• 02.06.2018 16:20

  • von Arantxa Dörrié

Laureus hilft in Indien

Laureus Sport for Good ist in über 35 Ländern aktiv - so auch in Indien, in der Stadt Jodhpur. Dort gibt es ein Laureus Förderprojekt der ganz besonderen Art

(Motorsport-Total.com/Classic-Car.TV) - Laureus Sport for Good ist in über 35 Ländern aktiv - so auch in Indien, in der Stadt Jodhpur. Dort gibt es ein Laureus Förderprojekt der ganz besonderen Art: IMAGE unterstützt die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in die Gesellschaft. Ausgegrenzt, ignoriert, beschimpft und weggejagt werden - das ist in Indien oft Alltag für Kinder mit Handicap.

Titel-Bild zur News: Laureus Sport for Good in Indien - Cricketmatch

Laureus-Cricketmatch in Jodhpur Zoom

Doch IMAGE hilft den Kindern mit physischen Behinderungen und ermöglicht es ihnen, kostenlos gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern im Internat zu wohnen und die Schule zu besuchen. Das Projekt bietet den Kids ein geschütztes Umfeld, in dem sie sich entwickeln können und lernen, trotz ihrer teils gravierenden Behinderungen ein möglichst selbstständiges Leben zu führen.

Im Projekt mit dabei ist auch die 20-jährige Sharda: Sie erkrankte als Kind an Polio und hat seitdem zwei gelähmte Beine. In der Schule sitzt sie in einem Rollstuhl - mit nach Hause in ihr Dorf und in die überfüllten Busse kann sie ihn aber nicht nehmen. Also kriecht sie mit angewinkelten Beinen und schiebt sich mit den Händen voran, die wegen des heißen Sands in Flipflops stecken. Insgesamt mit drei Bussen muss sie fahren, nur selten helfen ihr andere Menschen die Stufen in den Bus hinauf oder machen einen der beiden Plätze für Behinderte für sie frei.

Reisen ist für Menschen mit Handicap in Indien sehr mühsam. Oft genug muss Sharda inmitten der stehenden Menschen auf dem Boden sitzen, während ein- und aussteigende Fahrgäste über sie hinwegsteigen. Häufig fahren die Busse auch einfach an den behinderten Kids vorbei, die an der Haltestelle warten - das Einsteigen dauert den Fahrern zu lange.

Berührungsängste abbauen und Toleranz schaffen
Umso großartiger ist die Idee, die die IMAGE-Projektleiterin Sneh Gupta schließlich umsetzt: Ein Cricketmatch zwischen den Busfahrern und den Projektkindern, das dazu beitragen soll, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und Toleranz zu schaffen. Und ein Filmregisseur hätte das Drehbuch für das Spiel nicht besser schreiben können: Mit dem vorletzten Wurf dreht das IMAGE-Team das Match und gewinnt gegen die Busfahrer.

Die über 500 Kinder aus den umliegenden Dörfern, die für das Spiel in Bussen nach Jodhpur gebracht wurden, rennen auf das Feld. Janagk Singh, der Kapitän des Teams, wird von der Menge durch das Stadion getragen und erhält zudem die Trophäe als "Man of the Match". Noch vor einem Jahr wollte sich Janagk bei einem Tryout für die lokale Cricketmannschaft bewerben und wurde aus eben diesem Stadion geworfen, weil er behindert war - und nun führt er dort sein Team zum Sieg: Gänsehautfeeling pur!

"Community Sessions" von Kindern für Kinder
Das Match verdeutlicht, wie gut das Konzept von IMAGE aufgeht. Und was im Kleinen bei IMAGE begonnen hat, zieht nun immer größere Kreise. Seit zwei Jahren besuchen die behinderten Kinder aus dem Projekt die umliegenden Dörfer und halten "Community Sessions" mit den dort lebenden Kids ab. Sie erzählen von ihrem Projekt und ihrem Leben, bringen den Kindern Bildung und Hygiene bei und treiben mit ihnen Sport. Es ist beeindruckend, mit welcher Selbstsicherheit und Souveränität die Projektkinder mittlerweile ihre Gruppen leiten und ihr Wissen an die Dorfkinder weitergeben.

"Anfangs wurde ich von den Kids als 'Krüppel? bezeichnet, inzwischen sprechen sie mich mit 'Sir? an und unterstützen mich bei meinem Unterricht", erklärt Suresh, der später in die Politik gehen und Bildungsminister werden möchte. Ein großer Traum für einen Jungen mit nur einem Arm in Indien - aber seine Zielstrebigkeit ist inspirierend. Von Unsicherheit oder fehlendem Selbstbewusstsein keine Spur.

Mit Herz und Verstand
"Educating hearts as well as minds" steht auf einem Schild in der Schule. Die Herzen ebenso erziehen wie die Köpfe - das schafft IMAGE auf ganz beeindruckende Weise.
Besonders berührt das Schicksal von Shyam Lal. Der 20-jährige wurde im Alter von acht Jahren von einem Motorrad angefahren und verlor ein Bein. In der Werkstatt von IMAGE, die gespendete Prothesen recycelt und passende für die Projektkinder herstellt, bekommt er nun eine neue Gehhilfe angepasst.

Als er sich sein künstliches Bein umschnallt und das erste Mal wieder auf beiden Beinen steht, breitet sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Alle in der Werkstatt lächeln unwillkürlich mit. "Ich habe so lange auf mein Bein gewartet. Jetzt ist es endlich da", sagt er noch, bevor er aus der Werkstatt spaziert.
Solche Momente zeigen, dass die Laureus-Idee aufgeht: Sport kann die Welt verändern. Und wenn es nur die Welt von Sharda, Janagk, Suresh und Shyam Lal ist.

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