• 23.11.2015 12:15

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Lietz: Freue mich riesig für Manthey

Richard Lietz hat den letzten Titel für Olaf Manthey geholt und ein Lebenswerk vollendet - Nach dem Titelgewinn gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge

(Motorsport-Total.com) - Porsche hat in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in der Saison 2015 alles abgeräumt, was es zu holen gab. Neben dem öffentlichkeitswirksamen Gewinn beider LMP1-Meisterschaften holte der Sportwagenhersteller auch alle drei Meisterschaften in der GTE Pro: Den Herstellertitel, die Teamwertung durch das Porsche Team Manthey und die Fahrermeisterschaft mit Richard Lietz. Für den Österreicher stellt es den größten Triumph in seiner Karriere da.

Titel-Bild zur News: Michael Christensen, Richard Lietz

Richard Lietz ist am Ziel seiner Träume angekommen Zoom

"Ich bin wirklich stolz, ein Teil dieser großen Operation zu sein", sagt der Österreicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir haben alle drei Meisterschaften im dritten Jahr des Projekts geholt. Porsche hat sich das verdient, denn ich weiß, wie viel Zeit, Geld und Herzblut wir da rein investiert haben." Und so freut er sich insbesondere für Teamchef Olaf Manthey, der nach über 40 Jahren im Motorsport in den Ruhestand geht. "Er hat so viel in dieses Projekt hineingesteckt, ich freue mich riesig für ihn." Mit dem Gewinn einer weltweit ausgetragenen Meisterschaft ist auch das Lebenswerk Mantheys vollendet.

Richard Lietz bleibt trotz des Titelgewinns ein bescheidener Mensch. Dass er Meister ist, macht ihn sehr glücklich, dass er den Fahrertitel alleine geholt hat, gefällt ihm weniger. Es ist der Tatsache geschuldet, dass Teamkollege Michael Christensen in Spa-Francorchamps aussetzen musste, weil er am selben Tag ein Rennen in der USCC bestritt. "Auch wenn die Statistik etwas anderes sagt - vom Gefühl her habe ich den Titel zusammen mit Michael gewonnen", so Lietz. "Er ist das ganze Jahr fehlerfrei und superschnell gewesen und ist ein toller Kollege und Freund. Ich freue mich schon auf weitere Rennen mit ihm."

Tiefpunkt Le Mans

Dieser gibt das Kompliment sofort zurück: "Von Richard kann ich sehr viel lernen. Dank seiner großen Erfahrung weiß er genau, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Er versteht es, das Team auf eine Linie einzuschwören, um geschlossen in eine Richtung zu arbeiten. Es ist faszinierend zu sehen, wie er das macht." Beide sind auch privat befreundet: Lietz half dem Dänen beim Umzug und trifft ihn regelmäßig. "Es macht einfach Spaß, mit Richard abzuhängen. Wir haben eine gute Zeit zusammen."


Fotos: So feiert Porsche die WM-Titel


Dabei sah es während der Saison zunächst gar nicht nach dem Meisterschaftsgewinn für Richard Lietz aus. Ausgerechnet beim wichtigen Rennen in Le Mans ging fast alles schief und der Porsche mit den Startnummer 91 kam nur auf den siebten Platz der GT-Wertung, die von einem Amateurteam gewonnen wurde. "Auch als wir dort auf einem Tiefpunkt waren, als uns viele schon abgeschrieben hatten, haben wir immer an uns geglaubt", rekapituliert der 32-Jährige.

Michael Christensen, Richard Lietz

Beim Saisonfinale lautete die Devise: Ankommen Zoom

Der Österreicher kämpfte sich mit seinem dänischen Teamkollegen zurück: Am Nürburgring gelang beim Heimspiel von Manthey Racing der erste Saisonsieg, es sollten noch zwei weitere in Austin und Schanghai folgen. Auch hier ist Lietz bemüht, die Lorbeeren zu teilen: "Wie wir in der zweiten Saisonhälfte zurückgekommen sind, war grandios. Das geht nur mit so einem Team. Mit diesen Jungs kannst du hinkommen, wohin du willst, da weiß jeder gleich, was zu tun ist."

Der Titelgewinn strahlt auch über ein wenig befriedigendes Saisonfinale zurück. Lietz und Christensen fehlte von Anfang an der Speed, während die Teamkollegen Patrick Pilet und Frederic Makowiecki das Rennen gewinnen konnten. "Wir haben einfach keine gute Balance gefunden", begründet Lietz. "Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dass wir versuchen, das Rennen zu beenden und dass das andere Auto versucht, das Rennen zu gewinnen. Das hat genauso geklappt."