Der VW Passat Variant der 80er wurde in Brasilien bis 2003 gebaut
Ein Rückblick auf die Geschichte des Santana in Braslien - Dort lief auch der VW Passat Variant B2 noch bis ins Jahr 2003 vom Band
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Hätten Sie noch im Jahr 2000 gerne den VW Passat Variant (B2) der 1980er-Jahre neu gekauft? Natürlich optisch modernisiert. In Brasilien ging das. Dort hieß der Wagen "Quantum", wie auch der Santana und Passat Variant in den 80ern in den USA. Jetzt blickt man am Zuckerhut zurück auf 40 Jahre Santana. Hier der Bericht unseres brasilianischen Kollegen:
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Der Quantum-Kombi hielt bis 2003 Zoom
Wer in Brasilien ein luxuriöses Auto von Volkswagen suchte und kein luftgekühltes Modell wie den Variant oder Brasilia wollte, musste sich bis Anfang der 1980er-Jahre mit dem Passat der ersten Generation begnügen, der dort ausschließlich als Fließheck verkauft wurde.
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Der Passat wurde 1973 in Deutschland auf den Markt gebracht und kam weniger als ein Jahr später in Brasilien an Zoom
Als das Modell in die Jahre kam, zeigte der Passat erste Alterserscheinungen. Die 1974 eingeführte Schräghecklimousine wurde 1979 einem gründlichen Facelifting unterzogen, das sich am Audi 80 B1 orientierte, wie er von 1976 bis 1978 hergestellt wurde. Zur gleichen Zeit sah VW die Ankunft wichtiger neuer Konkurrenten, wie den Chevrolet Monza (die brasilianische Version des Opel Ascona C), der 1982 debütierte, und den Ford Del Rey, ein luxuriöseres Modell, das vom alten Corcel II abgeleitet war.
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Chevrolet Monza (1982) Zoom
Diese Faktoren veranlassten die deutsche Marke, in die zweite Generation des Passat zu investieren, der nun als Limousine - mit zwei und vier Türen - und als Kombi, der 1984 als Santana auf den Markt kam, angeboten wurde.
Der Name war keine Erfindung der brasilianischen Tochtergesellschaft, denn auch in Europa wurden die Limousinenversionen des Passat in dieser Generation zumindest anfangs als Santana bezeichnet. In den USA hieß er kurioserweise sowohl in der Limousinen- als auch in der Kombi-Version Quantum und wurde zwischen 1982 und 1990 verkauft. Sein originaler Name leitet sich vom Santa'Ana-Wind ab, der von der Mojave-Wüste in Richtung Pazifik weht.
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Die zweitürige Karosserie war exklusiv für den brasilianischen Santana Zoom
Anfangs bestand die Baureihe aus den Versionen CS (Comfort Silver), CG (Comfort Gold) und CD (Comfort Diamond). Neben der viertürigen Karosserie gab es in Brasilien exklusiv eine zweitürige Limousine, eine Forderung des damaligen Marktes, der Autos mit mehr Türen als Taxi-Modelle betrachtete.
Der Kombi, Quantum genannt, kam 1985 auf den Markt, ausschließlich mit vier Türen. Beide boten einen 1,8-Motor mit Benzin- und Ethanoloption, der 85 PS beziehungsweise 92 PS leistete. Als exklusives Merkmal des Modells war neben dem Fünfgang-Schaltgetriebe auch ein Dreigang-Automatikgetriebe erhältlich.
Mit der Einführung des Quantum erhielt der 1,8-Liter-Motor neue Pleuelstangen und leistete nun 90 PS mit Benzin und 96 PS mit Ethanol.
1986 wurden die Modellreihen Santana und Quantum 1987 leicht verändert und mit integrierten Kunststoffstoßstangen versehen. Die Versionen wurden außerdem in C (Comfort), CL (Comfort Luxe), GL (Grand Luxe) und GLS (Grand Luxe Special) umbenannt. 1988 erhielt er den 2.0-Liter-Motor, der dem Gol GTI entsprach (allerdings noch mit Vergaser) und mit Ethanol 112 PS leistete.
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Der Santana 91 war exklusiv für Brasilien Zoom
1990 (der Santana war da in Deutschland schon längst Geschichte) erhielten die Limousine und der Kombi die EX-Versionen, die zum ersten Mal die elektronische Mehrpunkteinspritzung Bosch LE-Jetronic mitbrachten und die Werte des AP 2000-Motors auf 125 PS anhoben. Den Fünfzylinder aus Europa gab es in Brasilien nie.
Die Ankunft der Importe und das Facelift 1991
1991 öffnete der damalige Präsident Fernando Collor de Mello den Markt für importierte Modelle, die seit 1976 in einem 14 Jahre dauernden Regime verboten waren. Mit dem Aufkommen neuer Modelle und neuer Marken mussten die wichtigsten Konkurrenten in dieser Kategorie schnell handeln, um nicht an Boden zu verlieren. Chevrolet, das immer noch den Opala herstellte (ein vom Opel Rekord C von 1967 abgeleitetes Design), beschleunigte die Markteinführung des Omega, während der Monza, seine Mittelklasselimousine, ein gründliches Restyling erhielt, da sein Nachfolger, der Vectra, noch nicht auf dem Markt war.
