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Kolumne: Castrol EDGE Experience - Motorsport hautnah

Die Castrol EDGE Experience bietet einen Tag lang Motorsport aus der Fahrerperspektive - Unser Redakteur Markus Lüttgens hat am Red-Bull-Ring Platz genommen

(Motorsport-Total.com) - Nach der Senke geht es durch einen leichten Linksknick wieder bergauf, in gar nicht allzu weiter Entfernung fliegt die Remus-Kurve auf uns zu. Die Geschwindigkeitsanzeige auf dem Display des VW Scirocco GT24 hat die 200 km/h-Marke bereits lange passiert, und ich frage mich - festgezurrt im Schalensitz - wann mein Chauffeur Fabian Plentz denn endlich "den Anker werfen" wird. Noch 200 Meter, noch 150 Meter. Dann hängt plötzlich mein Körper mit vollem Gewicht im Sechs-Punkt-Gurt, und während Plentz mit den Schaltwippen herunterschaltet, spüre ich, wie das Heck des Scirocco hin und her tänzelt. Aber der Chefinstruktor von Volkswagen hat alles im Griff und zirkelt das Auto um die enge Kurve.

Titel-Bild zur News: VW Polo Cup

Einen Tag lang durften sich die Teilnehmer wie Rennfahrer fühlen Zoom

Den Motorsport von außen zu betrachten, mit Fahrern, Ingenieuren und Teamverantwortlichen zu sprechen und darüber zu schreiben, ist als Redakteur von Motorsport-Total.com mein täglich Brot. Selbst jedoch einmal im Cockpit eines Rennfahrzeugs zu sitzen, sei es als Fahrer oder Co-Pilot eines Profis, eröffnet neue Einblicke in das Metier, mit dem ich mich tagtäglich beschäftige. Daher habe ich bei der Einladung zur Castrol EDGE Experience mit Volkswagen Motorsport am Red-Bull-Ring auch nicht lange überlegt, sondern diese einmalige Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Es war, soviel sei vorweggenommen, ein Tag, denn ich so schnell nicht vergessen werde.

Schon früh morgens vor der Abfahrt zur Rennstrecke ist die Spannung in der Hotellobby spürbar. Freudige Erwartung auf das, was da kommen wird, herrscht bei allen Teilnehmern. Bevor es jedoch losgeht, steht allen noch eine Prüfung bevor, um die ich in fast 17 Jahren Teilnahme am Straßenverkehr bisher immer herumgekommen bin: Ein Alkoholtest. Einer nach dem anderen darf einmal pusten, denn wer ein Rennfahrzeug auf der Rennstrecke bewegen will, sollte natürlich nüchtern sein. Offensichtlich ist am Vorabend niemand in der Bar versackt, denn alle Teilnehmer setzen sich Richtung Red-Bull-Ring in Bewegung.

Dort angekommen hängen noch Nebelschwaden in den Bergen, die Strecke ist von einem heftigen Regenschauer am Vorabend immer noch nass. Doch schon bald kommt die Sonne heraus und trägt ihren Teil zum Gelingen dieses Tages bei. In der Boxengasse stehen die Cup-Polos schon bereit, am liebsten würde ich direkt einsteigen und losfahren. Doch bevor die Teilnehmer selbst aktiv werden, ist in der Lounge noch einmal ihre volle Aufmerksamkeit gefragt.


Fotos: Castrol EDGE Experience Red-Bull-Ring


Vor der Praxis kommt die Theorie

VW-Chefinstruktor Fabian Plentz weißt die Teilnehmer in den Ablauf des Tages und die Sicherheitsbestimmungen auf der Rennstrecke ein. Gelbe Flagge: Vorsicht! Gefahr! Langsam fahren! Rote Flagge: Abbruch der Sitzung, langsam zurück an die Box! Schon klar. Eher ungeduldig als aufmerksam folgen die Teilnehmer den Ausführungen des 24-Jährigen, der uns nach gut 15 Minuten entlässt. Nach der Aufteilung in Gruppen geht's auf zur ersten Station, die für mich das Offroad-Gelände sein sollte.

