• 21.03.2020 12:01

  • von Roland Hildebrandt

Peugeot 309 (1985-1993): Kennen Sie den noch?

Seine Nummer ist ungewöhnlich, seine Geschichte auch: Der Peugeot 309 zählt heute zu den vergessenen Helden des Alltags

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Die Macher des "Autokatalog", Modelljahr 1986, waren sich ziemlich sicher: "Ein zweites Standbein erhoffen sich die Franzosen von dem Nachfolger des Talbot Horizon (Projektname C 28), der vermutlich als Peugeot 303 im Oktober 1985 seine französische Premiere feiert." Soweit alles richtig.

Fast alles: Denn das beschriebene Fahrzeug wurde schließlich auf den Namen Peugeot 309 getauft. Die Ziffer 9 am Ende sollte es vorher und nachher nie mehr bei Peugeot geben. Plante man den 309 von vornherein ohne Nachfolger?

Blicken wir ein paar Jahre zurück: Seit 1979 gehörte die Marke Talbot zum PSA-Konzern. Mit dabei war das "Auto des Jahres" 1979, der Talbot Horizon, als moderner Rivale des VW Golf. Prinzipiell alles prima, wäre da nicht ein klitzekleines Problem gewesen.

Peugeot war finanziell am Allerwertesten, im Vergleich zu 1978 hatte man 1980 in Frankreich 2,5 Prozent Marktanteil verloren. Einzig der enorme Erfolg des 205 ab 1983 rettete Marke und Konzern. Ein Jahr später entschied sich Peugeot dazu, Talbot einzustellen. 

Aber da war noch das Projekt C 28, in das bereits viel Geld geflossen war. Gedacht war der C 28 als Nachfolger des Talbot Horizon, fertige Prototypen drehten schon ihre Runden. Und auch ein Name stand fest: Talbot Arizona. Zahlreiche Details hatten die Entwickler von dem Forschungsprojekt VERA Plus übernommen, einer Studie aus dem Jahr 1982.

So gab es Maßnahmen zur Gewichtsminderung, auch der Austausch einzelner Bauteile wurde vereinfacht. Herauskam ein Fünftürer mit verglastem Schrägheck mit dem guten cW-Wert von 0,33. Gleichzeitig nutzte man viele technische Komponenten des 205 wie Motoren, Achsen und die Türen.

Im Oktober 1985 präsentierte Peugeot schließlich den neuen 309, dessen Entwicklung rund zwei Milliarden Franc verschlungen hatte. Trotz der seltsamen Nummer passte der 309 gut ins Peugeot-Modellprogramm. Er bediente Aufsteiger vom 205, löste den 1977 vorgestellten 305 ab und schloss die Lücke zum später erscheinenden 405, der seit 1982 in der Planung ist.

Und natürlich kam der 309 auch seinem eigentlich angedachten Zweck nach und beerbte den 1986 auslaufenden Talbot Horizon. Endlich hatte Peugeot einen echten eigenen Golf-Schläger.

Zum Start gab es den Peugeot nur als Fünftürer, die Basismotoren mit 1,1 Liter und 55 PS Leistung sowie 1,3 Liter und 65 PS waren noch Talbot-Konstruktionen. Deutlich moderner hingegen die Motoren aus der XU-Familie von Peugeot: 1,6 Liter und 75 PS plus 1,9 Liter und 102 PS im 309 GT. Bis 1987 umfasste das 309-Programm 21 unterschiedliche Varianten, darunter einen Dreitürer, einen oft gelobten Diesel mit 64 PS oder auch den 309 Automatic mit vier Stufen und 75 PS. Das heißeste Eisen für Fans des 309 war der GTI 1.9 mit 128 PS.

Und Fans hatte der Peugeot 309 mehr als gedacht: In den ersten drei Jahren liefen rund 800.000 Einheiten vom Band. Zunächst im Werk Poissy in Frankreich, stießen bald auch Villaverde in Spanien sowie das britische Ryton dazu. Speziell in England fand der 309 viele Freunde, obwohl zeitgenössische Publikationen ihn als "vernunftbetontes Automobil" betrachteten, dem die Ausstrahlung des 205 abgeht.

Im Juli 1989 erhielt der 309 ein technisch wie optisch gründliches Facelift. Die OHV-Einstiegsmotoren von Talbot wurden durch Peugeot-Aggregate ersetzt. Hinzu kamen zwei neue Angebote: Ein 1,8-Liter-Turbodiesel mit 78 PS und ein 1.9 GTI 16V mit 160 PS. Diese beiden Motoren stammten aus dem 405. Auch das Getriebe wurde überarbeitet. Der Rückwärtsgang lag jetzt gegenüber dem 5. Gang anstatt neben dem ersten Gang.

Äußerlich erkennbar sind die Fahrzeuge vor allem an den Änderungen der Karosserie vorn und hinten. Die Ladekante des Kofferraums wurde dadurch gesenkt, dass die vergrößerte Heckklappe auch den Teil zwischen den beiden nun schmaleren Heckleuchten umfasste. Besonders hier erinnerte der 309 nun an den neuen 405. Im Innenraum wurden das Armaturenbrett und das Lenkrad modernisiert und aus höherwertigen Materialien gefertigt.

Ein gutes Timing jedenfalls, denn nach der politischen Wende in der DDR erfreute sich der Peugeot 309 einer großen Beliebtheit in Ostdeutschland. (1990 verkaufte Peugeot Deutschland immerhin fast 14.000 Exemplare des 309.)

Auch deswegen wurden gar nicht so wenige 309 gebaut, wie man annehmen möchte: 1.635.132 Fahrzeuge produzierte Peugeot bis 1993. Und es gab dann doch einen Nachfolger für den 309: Es war der konsequent als Golf-Rivale konzipierte Peugeot 306. Aber auch er zählt inzwischen zu den vergessenen Helden ...

Weitere vergessene Helden:

Skoda Favorit (1987-1994): Kennen Sie den noch?

50 Jahre VW K 70 (1970-1975): Kennen Sie den noch?

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