• 08.10.2008 18:26

  • von Maximilian Bauer

Der Sahara-Virus des Thomas Holzknecht

Thomas Holzknecht vertritt die deutschen Farben bei der Pharaonen-Rallye und schildert, was ihn an der Wüste so reizt: Die Faszination der Stille

(Motorsport-Total.com) - Die selbst gedrehte Zigarette schmeckt Thomas Holzknecht besonders gut. Noch im Rennanzug sitzt er im Camp im ägyptischen Oasendorf Siwa, blinzelt in die Sonne, wartet auf die nächste freie Dusche und lässt sich den Rauch schmecken. Auf Platz elf gestartet und auf Platz vier nach vorne gefahren - das muss man sich genüsslich auf der Zunge zergehen lassen: "Super gelaufen heute", bilanzierte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Thomas Holzknecht

Thomas Holzknecht ist in der Wüste völlig in seinem Element

Holzknecht ist Copilot des Ägypters Abou Youssef Abdel Hamid und fährt mit ihm im Buggy Cottel die Pharaons-Rallye, die am Sonntag in Kairo gestartet ist und quer durch die Wüste des Landes führt. Nach einem guten Start hatte sein Team in den Etappen zwei und drei mit technischen Problemen zu kämpfen. Buchstäblich war ihnen der Sand ins Getriebe geraten, und die Hydraulik tat auch nicht das, was der Konstrukteur für sie vorgesehen hatte. Hinzu kam in der dritten Etappe ein Fahrfehler von "Mido", wie sich der lange Name des Piloten abkürzt, der dem Team fast fünfzehn Minuten kostete, weil das Fahrzeug
kurzzeitig außer Gefecht war.#w1#

"In den Dünen kommt es mehr auf die Technik an", sagt Holzknecht am Vorabend der vierten Etappe im Camp in Sitra. "Das sind Spezialgebiete. Sehr schwierig, auch schwierig zu navigieren. Und der Buggy kann sich leicht überschlagen." Zum Gespräch lümmelt er sich lässig auf den Boden - am Auto schrauben darf er ohnehin nicht - und erzählt von einem Leben mit dem Rennen und der Wüste. Kopilot in Midos Buggy ist der Weilheimer nämlich erst seit Kurzem.

Faszination Stille

"Ich bin ein geborener Motorradfahrer", sagt er, und zählt auf, wann er welche Maschine gekauft hat, wie er bei "der Breslau" einst "die Maschine zu Tode gequält" und dennoch den ersten Platz geholt hat, wie er in München den Club "Mud Racers" gegründet hat und 1997 mit einer BMW (und seiner Freundin) zu einem Trip nach Tunesien aufgebrochen ist.

"Die Wüste ist der einzige Ort auf der Welt, wo man kein Geräusch hören kann." Thomas Holzknecht

"Da hab ich dann den Sahara-Virus bekommen", sagt er, die blauen Augen blitzen vor Begeisterung auf. "Eines Morgens bin ich da aufgewacht - und da war so eine unglaubliche Stille. Die Wüste ist der einzige Ort auf der Welt, wo man kein Geräusch hören kann." Die Faszination Wüste hat ihn nicht mehr losgelassen.

Es blieb nicht bei einfachen Touren. Seit vier Jahren ist Thomas Holzknecht der Veranstalter seiner eigenen Rallye, der Libya Desert Challenge (LDC), die quer durch den nordafrikanischen Wüstenstaat führte. Sein Lehrgeld hat er dabei schon bezahlt - einmal ließ ihn seine Partneragentur sitzen, die Rallye musste abgesagt werden.

Thomas Holzknecht

Diesen Buggy navigiert Thomas Holzknecht durch die Weiten der Wüste Zoom

Holzknecht weiß zu schätzen, wie gut die Logistik mit den ägyptischen Partnerfirmen der Pharaons-Rallye klappt. Wie schön es ist, wenn alles zum gewünschten Zeitpunkt an richtigen Ort ist, und sei es mitten im Nirgendwo wie das Camp in der Etappe Sitra. Und wie angenehm es ist, abends im arabisch dekorierten Gemeinschaftszelt auf dem Boden lümmeln und gekühlte Getränke genießen zu können. Mido lernte er bei der Libyen-Rallye kennen - und jetzt sitzt er mit ihm im Cockpit.

An der Pharaons gefällt ihm außer dem Management und dem Catering auch die "Professionalität der Fahrer" und das "saubere Reglement" nach FIA-Standards - auch, wenn es das Tragen eines Rennanzugs vorschreibt, in dem sich Holzknecht beim Wüstentrip fühlt "wie ein Heizungsrohr in einem Heizungsrohrmantel".

Die Ergebnisse der vierten Etappe

Das Schrauben am Buggy hat sich gelohnt: In der vierten Etappe ging für die beiden alles nach Plan. Auf 371 Kilometern, die hauptsächlich durch Sanddünen führten, konnten sie die Vorteile ihres Buggys voll nutzen und kamen mit der viertschnellsten Zeit in Siwa an. In Führung liegt weiterhin der materialtechnisch weit überlegene Christian Lavieille im Nissan Hardbody des Dessoude-Teams, zweiter wurde Jerome Pelichet im Bowler Wildcat. In der Gesamtwertung liegt Lavieille mit über zwei Stunden Vorsprung vor dem Franzosen Patrick Sireyol im Bowler Wildcat des Cummins-Teams und dem Franzosen Jerome Pelichet im Bowler Wildcat seines eigenen Teams. Mido und Holzknecht belegen Platz neun in der Gesamtwertung.

Bei den Motorradfahrern reklamierte das Vectra-Team die vorderen drei Plätze der vierten Etappe für sich. Der niederländische Teamchef Frans Verhoeven kam vor seinem Kollegen und schärfsten Pisten-Rivalen David Casteu ins Ziel, gefolgt vom Rumänen Emanuel Gyenes. In der Gesamtwertung liegen Verhoeven und Casteu nur eine knappe Minute auseinander. Und weil sie so schnell im Camp waren, blieb noch Zeit für einen Ausflug ins berühmte "Bad der Kleopatra" in Siwa, eine Frischwasserquelle in einem natürlichen Steinbecken, in dem sich schon die alten Ägypter gerne erfrischten. Für die folgende fünfte Etappe, die an die Grenze nach Libyen führt, werden sie diesen Wellness-Schub dringend brauchen.