Siedler: "Auch im Supercup heißt es alt gegen jung"
Norbert Siedler im Interview über das Generationenduell in der Formel 1 und im Supercup und seinen neuen Teamkollegen Jan Seyffarth
(Motorsport-Total.com) - Wenn es am Wochenende in Bahrain "Bühne frei" für das Formel-1-Comeback des Jahrhunderts heißt, ist dort auch ein österreichischer Pilot live am Start, nämlich Norbert Siedler im hart umkämpften Porsche-Supercup. Der mittlerweile 27jährige Wildschönauer über seine Saisonziele, über Michael Schumacher und über die neue Euphorie im PS-Zirkus.

© Edi Nikolic
Norbert Siedler geht in seine zweite Supercup-Saison mit Veltins MRS
Frage: "Norbert, du setzt auf Kontinuität und daher zum dritten Mal in Folge auf Veltins MRS Racing, mit denen du im Vorjahr immerhin Platz fünf in der Gesamtwertung eingefahren hast. Mit welchen Erwartungen fliegst du also zum Saisonstart?"
Norbert Siedler: "Es ist gut, dass es endlich wieder losgeht. Ich hab das neue Auto neulich in Hockenheim getestet und bin wirklich begeistert. Man kann Porsche zu diesem Prachtstück nur gratulieren, da ist noch in einigen Bereichen ein Schritt nach vorne gelungen. Außerdem freue ich mich auch auf den Grand Prix und bin schon gespannt, wie sich Michael Schumacher gegen die jungen Platzhirschen aus der Affäre ziehen wird."#w1#
Frage: "Deine Prognose?"
Siedler: "Er wird fahrerisch absolut bei der Musik sein, aber die Frage ist doch letztlich, ob er das Material dazu haben wird. Ich hab jedenfalls gehört, dass Ferrari, McLaren und auch Red Bull sehr schnell sein sollen. Und die Herren Alonso, Hamilton und Vettel können schon auch Autofahren."
Frage: "Das können aber auch die Top-Fahrer aus dem Porsche-Supercup, wovon man sich alle 2 Wochen dann auch wieder live auf 'Eurosport' und 'Sky' überzeugen kann..."
Siedler: "Der Cup ist stark besetzt und gut vermarktet, ich denke also, dass wir wieder eine gute Ergänzung im Rahmenprogramm der Formel 1 sein werden. Die Euphorie um die neue Formel 1 wirkt sich übrigens auch positiv auf den Supercup aus, das spüre ich überall wo ich hinkomme."
Frage: "Dein neuer Teamkollege heißt Jan Seyffarth und ist amtierender Vizemeister im Carrera-Cup. Ist das teaminterne Duell bei Euch genauso bedeutend wie in der Formel 1?"
Siedler: "Ja, das läuft bei uns nicht anders ab. Man arbeitet zwar möglichst gut und konstruktiv zusammen, aber am Ende geht's dann doch ans eingemachte. Wobei es natürlich besser ist, dass man sich hier wenigstens mit den gleichen Autos messen kann. Wir bekommen jedenfalls beide die volle Unterstützung von MRS Racing."
Frage: "Dein alter Kollege, Rene Rast, fährt nun für das Team von Walter Lechner. Ist er für dich der große Favorit auf den Meistertitel?"
Siedler: "Er wird auf alle Fälle ganz vorne mit dabei sein, aber das hoffe ich natürlich auch für uns. Ich bin im Nachhinein betrachtet übrigens heilfroh, dass ich nach meinem Quereinstieg aus dem Formelsport einen superschnellen Sportwagenpiloten an meiner Seite hatte, das war für meine Lernphase absolut wichtig."
Frage: "Betrachtest Du Deine Lernphase eigentlich als abgeschlossen?"
Siedler: "Auf gar keinen Fall. Ich Supercup braucht man einfach sehr viel Erfahrung und Testkilometer, da geht mit Gas geben allein überhaupt nichts."
Frage: "Das heißt, die alten Hasen können den jungen Löwen manchmal ganz schön das Leben schwer machen?"
Siedler: "Das Duell jung gegen alt gibt's eben nicht nur in der Formel 1. Das beste Beispiel bei uns ist Patrick Huismann, der mit seinen 43 Jahren immer noch ganz vorne mitfährt. Vielleicht nicht mehr vom reinen Speed her, aber der alte Fuchs macht kaum Fahrfehler und ist halt immer gleich zur Stelle, wenn irgendwer leichsinnig Punkte verschenkt. Ich bewundere ihn sehr für das, was er im Porsche erreicht hat, außerdem ist er ein ganz, ganz sympathischer Kerl."
Frage: "Der Blick in die Kristallkugel ist immer schwer, aber welche Resultate müssten am Ende auf Deinem Konto stehen, damit Du sagen könntest: 'Das war ein gutes Jahr'?"
Siedler: "Mein großes Ziel ist, unter die ersten Drei in der Gesamtwertung der Meisterschaft zu kommen und mein erstes Rennen zu gewinnen. Am Ende hat man dann allerdings nicht alles selbst in der Hand, deshalb setze ich mich auch nicht unnötig unter Druck. Wir sind ein starkes Team und haben sicherlich gute Chancen, auch wieder ganz vorne mitzumischen."

