• 18.01.2024 11:34

  • von Roland Hildebrandt

Ford Cougar (1998-2002): Kennen Sie den noch?

Der vor etwas mehr als 25 Jahren präsentierte Ford Cougar war für den US-Markt gedacht und in Europa als großer Bruder des Puma

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

Titel-Bild zur News: Ford Cougar (1998-2002)

Ford Cougar (1998-2002) Zoom

In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Manchmal liefert einem das Stöbern in Gebrauchtwagen-Portalen die besten Inspirationen. Dort entdeckte ich kürzlich einem Ford Cougar mit 2,5-Liter-V6 für 350 Euro. Zum Mitschreiben: Dreihundertfünfzig. Gut, vom Zustand her eher mittelmäßig und ohne TÜV, aber von den Bildern her auch keine komplette Ruine.

Cougar ... da war doch mal was. Nein, nicht das bis heute beliebte SUV mit dem eingedeutschten Namen "Kuga". Schon eher der Mercury Cougar aus den 1960er-Jahren als Derivat des Ford Mustang.

Der Ford Cougar war ein Mittelklasse-Coupé, das von 1998 bis 2002 auf dem europäischen Markt produziert und verkauft wurde. In Kanada und den USA wurde er von 1999 bis 2002 als Mercury Cougar angeboten.

Das Auto sollte ursprünglich die dritte Generation des Probe sein. Oder gar ein Mustang. Auf einem Foto ist ein dem späteren Cougar nicht unähnlicher Entwurf zu sehen, der für den 94er Mustang angedacht war. Tatsächlich entstand das finale Cougar-Design im New-Edge-Stil in Europa.

Mustang-Entwurf vom Juli 1989

Mustang-Entwurf vom Juli 1989 Zoom

Der Cougar war der zweite Versuch von Ford, in Europa wieder ein Sportcoupé auf den Markt zu bringen, nach dem Vorbild des erfolgreichen, aber längst eingestellten Capri - der erste Versuch war der auf dem Mazda MX-6 basierende Probe. Wie der Capri auf dem Cortina basierte, so basierte der Cougar auf dem damals erhältlichen großen Familienauto Mondeo.

Ford Cougar (1998-2002)

Ford Cougar (1998-2002) Zoom

Der Wagen kam im Dezember 1998 in Europa auf den Markt und erhielt gemischte Kritiken, was zum Teil auf das damals neue und umstrittene New-Edge-Design zurückzuführen war. Indes: Beim zeitgleich eingeführten Focus sorgte die Optik für einen großen Erfolg

Wie sein (indirekter) Vorgänger, der Ford Probe, wurde auch der Cougar 1998 in den Vereinigten Staaten verkauft und gebaut. Fahrzeuge, die für Europa und das Vereinigte Königreich bestimmt waren, wurden im Ford-Werk Köln fertiggestellt, wo die Fahrzeuge mit europäischen Beleuchtungseinrichtungen ausgestattet und mit Ford-Plaketten versehen wurden.

Ford Cougar (1998-2002)

Ford Cougar (1998-2002) Zoom

Der Name Cougar war nicht unklug gewählt: Als Mercury Cougar erinnerte der Wagen in den USA an das historische Vorbild, in Europa schlug die Übersetzung eine Brücke zum kleineren Puma auf Fiesta-Basis. Cougar ist der englische Name der Puma-Raubkatze.

In Großbritannien stellte Ford das Auto im Juli 1998 beim britischen Grand Prix in Silverstone vor. In der Fernsehwerbung wurde ein silbernes Modell von Dennis Hopper gefahren, der in dem Film "Easy Rider" mitspielte. Gleichzeitig wurde der Song "Born To Be Wild" von Steppenwolf aus dem Jahr 1968 gespielt, der in "Easy Rider" vorkommt.

Der 4,70 Meter lange Cougar wurde im August 2002 vom europäischen Markt genommen, nachdem er sich im Februar 2001 aus Großbritannien zurückgezogen hatte. Nach den ersten beiden Produktionsjahren sollen im Vereinigten Königreich nur 12.000 Einheiten verkauft worden sein. Und das bei der Ford-Liebe der Briten ...

