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Golf von Amerika: VW Rabbit (1975-1984)
Die erste Generation des VW Golf erhielt in den USA den Namen Rabbit - Gleichzeitig entstand ein eigenes Montagewerk. Wir blicken zurück
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Der "Golf von Amerika" ist aktuell in aller Munde: Der neue alte US-Präsident Donald Trump hat verfügt, dass jene Meeresregion umbenannt wird, die wir aus dem Erdkundeunterricht als "Golf von Mexiko" kennen. Mexiko-Aversion hin oder her, uns brachte die Debatte zum wahren Golf von Amerika: Der VW Rabbit wird 50 Jahre alt.

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VW Rabbit (1975-1984) Zoom
Den Namen kennen nur echte VW-Fans, das Auto dahinter aber fast alle: Ab 1975 verkaufte Volkswagen den Golf I als "Kaninchen" (so die Übersetzung) in den Vereinigten Staaten und Kanada. Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Fall ...
Die Ölkrise von 1973 mischte auch den US-Automarkt auf. Mächtige Straßenkreuzer waren out, kompakte Modelle entwickelten sich zu Verkaufsschlagern. Besonders japanische Marken starteten durch. Parallel verkaufte sich der in die Jahre gekommene VW Käfer in den USA immer schlechter. Der 1974 vorgestellte Golf kam also genau richtig.
1975 begann der Export in die USA, dicke Stoßstangen inklusive. Obwohl VW selbst sagt, der US-Golf hätte erst ab 1978 "Rabbit" geheißen, belegen Werbeanzeigen das Gegenteil. Diese frühen US-Rabbit wurden in Deutschland produziert und nach Nordamerika exportiert. Erkennbar an den runden Scheinwerfern.

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Ein früher VW Rabbit. Gut zu erkennen: Die massiven US-Stoßstangen und das Kaninchen an der C-Säule. Zoom
Der Scirocco durfte übrigens seinen Namen in den USA behalten. Warum der Golf zum Karnickel mutierte, ist unklar. Denkbar ist, dass man eine Verwechslung mit dem Mineralölkonzern Gulf (bekannt als Sponsor des Porsche 917) vermeiden wollte.
Zwischen 1973 und 1976 fiel der Absatz der Volkswagen of America von 540.364 auf 238.167 Fahrzeuge; der Marktanteil halbierte sich auf 2,3 Prozent. Um den preisbedingten Wettbewerbsnachteilen zu entgehen, die aus der ungünstigen Wechselkursrelation und dem hohen Produktionskostenniveau in der Bundesrepublik Deutschland resultierten, hatte die Unternehmensleitung bereits 1973 über die Errichtung einer Produktionsstätte in Amerika nachgedacht.
Ein eigenes Werk für den Rabbit
Gegen dieses Projekt sprach vor allem die Festlegung auf ein Modell und damit die hohe Produktabhängigkeit auf einem wettbewerbsintensiven Markt, während die diskutierte Alternative, den Produktionsstandort Mexiko auszubauen und die USA von dort aus zu beliefern, um das Produktimage fürchten ließ. Doch der Absatzrückgang und die finanziellen Verluste aus dem Exportgeschäft verhalfen schließlich der Überzeugung zum Durchbruch, dass die wichtigste Exportbastion nur durch eine Produktion vor Ort gehalten werden konnte.

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VW Rabbit (1975-1984) Zoom
Zudem erleichterte der fulminante Start des Golf die im Juni 1976 getroffene Entscheidung, den Rabbit in den USA zu bauen. Im Jahr 1977 machte der Rabbit 55 Prozent aller in die USA exportierten VW aus. 1978 begann Volkswagen mit dem Bau des Rabbit in seinem Werk in Westmoreland.
Unter dem Druck eines rückläufigen Dollar-Wechselkurses, der den Volkswagen Export in die USA belastet, wurde die Volkswagen Manufacturing Corporation of America ins Leben gerufen, um eine Produktion in den USA aufzubauen. Die neue Tochter übernahm ein Presswerk in South Charleston, West Virginia und eine Montagefabrik in Westmoreland, Pennsylvania, wo im April 1978 die Fertigung des Golf für den nordamerikanischen Markt anlief.
Motoren und Getriebe stammten aus Deutschland, Hinterachsen und Kühler von der Volkswagen de Mexico, die restlichen Bauteile vorwiegend aus der US-Zulieferindustrie. Die neue Produktionsgesellschaft wurde am 31. Juli 1978 auf die Volkswagen of America, Inc. fusioniert, der Hauptverwaltungssitz von Englewood Cliffs, New Jersey nach Warren, Michigan verlegt. Nach Einführung des Zweischichtbetriebs 1979 erreichte das Werk Westmoreland mit 9 102 Beschäftigten das geplante Fertigungsniveau von täglich 1.000 Fahrzeugen.
Weicher und schlichter verarbeitet
Der ehemalige Chevrolet-Ingenieur James McLernon wurde mit der Leitung des Werks beauftragt, das die Kosten für den Rabbit in Nordamerika durch eine lokale Produktion senken sollte. McLernon versuchte, den Golf/Rabbit zu "amerikanisieren" (Volkswagen-Vorstand Werner Schmidt bezeichnete diesen Schritt als "Malibuisierung" des Autos), indem er die Federung weicher machte und billigere Materialien für den Innenraum verwendete.

