• 19.03.2007 17:23

  • von Britta Weddige

Ullrich: "Reglement in Le Mans ist gerecht"

Im Exklusiv-Interview mit 'Motorsport-Total.com' sprach Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich über den R10 TDI, Peugeot und die Regeldiskussion

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Im vergangenen Jahr hat Audi mit dem R10 TDI alles in Grund und Boden gefahren, wo gibt es denn da in dieser Saison noch Steigerungsmöglichkeiten?"
Wolfgang Ullrich: "Wir haben sicherlich letztes Jahr ein sehr gutes Ergebnis eingefahren mit dem R10 TDI, insbesondere auch, weil es das erste Jahr mit einem Fahrzeug mit komplett neuer Technologie war. Aber wir wissen, dass es im Motorsport jedes Jahr eine Steigerung gibt und wenn man auf dem Status des Vorjahres stehen bleibt, wird es sicherlich nicht reichen."

Titel-Bild zur News: Wolfgang Ullrich

Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich peilt den nächsten 24-Stunden-Triumph an

"Für dieses Jahr hat ein weiteres großes Werk mit sehr guten Erfolgen in Le Mans angekündigt, auch mit einem dieselmotorisierten Sportprototypen nach Le Mans zu kommen, also wir wissen, dass die Latte sehr weit oben liegt, und wir werden in diesem Jahr höher springen müssen, um die gleichen Ergebnisse erzielen zu können als im letzten Jahr."#w1#

Geballte Erfahrung kontra Rennpromis

Frage: "Peugeot, Sie haben es angesprochen, tritt mit Namen wie Jacques Villeneuve und Sébastien Bourdais an. Was denken Sie - bringt es etwas, sich prominente Namen zu holen oder setzen Sie lieber auf erfahrene Leute, die in Le Mans schon des Öfteren bewiesen haben, dass sie es können?"
Ullrich: "Ich glaube, dass wir bei Audi in der glücklichen Position sind, sechs Fahrer im Team zu haben, die alle Sechs schon bewiesen haben, dass sie bei den Sportprototypen absolut zu den Topfahrern zählen. Sie haben auch schon über viele Jahre bewiesen, dass sie nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig sind, und dass sie vor allem auch in einem Team fahren, in dem sie sich wohl fühlen. In einem Team, das gewohnt ist, zusammenzuarbeiten. Ich glaube, das ist eine sehr gute Basis und die müssen Konkurrenten erst über eine gewisse Zeit aufbauen."

"Nur weil wir mutig waren und einen anderen Weg gegangen sind, versucht man jetzt, dieses Ergebnis durch solche Bemerkungen ein bisschen zu mindern." Wolfgang Ullrich

Frage: "Peugeot tritt wie Sie mit einem Diesel an und es gibt bereits Stimmen aus der deutschen Motorsportbranche, aus Zuffenhausen, die sagen, der Diesel werde in Le Mans bevorzugt und deswegen würden sie dort auch gar nicht mehr antreten wollen, die Benziner würden benachteiligt - was ist Ihre Antwort darauf?"
Ullrich: "Also ich denke, die Antwort ist darauf ganz einfach: Es gibt ein Reglement für den Diesel und für den Benzinmotor, dieses Reglement ist sehr sorgfältig in Zusammenarbeit mit mehreren Herstellern und des Veranstalters A.C.O sowie der FIA ausgearbeitet worden. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Reglement ein sehr gerechtes Reglement ist, und nur weil wir mutig waren und einen anderen Weg gegangen sind, der sicherlich der beschwerlichere Weg war, versucht man jetzt, dieses Ergebnis durch solche Bemerkungen ein bisschen zu mindern."

(Anm. d. Red: Anders als bei den 24 Stunden von Le Mans wurde das Reglement in der ALMS so verändert, dass die überlegenen Audi-Diesel ausgebremst wurden. Nun haben die Ingolstädter gedroht, aus diesem Grund möglicherweise aus der ALMS auszusteigen. Die Ingolstädter würden sich in diesem Fall nur noch auf Le Mans konzentrieren.)

Frage: "Lucas Luhr und Mike Rockenfeller wurden für die DTM verpflichtet, aber mit dem Hintergedanken, sie im Sportwagenprojekt mit einzubinden. Was genau wird denn da ihre Aufgabe sein?"
Ullrich: "Sowohl Lucas als auch Mike sind selbstverständlich zwei Fahrer, die trotz ihres jungen Alters Erfahrung mit Sportprototypen mitbringen, die aber auch das Potential haben, in der DTM ganz groß zu werden, und da es mir gelungen ist, beide jungen Fahrer zu mir zu holen, glaube ich müssen wir ihr Potential auch entsprechend nutzen. Für das Sportwagen-Projekt werden wir sie so einplanen, dass sie das, was sie können, für die Marke Audi am besten umsetzen. Aber sie wissen beide, dass der Sprung in die DTM kein einfacher ist, und dass man sich da im großen Maße darauf konzentrieren muss."