Fabian Plentz

VW-Chefinstruktor Fabian Plentz erklärt den Teilnehmern Strecke und Ablauf Zoom

Nach 20 Minuten Autofahrt erreichen wir das Gelände, und da steht er schon: Der VW Race Touareg, das erste Renntaxi des heutigen Tages. Obwohl sich das dreimalige Siegerfahrzeug der Dakar-Rallye in den Dünen der Atacama-Wüste sicherlich wohler fühlt als in den Bergen der Steiermark, macht der Touareg auch vor dem Alpenpanorama eine gute Figur. Ohne lange Umschweife geht es los, also Helm auf und rauf auf dem Beifahrer-Sitz.

Was sich so leicht anhört, entwickelt sich in der Praxis zu einer Herausforderung. Der Einstieg ist ziemlich hoch, zudem muss man seinen Körper an den Holmen des Überrollkäfigs vorbeiwinden. Gar nicht mal so einfach. Doch irgendwann habe ich meine 188cm in der Fahrgastzelle verstaut und werde im Schalensitz festgeschnallt. Die Tür wird von außen geschlossen, und ab geht's. Über Waldwege erreichen wir die heutige Wertungsprüfung, eine 1,5 Kilometer lange, abgesperrte Schotterstrecke. Während mein Chauffeur - niemand geringeres als Rallye-Legende Dieter Depping - bis dorthin noch gemächlich gefahren ist, dreht er jetzt voll auf.

Die 310 PS des Reihen-Fünfzylinder-Turbodiesel treiben das fast zwei Tonnen schwere Fahrzeug mühelos den Berg hinauf. Auch in den Kurven ist der Touareg erstaunlich agil. Depping, der dieses Fahrzeug auch schon bei der Dakar erfolgreich bewegte, lässt den Touareg scheinbar spielerisch um die Ecken driften. Schon bald haben wir den Wendepunkt erreicht, und war die Fahrt bergauf schon aufregend, wird es bergab noch einmal eine Spur rasanter. Aber sehen Sie selbst.

Viel zu schnell haben wir unseren Startpunkt wieder erreicht, schon ist das erste Abenteuer des Tages wieder vorbei. Ich bedanke mich bei meinem Fahrer Dieter Depping und steige mit einem Grinsen aus dem Auto (was übrigens ähnlich schwierig ist wie das Einsteigen). Nach einer kurzen Verschnaufpause - im Cockpit des Touareg war es trotz der noch kühlen Außentemperaturen recht warm - folgt der nächste Programmpunkt. Am Steuer eines VW Amarok darf ich die Wege in den steirischen Wäldern selbst unter die Räder nehmen.

Die Amaroks waren einst Begleitfahrzeuge des VW-Teams bei der Dakar-Rallye und fühlen sich daher auch in schwierigem Gelände wohl. Neben mir nimmt Instruktor Julian Platz, der im Hauptberuf Mechaniker im Rallye-Team von Volkswagen ist. Während wir über die Unterschiede zwischen Dakar und WRC fachsimpeln, führt uns die Route bis auf eine Höhe von 1600 Metern. Wegen des Regens am Vorabend werden besonders steile Streckenabschnitte nicht befahren, dennoch ist der Einsatz des Bergabfahr-Programms des Amarok, welches automatisch die Geschwindigkeit regelt, deutlich spürbar.

Motorsport aus Fahrerperspektive

Nach dieser Spazierfahrt geht es zurück an den Red-Bull-Ring, wo am Nachmittag der zweite Teil des Programms stattfindet - dieses Mal auf festem Untergrund. Und gleich nach der Mittagspause darf ich selbst in die Rolle des Rennfahrers schlüpfen. Mein Sportgerät: Ein VW Polo Cup, der zwischen 2004 und 2009 im gleichnamigen Markenpokal zum Einsatz kam. Die Eckdaten: 150 PS, 1.060 kg, Sechs-Gang-Getriebe und Sportbremsanlage. Nach dem Anlegen von Rennanzug, Balaclava und Helm fühle ich mich schon fast wie ein richtiger Rennfahrer, aber nachdem ich im Schalensitz festgezurrt und die Türe geschlossen wurde, signalisiert leichtes Herzklopfen doch eine gewisse Anspannung.

VW Race Touareg

Im VW Race Touareg ging es durch die Wälder der Steiermark Zoom

Unter Führung von Instruktor Kris Heidorn, seines Zeichens 2010 erster Champion des Scirocco-R-Cups, gehen insgesamt vier Polo auf die Strecke. "Die Kupplung ist ein bisschen giftig", hatte mich einer der Mechaniker vorher noch gewarnt. Doch zu meiner Erleichterung setzt sich der Polo ohne großes Ruckeln in Bewegung. Wir fahren aus der Boxengasse heraus, und geben zum ersten Mal richtig Gas.