Ford Cougar (1998-2002)

Ford Cougar (1998-2002) Zoom

Woran scheiterte der Cougar? Die Mondeo-Plattform sorgte für ein gutes, zum Teil sogar sportliches Fahrvehalten. Was selbst Jeremy Clarkson attestierte, aber auch den billigen Plastik-Mix im Cockpit kritisierte. Auch die Formgebung fand bei der Top-Gear-Ikone Zustimmung. Dennoch sei ein Alfa Romeo GTV emotionaler, so Mister C. seinerzeit.

Da hatte er durchaus Recht. Auch heute noch holt der Cougar einen nicht so recht emotional ab. Zu praktisch die große Heckklappe, zu nüchtern der Innenraum. Oder hätte man ihn in Europa besser Capri taufen sollen? (Man plant es 2024 offenbar für ein Elektro-SUV. Nun ja ...)

Im Angebot befanden sich zwei Motorisierungen mit Vierventil-Technik. Ein Zetec-Reihen-Vierzylinder- und ein Duratec-V-Sechszylinder, der mit nur geringen Modifikationen ebenfalls im Mercury Mystique, Ford Contour, Ford Mondeo und Jaguar X-Type Verwendung fand. Der ADAC testete 1999 den V6 und lobte die präzise, knackige Schaltung, monierte aber das "grau in grau" des Cockpits. Als "harmonisch und dynamisch" priesen die Kollegen das Design, die Verarbeitung wurde als "solide" beschrieben. Der Sechszylinder knurre kehlig und ziehe "kontinuirlich von unten hoch". Preis des Cougar in Serienausstattung: 47.000 DM.

Ford Cougar (1998-2002)

Ford Cougar (1998-2002) Zoom

Ferner wurde der Cougar entweder mit einem vollsynchronisierten (MTX 75) Fünfgang-Schaltgetriebe oder optional beim V6 mit einer (CD4E) Viergang-Automatik mit elektronischer Regelung angeboten.

Der 2,0-Liter-Vierzylinder brachte es auf 96 kW (131 PS), der Sechsender mit 2,5 Liter auf 125 kW (170 PS). 8,6 Sekunden auf 100 km/h und 225 Spitze lauteten die Eckdaten des V6 mit Fünfgang-Schaltgetriebe. Mehr war geplant und praktisch fertig: Im Jahr 1999 wurde der Presse als leistungsfähigere, sportlichere Variante der Cougar ST200 mit 205 PS vorgestellt.


Fotostrecke: Ford Cougar (1998-2002)

Es wurden einige Vorserienmodelle gefertigt, die auf Messen, Presseterminen und Fotoshootings ihren Einsatz hatten. Sämtliche Vorbereitungen für eine Markteinführung einschließlich der Werbekampagnen, Infos an Versicherer und Ersatzteilhersteller bis hin zur Auslage der Prospekte bei den Vertragshändlern waren getroffen. Der Verkauf wurde jedoch buchstäblich in letzter Sekunde aus marktanalytischen Gründen gestoppt und der Cougar ST200 kam nie zur Auslieferung.

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Die Vorserienmodelle wurden nach offiziellen Angaben alle vernichtet. Dokumentiert sind nur drei existierende Exemplare. Ob Ford zu diesem Zeitpunkt bereits die Cougar-Pleite in Europa vorausahnte? Nach mehr als 230.000 weltweit produzierten Fahrzeugen lief das letzte Exemplar am 30. August 2002 vom Band.

Leider verbeißt sich der Rost heftig in den Ford Cougar der 1990er-Jahre. Ein im doppelten Sinne kurzlebiges Automobil. Mehr Auto füs Geld (ein alter Ford-Slogan) gibt es aber auch nicht. Vielleicht sollte ich den gebrauchten V6 auf 200 Euro herunterhandeln ...