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Das Facelifting des Monza brachte der Limousine den Spitznamen "Hai" ein. Zoom
Zu dieser Zeit war auch die umstrittene Partnerschaft zwischen der deutschen Marke Volkswagen und Ford, bekannt als Autolatina, in Kraft, was zu den kuriosen Modellen Ford Versailles und Royale führte. Es handelte sich im Wesentlichen um amerikanische Versionen des Santana, um den Del Rey zu ersetzen.
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Der Versailles war ein Santana mit Ford-Emblem Zoom
Man konnte also sowohl bei Ford als auch bei Volkswagen ein Modell mit dem 2.0 AP-Motor und den Qualitäten des Deutschen finden, mit leichten Unterschieden. Der Kombi, Royale genannt, wurde zunächst nur mit zwei Türen angeboten, eine Karosserie, die es bei den VW-Kombis für Europa nie gab.
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Passat B3, Santanas weltweiter Nachfolger, inspiriert 1991 Plastik Zoom
1991 erhielt die Santana-Baureihe ein neues Design, bei dem die Türen des ursprünglichen Modells im Wesentlichen beibehalten wurden und das sich nun an der Passat B3-Baureihe orientierte, seinem Nachfolger auf dem europäischen Kontinent und in Nordamerika. Ebenfalls 1991 wurde der Santana zum Pionier unter den brasilianischen Autos, indem er ein ABS anbot.
In den folgenden Jahren erhielt das Modell spezifische Änderungen, wie neue Räder, einen neuen Kühlergrill und das Ende der zweitürigen Karosserie. 1996, mit dem Ende von Autolatina, wurde die Produktion des Ford-Geschwistermodells eingestellt und machte Platz für den aus Europa importierten Mondeo.
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Erst nach der Ankunft von Vectra II im Jahr 1996 ging Monza aus der Reihe Zoom
Im weiteren Verlauf der 1990er Jahre zeigte die Limousine bereits erste Alterserscheinungen, vor allem mit dem Aufkommen modernerer Konkurrenten wie dem Fiat Tempra und dem Chevrolet Vectra der zweiten Generation sowie einer Flut von Importen, die fast den gleichen Preis hatten wie die nationalen Modelle.
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Passat B4 markierte die Rückkehr importierter Fahrzeuge zu VW Zoom
Vor diesem Hintergrund begann Volkswagen, den Santana als zugänglicheres Modell neu zu positionieren, indem es seine Ausstattung und seine Versionen vereinfachte, während es den erneuerten Passat aus Europa, der nun in der vierten Generation erhältlich war, als Spitzenmodell in den Versionen Limousine und Kombi einführte.
Vom Luxus- zum Flottenauto
Noch deutlicher wurde diese Neupositionierung des Santana im Jahr 1995, als er sein letztes Restyling erhielt. An der Front wurde der Stoßfänger glatter und in den Kühlergrill integriert, während das Heck neue Leuchten erhielt. Damit wurde faktisch der chinesische VW Santana 2000 in Brasilien eingeführt, wobei die bisherige Bezeichnung erhalten blieb.
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Die letzte Neugestaltung war durch die Verinfachung des Modells gekennzeichnet Zoom
Zu dieser Zeit, als der Vectra B und die japanischen Modelle Honda Civic und Toyota Corolla immer mehr an Boden gewannen, wurde die Limousine zunehmend vom Verkauf an Flottenbesitzer abhängig und wurde in ganz Brasilien verstärkt als Taxi eingesetzt. Sie hatte viele Vorteile für den Markt, wie zum Beispiel ein großzügiges Platzangebot im Innenraum, robuste 1.8 und 2.0 AP-Motoren und niedrige Wartungskosten. Im Grunde genommen war er für diesen Markt so bedeutend wie der Ford Crown Victoria für amerikanische Flottenbesitzer.
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Der Quantum-Kombi hielt bis 2003 Zoom
Der Kombi verabschiedete sich Anfang der 2000er-Jahre, während die Limousine dank ihrer Verkäufe an Flotten bis 2006 überlebte. Stattdessen versuchte die Marke, ab 2003 die Polo-Limousine und die Stufenheck-Version des Golf IV, den Bora, auf den brasilianischen Markt zu bringen. Beide waren nicht so erfolgreich, da der Polo zu klein und der Bora zu teuer für den Santana-Kunden war.
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Volkswagen Bora versuchte - ohne den gleichen Erfolg - den Santana zu ersatzen, aber der Import aus Mexiko und der Preis kamen dazwischen Zoom
Insgesamt wurden in den 22 Jahren seines Bestehens rund 538.000 Santana in Brasilien produziert. Nicht schlecht für ein Auto, das nie gerade billig war. Von Februar 1984 bis 1990 wurde der Santana von Nissan in Japan in Lizenz produziert.
Die dortigen Fahrzeuge wurden von Nissan-Händlern als "Volkswagen Santana" verkauft und wurden aus Teilen größtenteils japanischer Produktion zusammengebaut, die neben Volkswagen- und Audi-Logos auch das Nissan-Logo zeigen. In China lief der B2-Santana sogar bis 2013 vom Band.
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