Trotz der nur 150 PS ist der Polo sehr agil und erreicht auf den Geraden des Red-Bull-Rings knapp Tempo 180. Nach einigen Schnupperrunden, in denen wir Auto und Strecke kennenlernen können, zieht Heidorn im Führungsfahrzeug das Tempo langsam an. Nach etwa 15 Minuten wird die Sitzung erst einmal unterbrochen, die Kolonne kehrt im Gänsemarsch in die Box zurück. Instruktor Heidorn steigt aus und kommt zu mir ans Auto. "Alles Okay?", fragt er, was ich bejah. "Ich glaube, bei dir geht's noch etwas schneller, oder?" Auch hier habe ich keinen Einwand, denn das Fahrern im Cup-Polo auf der Strecke hat hohes Suchtpotenzial.

Nachdem die Gruppen neu sortiert wurden, gehen wir erneut auf die Strecke. Dieses Mal fährt Heidorn schon deutlich schneller, Runde für Runde tasten wir uns weiter an unser persönliches Limit und das des Autos heran. Das leichte Untersteuern des Fahrzeugs in den Kurven zu spüren, zu registrieren, wie beim Anbremsen die Hinterachse leicht wird und das Rütteln beim Überfahren der Randsteine sind Erfahrungen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Die etwa 20 Minuten vergehen wie im Flug, viel zu schnell signalisiert die rote Flagge das Ende des Vergnügens.

Hatz durch die Pylonen

Doch der Spaß war damit noch lange nicht vorbei. Weiter ging es im Fahrerlager, wo die Mannschaft von Volkswagen Motorsport mit Pylonen einen Parcours aufgebaut hatte, der unter anderem einen Slalom und ein Ausweichmanöver beinhaltete. Diesen können wir zunächst mit verschieden VW Modellen erkunden. Der Touareg und Passat sind zwar ganz nett, aber mit dem Golf-R und Scirocco-R macht die Hatz um die Pylonen doch deutlich mehr Spaß. Nach der Trainingszeit wird es dann Ernst, im Rennen gegen die Uhr wurde der Tagessieger ermittelt. Der Autor dieser Zeilen wurde es übrigens nicht.

Zur Krönung eines bislang schon unbeschreiblichen Tages wartete dann als Höhepunkt die Mitfahrt auf der Rennstrecke. Als Taxis standen der beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring erprobte VW Scirocco GT24, pilotiert von Chefinstruktor Plentz, und ein Scirocco-R Cup, der von keinem Geringerem als dem aktuellen Scirocco-R-Cup-Champion Ola Nilsson gesteuert wurde, zur Verfügung. Mit meinem Kollegen knoble ich aus, wer in welchem Auto Platz nehmen darf, und da Papier Stein schlägt, darf ich im Leistungsstärkeren GT24 mitfahren.

Redakteur Markus Lüttgens

Redakteur Markus Lüttgens war von der Castrol EDGE Experience begeistert Zoom

Die beiden Runden an der Seite des Profis im 315-PS-starken Fronttriebler toppen dann alles bisher dagewesene. Plentz lässt das Auto richtig fliegen, räubert über die Randsteine und bremst, zumindest meiner Meinung nach, auf der letzten Rille. In den Kurven und beim Anbremsen fällt es schon ein bisschen schwer, den Kopf aufrecht zu halten. Faszinierend, was mit einem Rennfahrzeug möglich ist.

Nach diesem atemberaubenden Erlebnis findet zum Abschluss eines einmaligen Tages die Siegerehrung des Slalom-Wettbewerbs statt. Natürlich stilecht auf dem Siegerpodium mit Pokalen, Nationalhymne und Champagner-Dusche. Was bleibt von diesem Tag? Ein faszinierender Einblick hinter die Kulissen des Motorsports, der mir auch bei meiner Tätigkeit für Motorsport-Total.com weiterhilft. Wer selbst einmal mit einem Rennfahrzeug gefahren ist, sei es als Fahrer oder Gast eines Profis, sieht die Materie, über die er tagtäglich berichtet, mit anderen Augen. Vielen Dank Castrol und Volkswagen Motorsport für diese Gelegenheit!

Ihr
Markus Lüttgens