Ralf und David Schumacher im LMP3: Kein Podium wäre eine Enttäuschung

David Schumacher erklärt im exklusiven Interview, wie es zum LMP3-Projekt mit Vater Ralf Schumacher am Nürburgring gekommen ist und was die Ziele sind

(Motorsport-Total.com) - "Gerhard Ungar ist sehr zielstrebig. Ich glaube, er wäre enttäuscht, wenn wir nicht auf dem Podium stehen." - David Schumacher sieht einen gewissen Erwartungsdruck durch den ehemaligen Mercedes-DTM-Erfolgsingenieur, der zusammen mit Ralf Schumacher das Team US Racing besitzt.

Titel-Bild zur News: David und Ralf Schumacher werden sich diesen Ligier JS P320 im Prototype Cup Germany teilen

David und Ralf Schumacher werden sich diesen Ligier JS P320 im Prototype Cup Germany teilen Zoom

Der Coup ging durch viele Medien, als Ralf und David Schumacher ihren gemeinsamen Start im Prototype Cup Germany auf dem Nürburgring bekannt gaben. Ein Projekt, das schon länger in der Pipeline war, wie Schumacher Junior gegenüber Motorsport-Total.com verrät: "Wir haben Mitte vergangenen Jahres mit den Planungen begonnen und auch einen Test in Hockenheim absolviert."

Danach war das Thema erst einmal auf Eis gelegt, denn David Schumacher musste zunächst seine weitere Karriere planen. Statt in der DTM fährt er in diesem Jahr im Rahmenprogramm des ADAC GT Masters an der Seite von Salman Owega und hat bereits zwei Siege eingefahren - passenderweise beide auf dem Nürburgring, wo beide zuletzt zudem erstmals auf der Nordschleife siegreich waren.


Fotostrecke: Ralf und David Schumacher beim LMP3-Einsatz im Prototype Cup Germany

Im Sommer 2024 ging plötzlich alles ganz schnell: "Vor ein paar Wochen rief mich Papa an und sagte: 'David, hast du noch Lust? Sollen wir das nicht machen? Der Nürburgring passt perfekt.' Und so kam es, eigentlich ganz spontan. Aber es war schon länger geplant, dass wir mal ein Rennen zusammen fahren."

Ralf Schumacher hat noch Speed

Die LMP3-Kategorie passte perfekt, denn Vater und Sohn bringen Erfahrung aus dem Formelsport mit. "Mein Vater will weder ABS noch Traktionskontrolle, das ist nichts für ihn. Das Gewicht auch nicht. Und Formelautos kann man nur alleine fahren. Der LMP3 ist ein perfekter Mittelweg."

Mit 460 PS auf 950 Kilogramm geht es voran: "Das Fahrverhalten ist dem eines Formelautos sehr ähnlich. Und es macht richtig Spaß. Papa hatte [bei einem Test auf dem Hockenheimring 2023] einen Riesenspaß und hat sich sofort entschieden, die Autos zu kaufen." Seitdem besitzt US Racing zwei Ligier JS P320.

Ein weiterer Grund: die Kosten. "Die Autos sind auch preislich auf einem ganz anderen Niveau als ein GT3-Auto. Die Autos kosten inklusive Motor 250.000 Euro, wo ein GT schnell das Doppelte kostet. Der Ferrari kostet mittlerweile über 800.000 Euro."

Gerhard Ungar (Hintergrund) besitzt das Team US Racing zusammen mit Ralf Schumacher

Gerhard Ungar (Hintergrund) besitzt das Team US Racing zusammen mit Ralf Schumacher Zoom

Seit dem Test in Hockenheim hat US Racing noch zweimal auf dem Nürburgring getestet. Die große Frage ist natürlich: Wie viel Speed steckt noch in Ralf Schumacher, mittlerweile 49 Jahre jung? "Er war schneller als erwartet", berichtet Sohn David, fügt aber gleich hinzu: "Er war nicht schneller als ich, aber nahe dran."

Deshalb auch die Zielsetzung; David Schumacher hofft auf eine Sektdusche: "Das Wichtigste für uns ist einfach, zusammen Rennen zu fahren und Spaß zu haben. Wer weiß, vielleicht kommt ja noch ein Podiumsplatz dabei herum, das wäre schön. Papa und ich zusammen auf dem Podium, das wäre schon was." (Das sind ihre Gegner)

"Und Gerhard Ungar, der ist ohnehin sehr zielstrebig. Ich glaube, er wäre enttäuscht, wenn wir nicht auf dem Podium stehen. Deshalb geben wir uns Mühe. Wir werden auf jeden Fall unser Bestes geben."

Derzeit keine Prototypen-Karriere geplant

Für David könnte sich eine neue Karriereperspektive auftun. Den Formelsport hat er inzwischen aufgegeben, viele Fahrer gehen als Alternative einen zweigleisigen Weg aus GT3 und Prototypen. Die boomende Hypercar-Klasse in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Kombination mit dem Evergreen GT3 macht diesen Karriereweg attraktiv.

"Theoretisch gibt es das immer. Das Problem ist, dass es relativ teuer ist", antwortet Schumacher auf diese Frage. "LMP3 noch nicht unbedingt, aber spätestens, wenn man in die LMP2 geht, dann geht es vom Budget her schon in Richtung Formel-3-Saison. Das ist schon eine Sache, die man erst einmal stemmen muss. Deshalb liegt der Fokus erst einmal auf der GT3."

Dennoch hat auch er viel Spaß: "Es ist ein ganz anderes Auto [als GT3]. Es geht viel über die Aerodynamik. Kein ABS, das ist auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Da ich die Reifen nicht sehe, ist es schwierig einzuschätzen, wann das Rad steht. Wir haben auch keine Anzeige im Cockpit [für ein blockierendes Rad], also geht es komplett über das Gefühl."

David Schumacher, Ralf Schumacher

Vater und Sohn Schumacher werden erstmals gemeinsam ein Rennen bestreiten Zoom

Gerade auf der Sprintstrecke des Nürburgrings ist das nicht einfach. Denn es gibt gleich mehrere Kurven, die "Trailbraking" erfordern, also das Hineinbremsen in die Kurve. Der GT3-Bolide regelt mit ABS, im LMP3 bleibt das Rad gleich stehen.

Die Formel-Erfahrung hilft nur bedingt: "Die Bremse ist bei weitem nicht so hart wie im Formelauto. Im Monoposto muss ich richtig hart reintreten. Das hat dieses Auto nicht, das ist mehr wie ein GT-Auto: ein bisschen sanfter, alles ein bisschen weicher. Es hat wirklich ein bisschen gedauert, bis ich mich wieder daran gewöhnt habe, kein ABS zu haben."

"Aber das Auto macht viel Spaß. Es ist ein bisschen eng, auch daran muss ich mich gewöhnen. Und das Ligier-Chassis ist ein Rechtslenker. Das ist auch anders als im GT-Auto, so etwas bin ich noch nie gefahren. Da ist es schon das eine oder andere Mal passiert, dass du beim Bremsen ein bisschen zu weit links warst."

Aufmerksamkeit ist dem Prototype Cup Germany auf jeden Fall sicher. Die Rennen finden im Rahmen der DTM am 17. und 18. August statt. Das ADAC GT Masters hatte seine beiden Rennen bereits im Rahmen des Truck-Grand-Prix im Juli auf dem Nürburgring ausgetragen und pausiert deshalb, sodass David Schumacher Zeit für das LMP3-Abenteuer hat.

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