• 18.12.2023 11:46

  • von Roland Hildebrandt

Bitter Berlina (1995): Kennen Sie den noch?

Ein Ferrari 456 GT mit Rückleuchten des Opel Calibra? Nicht ganz: Den schicken Viertürer schuf Erich Bitter auf Grundlage des Omega B

(Motorsport-Total.com/Motor1) - In diesem Jahr starb der große Erich Bitter im Alter von 90 Jahren. Wer ihn nicht kennen sollte: Erich war als Rennfahrer aktiv und widmete sich danach der Veredelung von Opel-Modellen. Aber was heißt hier Veredelung? Er schuf auf Basis konservativer Baureihen fast italienisch anmutende Autos wie den CD oder SC.

Titel-Bild zur News: Bitter Berlina (1995) auf der Retro Classics Bavaria 2023

Bitter Berlina (1995) auf der Retro Classics Bavaria 2023 Zoom

Leider blieben viele von Bitters Ideen in der Projektphase stecken, meist mangels monetärer Grundlage. So auch dieses Fahrzeug, welches kürzlich auf der Retro Classics Bavaria 2023 gezeigt wurde. Dürfen wir vorstellen: Bitter Berlina. Baujahr: 1995.

Eine viertürige Limousine, die von vorne an den Ferrari 456 GT von 1992 erinnert. Am Heck fallen die Rückleuchten des Calibra auf. Und was steckt dazwischen? Die Türgriffe verraten es. Und der Blick in den opulent mit Leder ausgeschlagenen Innenraum. Hier hat sich Erich einen Opel Omega B zur Brust genommen.

Herauskam ein überaus eleganter Wagen. Im Internet finden sich dazu folgende Informationen: Während die Pläne für das Bitter Typ 3 Cabriolet 1992 endgültig fallen gelassen wurden, dachte Erich Bitter immer wieder über eine viertürige Luxuslimousine nach, die in die Fußstapfen von Bitter CD und Bitter SC treten sollte.

Prototyp auf Baisi des Opel Omega B

Da die Bitter Typ 3 Limousine (Typ 4 / Diplomat) von 1989 noch auf dem Chassis des Opel Omega A basierte, war klar, dass man für den Nachfolger mit einem weißen Blatt beginnen musste.

Erich Bitter arbeitete mit dem Opel-Designer Hideo Kadama (er schuf den Corsa B) zusammen. MGA Developments aus Coventry baute den Prototyp der neuen Typ 3 Limousine auf Basis des Opel Omega B. Der Wagen wurde 1995 auf dem Genfer Automobilsalon mit einer champagner-metallicfarbenen Karosserie und schwarzer Lederausstattung präsentiert.

Der Wagen erhielt natürlich die obligatorische Luxusausstattung mit allen modernen Technologien. Als Motorisierung war ein 24-Ventil-V6-3,0-Liter-Turbomotor mit 250 PS vorgesehen.


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1996 wurde die Bitter Typ 3 Limousine in Bitter "Berlina" umbenannt und mit einer Karosserie in Türkis-Metallic und einer cremefarbenen Lederausstattung präsentiert. Im Vergleich zum Modell von 1995 erhielt der neue Berlina ein umfangreiches Facelifting mit neuer Motorhaube, Stoßstangen, Kühlergrill, Leuchten und Rädern. Dies ist das hier gezeigte Fahrzeug.

24-Ventil-V6-3,0-Liter-Turbomotor mit 250 PS

Und warum ging es nicht in (Klein)Serie? Dazu wissen die Kollegen von Austroclassic aus Österreich mehr. Wenn wir zitieren dürfen: "Der elegante, viertürige Viersitzer saß auf einer im 15 cm verlängerten Bodengruppe des Omega B und besaß den stärksten Motor des Omega MV6 mit 3.0 Liter Hubraum und dank Turbolader knapp 300 PS. Bei MGA entstand ein Prototyp, der 1994 in Genf präsentiert wurde, und nach dieser Vorlage sollte Stola in Turin die Karosserieteile fertigen, die dann bei Karmann endmontiert werden sollten.

Zur Vorbereitung der Produktion war natürlich wieder einmal Geld notwendig und zum Glück bekam Bitter am Stand in Genf Besuch von einem gewissen Hans-Heinrich Kuhlen aus Düsseldorf, der den Wagen sofort kaufen wollte. In weiteren Gesprächen stellte sich heraus, dass Kuhlen eigentlich Aktien der Firma kaufen wollte, die in großem Stil in den USA an die Börse gehen sollte.

Bitter Berlina (1995) auf der Retro Classics Bavaria 2023

Bitter Berlina (1995) auf der Retro Classics Bavaria 2023 Zoom

Kuhlen wurde an Heiligabend 1995 in München verhaftet und wanderte wegen Anlagebetruges für mehrere Jahre hinter Gitter. Kuhl hatte unter anderem (illegal) Bitter-Aktien verkauft, und der Broker, der die Aktien exklusiv auf den Markt bringen sollte - die Zulassung zum Börsenhandel war bereits erreicht - schreckte zurück - damit war der Börsengang geplatzt. Erich Bitter musste die Pläne für den Bitter Berlina begraben."

Unterwegs in großen Opel-Klassikern:

Zeitreise: Unterwegs im Opel Diplomat 2.8 E (1977)
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Sehr bedauerlich. Aber Modelle wie die Berlina zeigen die Kreativität des Erich Bitter und erinnern an sein reiches Lebenswerk. Und wir müssen uns mit einem Opel Omega B MV6 trösten ... denn der geplante Omega V8 schaffte es bei Opel auch nicht in die Serie.