• 11.10.2015 15:32

GT-Klassen: Porsche verteidigt Führung, Dempsey siegt

Richard Lietz und das Porsche-Werksteam verteidigen die Führung in der GTE-Pro-Klasse, während Hollywood-Star Patrick Dempsey den ersten Klassensieg feiert

(Motorsport-Total.com) - Porsche hält den Titelkampf in der stark besetzten Klasse GTE-Pro der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC weiter offen. Nach zwei Doppelerfolgen auf dem Nürburgring und in Austin holten die vom Porsche-Team Manthey eingesetzten 911 RSR auch im japanischen Fuji wichtige Meisterschaftspunkte. Mit dem 470 PS starken Renner aus Weissach belegten die Franzosen Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet beim Sechsstundenrennen in Fuji vor 52.000 Zuschauern den zweiten Platz. Ihre Teamkollegen Richard Lietz und Michael Christensen kamen als Vierte ins Ziel. Nach dem sechsten von acht Saisonrennen der WEC liegt Lietz weiter an der Spitze der GT-Fahrermeisterschaft.

Titel-Bild zur News: Patrick Dempsey

Grey's-Anatomy-Star Patrick Dempsey gewann erstmals in der Amateurklasse Zoom

In der Klasse GTE-Am feierte der Hollywoodstar und Rennfahrer Patrick Dempsey ("Grey's Anatomy") seinen ersten Sieg in der WEC. Der Amerikaner gewann bei extremen Wetterbedingungen im 911 RSR des Kundenteams Dempsey-Proton zusammen mit Patrick Long und Marco Seefried. Mit seinen Teamkollegen hat er in dieser Saison schon den zweiten Platz beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans belegt.

Der Mount Fuji versteckte sich hinter dunklen Wolken, als die 31 Starter auf die Einführungsrunde geschickt wurden. Weil die 4,563 Kilometer lange Traditionsrennstrecke am Fuße von Japans heiligem Berg durch den seit der Nacht anhaltenden Dauerregen unter Wasser stand, wurden es schließlich 17 Runden, die das Feld hinter dem Safety-Car zurücklegte. Als die Ampel danach endlich auf Grün schaltete, erwischte Pilet den besten Start der Porsche-GT-Piloten.

Porsche lange auf Siegeskurs

Nach sechs Rennrunden hatte der Franzose, der sich vor einer Woche beim Petit Le Mans ebenfalls im Dauerregen den Meistertitel in der United-SportsCar-Championship gesichert hatte, im 911 RSR mit der Startnummer 92 schon drei Konkurrenten überholt und war Zweiter. In seinem Windschatten holte auch Christensen im zweiten 911 RSR (Nummer 91) mächtig auf: Vom vierten Startplatz losgefahren, ging er nach neun Rennrunden an seinem Teamkollegen vorbei, weitere zehn Runden später übernahm er die Führung.

Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen, das vor zwei Jahren wegen sintflutartiger Regenfälle nach einigen Runden hinter dem Safety-Car abgebrochen werden musste, gerade mal eine gute Stunde alt. Auf der regenüberfluteten Strecke profitierte der 911 RSR von seiner guten Traktion dank seines Heckmotorkonzepts und lag über weite Strecken an der Spitze des GT-Feldes. Als Christensen in der 43. Runde an Lietz übergab, benötigte der Österreicher, 2012 letzter Porsche-GT-Sieger in Fuji, nur sechs Runden, um die Führung zurück zu erobern.


Fotos: WEC in Fuji


Die Bedingungen blieben schwierig, auch als die Niederschläge nach nicht ganz zwei Stunden langsam nachließen und die Fans auf den Tribünen ihre Schirme zuklappen konnten. Ihrer Begeisterungsfähigkeit hatten die widrigen Witterungsverhältnisse nichts anhaben können. Sie wurden durch teilweise spektakuläre Zweikämpfe und Überholmanöver reichlich entschädigt, etwa als Pilet anfangs der zweiten Rennhälfte Jagd auf den führenden Ferrari machte, seinen Rückstand in jeder Runde kontinuierlich verringerte, um dann schließlich anfangs der 105. Runde am Ende der langen Start-Ziel-Geraden mit einer fahrerischen Glanzleistung die Spitze zu übernehmen.

Rückfall auf trockener Strecke

Erst als die Strecke zwei Stunden vor dem Ziel immer weiter abtrocknete und die Teams erstmals profillose Slicks aufzogen, handelten sich die beiden Porsche einen Rückstand auf die Spitze ein. Die Ursache dafür war nicht zuletzt ein zusätzlicher Boxenstopp aufgrund des notwendigen Wechsels auf Trockenreifen. Mit einer zweiten tollen Aufholjagd sicherte Pilet dem Manthey-Team kurz vor dem Ziel jedoch noch den zweiten Platz.

In der Fahrerwertung der GT-Piloten konnte Lietz seine Führung behaupten. Ebenfalls vorne liegt Porsche in der Gesamtwertung für GTE-Pro-Teams. Bei den Herstellern belegt Porsche bei zwei noch ausstehenden Rennen in Schanghai und Sachir den zweiten Platz. In der Klasse GTE-Am begeisterte Le-Mans-Gesamtsieger Earl Bamber die Fans mit einer sehenswerten Aufholjagd.

