• 26.03.2022 13:16

  • von Roland Hildebrandt

Kia Opirus (2003-2010): Kennen Sie den noch?

Mit dem Opirus blies Kia vor fast 20 Jahren zum ersten Mal in Europa zum Angriff auf Audi, BMW und Mercedes - Wir blicken zurück und erzählen die Historie

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Titel-Bild zur News: Kia Opirus (2003-2010)

Kia Opirus (2003-2010) Zoom

Würden Sie anhand der folgenden Aussagen erraten, welches Auto gemeint ist? " ... elegant und ansatzweise sogar dynamisch. Der verchromte Kühlergrill und die Seitenschutzleisten mit verchromten Einlagen setzen dezente Glanzpunkte. Die Formensprache der Doppelscheinwerfer hat einen deutlich schwäbischen Akzent."

Und weiter: "Das Raumangebot ist sehr großzügig, auch die Passagiere im Fond verfügen über genügend Kopf- und Beinfreiheit.[...] Der Motor ist auch bei 5.000 Umdrehungen sehr leise und vibrationsarm. Windgeräusche sind erst bei hohen Geschwindigkeiten wahrnehmbar. Auch von außen erinnert der Motorensound eher an eine Nähmaschine als an ein 203-PS-Triebwerk."

BMW 5er? Mercedes E-Klasse? Audi A6? Leider nicht ganz. Die Zitate stammen aus dem Jahr 2003, als wir den damals neuen Kia Opirus testeten. Opi-was? Okay, die fünf Meter lange Limousine ist hierzulande eher durch ihr merkwürdiges Design mit viel Chrom in Erinnerung geblieben als durch hohe Stückzahlen.

Indes: Global betrachtet war die erste eigenständige Oberklasse von Kia kein Flop. In Amerika und Asien erfreute sich der Wagen großer Beliebtheit, und in nur drei Produktionsjahren verkaufte das Unternehmen mehr als 144.400 Fahrzeuge, davon 51.302 allein in den Vereinigten Staaten.

Aber blicken wir zurück auf die Karriere des Opirus. Vorgestellt wurde er im Frühjahr 2003 auf dem Genfer Autosalon. Der Name Opirus bezog sich auf die antike Stadt Ophir, die für ihren Reichtum bekannt war - und wurde in einer Online-Umfrage aus den Namen Opirus, Regent und Conzern ausgewählt. Im Oktober 2003 kam die Limousine mit ihren üppigen 2,80 Meter Radstand in Europa auf den Markt. In Nordamerika hieß sie übrigens Amanti.

Der erste Kia mit ESP

Als erstes Premium-Fahrzeug von Kia ersetzte der Opirus den vom Mazda 929 abgeleiteten Enterprise auf dem koreanischen Inlandsmarkt. Der Opirus war auch das erste Kia-Fahrzeug, das sich eine Plattform mit dem Schwesterunternehmen Hyundai teilte, wobei eine Variante der Hyundai Grandeur/XG Y4-Plattform der dritten Generation verwendet wurde. Technik-Bruder war der hierzulande ebenso selten gebliebene Hyundai XG 350.

Unter der Haube des Opirus befand sich stets ein großvolumiger V6-Benziner, was die Chancen im damals bei uns vom Diesel dominierten Segment von 5er und Co. deutlich reduzierte.

Bis 2007 handelte es sich um ein von Mitsubishi abgeleitetes 3,5-Liter-Aggregat mit 203 PS. Danach gab es 3,8 Liter und 266 PS aus eigener Fertigung, genug für 7,5 Sekunden auf Tempo 100. Mit diesem Motor erreichte das Fahrzeug auch die Euro-4-Norm. Fun Fact: Der Opirus war der erste Kia mit ESP.

Komfortable Reiselimousine

2007 erfolgte ein moderates Facelift, von dem aber hauptsächlich die Heckpartie (480 Liter Kofferraum) profitierte. Auch der Innenraum wurde überarbeitet. Fast gleich blieb hingegen die Front, die wie eingangs erwähnt nicht nur uns an die damalige Vieraugen-E-Klasse erinnerte. Punkte sammelte der Opirus beim Preis: Für anfangs 36.600 Euro war praktisch alles inklusive, sogar eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik.

Nach dem Facelift verlangte Kia knapp 40.000 Euro. Ab Werk waren ein Navi, Teilleder, Sitzheizung vorne und hinten und Parksensoren rundum dabei. Im Frühjahr 2010 endete die Produktion des Opirus. Als ideelle Nachfolger können der Kia Stinger und die heutigen Genesis-Modelle gelten.

2008 schrieben wir: "Der Kia Opirus ist eine empfehlenswerte Reiselimousine: Der bemerkenswert leise und durchzugsstarke Motor, die komfortable Federung und die gute Ausstattung passen ebenso zu diesem Gleiter wie der große Kofferraum. Vor allem aber der Anschaffungspreis macht den Opirus in dieser Klasse interessant.


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Wer einen Exoten sucht, ist mit dem großen Kia gut unterwegs. Allerdings: Ansprüche an fahrdynamische Qualitäten sollten weit in den Hintergrund gestellt werden. Die indirekte Lenkung und die spürbaren Wankbewegungen in Kurven muss man zugunsten des Langstrecken-Komforts in Kauf nehmen."

14 Jahre später sind noch 27 Exemplare bei einer Gebrauchtwagenbörse gelistet. Ab gut 1.700 Euro ist man mit etwas Rest-TÜV, aber auch vielen Kilometern dabei. Doch Obacht: Schon wir verbrauchten damals zwischen 13 und 15 Liter, zudem notiert ein Opirus in der Haftpflichtklasse 23. Und auch die Ersatzteillage dürfte ein Knackpunkt sein.