die letzten beiden Jahre hat am C4 so viel Weiterentwicklung stattgefunden, dass es pro Kilometer 0,8 bis eine Sekunde ausmacht. Und wenn man das zusammenrechnet, dann kommt man auf das Ergebnis, das Petter geholt hat."

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Gebrauchtwagen: Petter Solberg in seinem fast drei Jahre alten Xsara WRC Zoom
Nach Solbergs Bestzeit am Donnerstag hatte Loeb die Prognose gewagt, dass der Norweger in dieser Saison sogar um Topplatzierungen mit fahren kann. Schwarz versucht, das realistisch zu sehen. Siege sind wohl sicher nicht drin für "Hollywood", aber vielleicht habe er, wenn die Umstände passen, "die Chance, dass er auf's Podium fährt. Diese Chance hat er sicherlich eher als im Subaru, das glaube ich schon", so der Experte. Ansonsten sei wahrscheinlicher, dass der Norweger sind in der zweiten Hälfte der Top 6 bewegt.
Eine Rolle spielt auch, mit welcher Konkurrenz es Solberg bei den einzelnen Rallyes zu tun bekommt. Neben den vier Werkspiloten bei Citroën und Ford sind nur Henning Solberg und Matthew Wilson bei allen Läufen dabei. Mit Henning könnte er sich tolle Bruderduelle liefern, Youngster Wilson sollte er im Griff haben - wie er das bereits in Norwegen getan hat. Gleiches gilt für die jungen Piloten im Citroën-Junior-Team, die sich erst noch in der Lernphase befinden. Welche Piloten sonst noch antreten, steht in Zeiten der Finanzkrise noch in den Sternen. So hat beispielsweise Stobart-Pilot Urmo Aava bisher nur ein Budget für drei Rallyes.
Doch für Solberg sei vor allem wichtig, "dass er fährt, dass er sich zeigt, dass er dabei ist, präsent ist", so Schwarz. Für den Norweger gäbe es derzeit einfach keine Alternative dazu, im eigenen Team mit einem alten Auto zu fahren. "Mit dem Schritt, dass er ein Auto gekauft hat, hat er Malcolm Wilson auch ganz klar gezeigt, was er von seinem Angebot hält, dass er bei ihm fahren kann - und zwar nicht viel. Sonst hätte er es gemacht." Ford-Teamchef Wilson hatte Solberg angeboten, im Stobart-Team Einsätze zu fahren - auf kommerzieller Basis, sprich, wenn der Norweger dafür zahlt.
"Ein Markko Märtin hätte sich das zweimal überlegt und hätte gesagt, 'da fahre ich lieber vier Rallyes als Aushilfefahrer im Werksauto und dann schauen wir mal'", lautet Schwarz' Einschätzung. Für einen Petter Solberg sei das jedoch nichts. Seinem langjährigen Weggefährten zufolge sagt sich der Norweger: "Nein, das mache ich nicht. Ich bin nicht der Pausenkasper oder derjenige, der sich für irgendetwas hernehmen lässt, sondern ich will zeigen, was ich kann, unter Umständen mit meinem eigenen Team und das mache ich auch."