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VW Rabbit GTI aus Westmoreland Zoom
VW-Puristen in Amerika und die Unternehmensleitung in Deutschland waren darüber verärgert. Für das Modelljahr 1983 kehrte das Werk in Pennsylvania zu härteren Stoßdämpfern und Federungen zurück und verwendete eine hochwertigere Innenausstattung. Die augenfälligste Änderung beim Westmoreland-Golf alias Rabbit war der Wechsel von runden zu eckigen Scheinwerfern
Die Rabbit Diesel kamen Mitte 1977 auf den Markt und wurden ursprünglich in Deutschland hergestellt. Im Laufe des Jahres 1980 wurde die Produktion in das Werk in Pennsylvania verlagert. Der auf dem US-Markt angebotene 1,5-Liter-Dieselmotor leistete 49 PS bei 5.000 U/min. Dieses Modell war nur von kurzer Dauer; 1981 erhielten die Rabbit-Modelle ein Facelift mit umlaufenden Blinkern und größeren Rückleuchten, während der Dieselmotor auf 52 PS bei 1588 ccm umgestellt wurde.
Nach einer Absatzsteigerung von 13 Prozent im Jahr 1979 verzeichnete die US-Tochter im Folgejahr einen weiteren Anstieg von rund 337.000 auf 368.000 verkaufte Volkswagen und Audi-Modelle. Sie profitierte dabei von den drastisch gestiegenen Mineralölpreisen, die eine wachsende Nachfrage nach verbrauchsgünstigen Fahrzeugen auslösten. Für 1980 vermeldete der Geschäftsbericht rund 186.000 in den USA verkaufte Rabbit.

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VW Rabbit GTI Zoom
Im Herbst 1982 begann das Werk auch mit der Produktion des GTI für den nordamerikanischen Markt für das Modelljahr 1983. Der Rabbit wurde bis 1984 in Pennsylvania gebaut. Der Rabbit Pick-up, der auf dem ersten Caddy basierte, wurde ebenfalls dort hergestellt.
Kanada importierte weiterhin den in Deutschland hergestellten Rabbit bis zum Modelljahr 1981, als Volkswagen Canada begann, die in den USA hergestellte Version zu importieren. Das Rabbit Cabriolet (nach 1984, als der Rabbit durch den Golf ersetzt wurde, einfach als Volkswagen Cabriolet verkauft) wurde von Karmann immer nur in Deutschland gebaut; es behielt das ursprüngliche, wieder auftauchende Scheinwerferdesign, nachdem die US-Modelle für 1981 ein Facelifting erhielten.
Der ursprüngliche Golf in US-Ausführung wurde in einer Taxiflotte eingesetzt. Die Yellow Cab Company in Lexington, Kentucky, kaufte Ende der siebziger Jahre elf Rabbit, um Treibstoff zu sparen, und schätzte die jährlichen Einsparungen bei den Benzinkosten auf 135.000 Dollar.
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Zwei weitere Unternehmen zogen in Betracht, den Rabbit als Basis für ein Taxi zu verwenden. Die Checker Motors Corporation und die Wayne Corporation bauten beide Prototypen von Taxis mit Rabbits, die einen viel längeren Radstand als die Werksmodelle hatten. Checker baute einen Prototyp und Wayne drei, aber keines der beiden Projekte ging in Produktion.
Für 1981 erhielt der benzinbetriebene Rabbit einen 1.715-Kubik-Motor mit Kraftstoffeinspritzung, eine Version, die nur in Nordamerika verwendet wurde und 75 PS (55 kW) leistete. Die vergaserbetriebenen Versionen wurden eingestellt, obwohl eine vergaserbetriebene Version Mitte 1982 im billigen "Special Value Rabbit" wieder auftauchte.
Der Ami-GTI
Der Volkswagen Rabbit GTI, die nordamerikanische Version des leistungsstarken Golf GTI, kam 1979 in Kanada und 1983 in den USA auf den Markt. Er wurde in Westmoreland aus Teilen zusammengebaut, die in Mexiko, Kanada, Deutschland und den USA hergestellt worden waren. Der Rabbit GTI zeichnete sich vor allem durch seine kantige Frontpartie und die "Schneeflocken"-Leichtmetallräder aus. Der Innenraum war mit rotem oder blauem Filz und Kunstleder verkleidet.

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VW Rabbit GTI Zoom
Unter der Haube steckte ein JH-Vierzylinder-Benzinmotor mit 1,8 Liter Hubraum, der mit bleifreiem Kraftstoff betrieben werden konnte. Er war nicht nur geringfügig größer als der normale Motor, sondern verfügte auch über leichtere Kolben, größere Ventile, eine höhere Verdichtung und einen Auspuff mit freiem Durchgang sowie andere kleinere Verbesserungen. Der JH-1,8-Liter-Motor erreichte im Serienzustand eine Höchstleistung von 91 PS (67 kW), die über ein Fünfgang-Schaltgetriebe mit enger Übersetzung abgegeben wurde. Insgesamt wurden in Pennsylvania 30.000 dieser 1,8-Liter-Rabbit GTI gebaut.
Bitteres Ende
Doch bei der Volkswagen of America kippte 1981 die Absatzentwicklung; im Jahr darauf brachen die Verkäufe um 40 Prozent ein, was teils auf die Weltwirtschaftskrise und teils auf die japanische Konkurrenz zurückzuführen war. Das 1982 fertig gestellte zweite Montagewerk in Sterling Heights ging nicht mehr in Betrieb und wurde 1983 verkauft.
Im Juli 1988 wurde auch das Werk in Westmoreland geschlossen. Seit 1984 produzierte man dort den Golf II unter seinem ursprünglichen Namen. Vom Rabbit wurden gut 1,1 Millionen Exemplare gebaut. Übrigens: Auch Mexiko bekam seine Version des Golf. Dort hieß der Einser "Caribe". Und ab 2027 wird der VW Golf komplett in Mexiko gebaut.


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