Mit dem 911 RSR des Porsche-Kundenteams Proton war er wenige Runden vor dem Ziel auf abtrocknender Strecke von ganz hinten bereits bis auf den dritten Platz vorgefahren. Doch dann wurde er von einem überholenden LMP1-Sportprototypen getroffen. Der wegen einer zerstörten Felge notwendige Boxenstopp warf ihn und seine Teamkollegen Christian Ried und Khaled Al Qubaisi auf den fünften Platz zurück.

Lietz verteidigt WM-Führung

Marco Ujhasi, Gesamtprojektleiter GT Werksmotorsport: "Ein verrücktes Rennen, das von unterschiedlichen Strategien der einzelnen Hersteller und Autos geprägt war. Wir haben das unter diesen Umständen bestmögliche Resultat erzielt. Trotzdem gibt es viel zu analysieren. Wir werden die Erkenntnisse daraus nutzen, um noch stärker ins nächste Rennen in Schanghai zu gehen. Glückwunsch an unser Kundenteam Dempsey Proton Racing zum ersten Sieg in der WEC. Sensationell, was da geleistet wurde. Fehlerfreie Boxenarbeit, Top-Performance auf der Strecke und das richtige Timing bei der Fahrerbesetzung - Kompliment!"

Richard Lietz

Richard Lietz behält trotz Platz vier die Führung in der GTE-Pro-Gesamtwertung Zoom

Richard Lietz (#91): "Das Rennen hat alles geboten, was sich die Fans wünschen können. Auch wir hatten richtig Spaß im Auto. Wir haben heute sehr viele richtige Entscheidungen getroffen. Leider sorgte zum Schluss die Rennleitung mit einer erst angekündigten und dann unvermittelt wieder zurückgezogenen Gelbphase für Verwirrung, durch die wir die Leidtragenden waren. Das hat uns eine Podiumsplatzierung gekostet. Schade, dass auf diese Weise in die Entscheidung eingegriffen wurde. Wir hatten heute ein gutes Auto, haben unter diesen Umständen aber nicht das erreicht, was möglich gewesen wäre."

Michael Christensen (#91): "Durch das extreme Wetter sowie die Gelbphasen und Kollisionen war es in diesem Rennen sehr schwierig, die richtige Strategie zu entwickeln. Wir hatten einen guten Start, lagen lange in Führung. Doch dann passierten Dinge, auf die wir wenig Einfluss hatten. Das warf uns zurück."

Schadensbegrenzung bei Nummer 92

Patrick Pilet (#92): "Ein sehr seltsames Rennen. Ich bin nicht völlig zufrieden, denn nicht alles war perfekt. Wir hatten kein Glück bei der Reifenwahl, was teilweise mein Fehler war. Als die Strecke immer weiter abtrocknete, wechselten wir nicht rechtzeitig auf Slicks. Ich war der Meinung, es sei noch zu früh, wollte noch einige Runden warten. Dadurch mussten wir kurz darauf noch einmal an die Box und verloren viel Zeit. Zum Schluss habe ich alles gegeben, um für Porsche so viele Meisterschaftspunkte wie möglich zu holen. Wir haben trotz allem gezeigt, welches Potenzial wir haben. Ich hoffe, dass wir es in Schanghai in einen Sieg umsetzen können."

Frédéric Makowiecki (#92): "Am Ende war es doch noch ein gutes Resultat. Es war für alle ein sehr hartes Rennen unter schwierigsten Bedingungen. Wir waren vom Start bis ins Ziel gut unterwegs. Leider haben wir den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel auf Slicks verpasst. Doch Patrick hat das Beste daraus gemacht."

Dempseys große Show

Patrick Dempsey (#77): "Ein tolles Gefühl. Unser erster Sieg in der WEC - dafür haben wir die ganze Saison hart gearbeitet. Ich bin einen langen ersten Stint im strömenden Regen gefahren und musste dann stundenlang warten. Als ich kurz vor dem Ziel wieder ins Auto stieg, ging es vor allem darum, keinen Fehler zu machen. Doch heute hat alles gepasst. Patrick hat mir über Funk Tipps gegeben, Marco ist einen fantastischen Stint gefahren und die Strategie des Teams war perfekt. Ich bin sehr dankbar für all die Unterstützung, die ich von Porsche und vom Team in dieser Saison erfahren habe, um mich als Rennfahrer weiter zu entwickeln. Das ist ein großartiger Tag - und Fuji ab heute eine meiner Lieblingsstrecken."

Patrick Long (#77): "Nach unserem zweiten Platz in Le Mans habe ich gedacht, viel mehr an Emotionen geht nicht. Doch dieser Sieg hat das alles noch übertroffen. Keiner von uns machte größere Fehler, und Marco ist in der Mitte des Rennens bärenstark gefahren und hat damit diesen großartigen Erfolg erst möglich gemacht."

Marco Seefried (#77): "Mir war bei meinem Stint gar nicht richtig bewusst, dass wir so gut unterwegs waren. Wenn du da draußen bist und dein Ding machst, dann weißt du ja meistens gar nicht, wo du genau liegst. Ich hatte keine Ahnung, dass wir so überlegen waren in diesem Moment. Ich war da auch nicht bei 120 Prozent, sondern habe einfach nur versucht, schnell und konstant zu fahren. Wir hatten heute aber auch ein sehr gutes Auto. Mit dem 911 RSR auf dieser schwierigen Strecke zu fahren, hat unglaublich viel Spaß gemacht."