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Militärfahrzeuge von Volkswagen: Ein Rüstungs-Rückblick
Soll sich der Volkswagen-Konzern mit dem Thema Rüstung befassen? Zumindest hat die Marke VW eine Tradition bei Militärfahrzeugen
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Im Rahmen der Jahresbilanz-Pressekonferenz für 2024 wurde Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume von Medien gefragt, ob er sich auch Rüstung vorstellen könnte, um die Werke auszulasten. Dementiert wurde das vom CEO nicht, aber auch nicht direkt bestätigt. Dabei hat die Marke VW eine lange Tradition bei Armeefahrzeugen.

© Motor1.com Deutschland
VW Iltis Bundeswehr Zoom
Zwar hält ihn VW weitestgehend unter Verschluss, aber der Typ 82 aus dem Zweiten Weltkrieg und sein Ableger Typ 166 Schwimmwagen markieren den Beginn der militärischen Produktion des Konzerns. Ferdinand Porsche (der auch Panzer konstruierte), hatte schon bei der Entwicklung des Volkswagens alias KdF-Wagens eine militärische Ableitung eingeplant.
So heißt es bei Wikipedia: "Auf Anregung des Heereswaffenamtes begann 1938 die Porsche KG mit der Weiterentwicklung des KdF-Wagens zu militärischen Zwecken. Dabei legte das Heereswaffenamt folgende Anforderungen fest: offene Karosserie, Gesamtgewicht 950 kg (Fahrzeug 550 kg + 400 kg für drei Mann mit Ausrüstung), geringe Bauhöhe, Möglichkeit der Produktion großer Stückzahlen bei möglichst geringen Fertigungskosten.
Ende 1939 waren die ersten Prototypen des neuen Geländewagens mit der kantigen Karosserie als Typ 62 fertiggestellt. Die ursprünglich für hunderttausende Deutsche über einen Sparvertrag geplante Herstellung ziviler "KdF-Wagen" wurde bei Kriegsbeginn nach 210 Fahrzeugen ausgesetzt: Die durch den Kriegsausbruch bedingte Inanspruchnahme des Volkswagenwerkes für die Rüstungsproduktion bedeutete das Ende der Pläne für eine Serienfertigung der zivilen Variante des Autos. Die neue Serienproduktion des VW Käfer begann erst nach dem Krieg."
Der Unterhalt des KdF-Wagens hätte wohl die meisten Kunden ruiniert, wie man inzwischen weiß. Aber die (unfreiwillige) Fahrt an die Front im Kübelwagen könnte so manchen Soldaten zum späteren Käfer-Käufer gemacht haben.
Von August 1940 bis April 1945 wurden im Volkswagenwerk bei Fallersleben 50.788 Stück in verschiedenen Ausführungen hergestellt. Nach Kriegsende wurde der Typ 82 unter der Bezeichnung Typ 21 für kurze Zeit aus Restteilen unverändert weitergebaut. Diese Fahrzeuge nutzte unter anderem die Post.
VW 181: Käfer im Tarnanzug
Rund 25 Jahre später kehrte VW in den militärischen Bereich zurück. Hinter dem Typ 181 (1969 bis 1980) und dem Typ 183 (1978 bis 1988), auch Iltis genannt, stand das Militär als Auftraggeber. Ende der 1960er-Jahre war der zweitaktende DKW Munga bei der Bundeswehr ein Auslaufmodell. Als Ersatz ist eine Gemeinschaftsentwicklung von Frankreich, Italien und Deutschland, der Europa-Jeep, geplant, doch dieses internationale Projekt kam nicht über die Planungsphase hinaus.
Bei der Suche nach einer Alternative fiel die Wahl auf Volkswagen. VW sollte auf Basis des VW Käfer den benötigten, bedingt geländetauglichen Mehrzweckwagen konstruieren. Bei der Konstruktion konnte sich VW auf den in Australien entwickelten, 1967 präsentierten Country Buggy stützen, der von Volkswagen-Technikern im australischen Montagewerk in Clayton Victoria entwickelt worden war.
Technische Basis für den 1968 vorgestellten und ab 1969 produzierten VW 181 ist der Käfer. Obendrauf befindet sich eine Wellblechkarosse, deren Schönheit sich vielen wohl nur auf den dritten oder vierten Blick erschließt. Als "The Thing" wird die zivile Version in den USA zum Kult, sie gilt gemeinhin als leicht zu reparieren und unverwüstlich. Die Bundeswehr nutzt den Begriff "Kurierwagen" für das Modell, um Assoziationen mit dem Weltkriegs-Kübel zu vermeiden. Vergeblich: Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der heckgetriebene 181 dennoch zum "Kübelwagen".
Der "bedingt geländetaugliche" VW 181 wurde für den Transport von Menschen und Material in leichtem Gelände genutzt. Sein Motor mit 44 PS beschleunigte ihn auf eine Geschwindigkeit von bis zu 110 Kilometern pro Stunde.
VW Iltis: Tierisch teuer
Auf den 181 folgt der VW Iltis. Er diente zwischen Ende der 1970er-Jahre bis in die späten 1990er-Jahre bei der Bundeswehr. Der Iltis ging 1978 im Audi-Werk Ingolstadt in Produktion, ab 1979 wurde ein ziviles Modell gebaut. Letzteres war allerdings mit fast 40.000 DM fast dreimal so teuer wie ein VW Golf. Alles in allem baute Volkswagen etwas mehr als 9.000 militärische und zivile Exemplare, wobei die Armeeversionen deutlich in der Mehrheit waren.
Der Volkswagen Iltis mit der Bezeichnung Typ 183 (technisch gesehen der Ersatz für den Typ 181 alias "The Thing") wurde von einem Team unter der Leitung von Ferdinand Piëch aus Teilen des Munga und anderer Audi-Modelle sowie des ersten Golf und des Käfers zusammengesetzt.
Angetrieben wurde er von einem Viertakt-Motor mit 1.741 ccm Hubraum, der 70 PS (75 mit Superkraftstoff) leistete. Selten blieb der 1987/88 produzierte Turbodiesel mit 70 PS. Hinzu kam ein Viergang-Schaltgetriebe mit einem zusätzlichen niedrigen Gang (gekennzeichnet mit "G" für Gelände). Schnell war der gut vier Meter lange Iltis nie: Mit dem Benziner benötigte man 21 Sekunden auf Tempo 100, mehr als 130 km/h waren durch den hohen Aufbau nicht drin.
60 Sekunden CLASSIX - Der Geländewagen VW Iltis - Bundeswehr
Aber der Iltis war auch mehr fürs Gelände gedacht. Der interessanteste Teil des Iltis war sein Antriebsstrang - ein mechanischer Allradantrieb, der als Hinterradantrieb laufen konnte, bis der Fahrer das Allradsystem je nach Bedarf einschaltete. Bei der Bundeswehr wurde der "LKW 0,5 t tmil gl" (0,5 Tonnen Zuladung, teilmilitarisiert, geländegängig) neben der Nutzung als Verbindungsfahrzeug auch mit einer TOW-Lenkrakete bei den Panzerjägern zum Einsatz sowie zum behelfsmäßigen Verwundetentransport.
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Als Zivilversion gewann der Iltis im Jahr 1980 die Rallye Paris-Dakar. Während die Produktion bis Ende der 1980er-Jahre in Lizenz bei Bombardier in Kanada fortgesetzt wurde, rollte der letzte Iltis 1982 aus der Ingolstädter Produktionsstätte.


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