80 Jahre Sachsenring: Feiern mit zwölf Weltmeistern
Eine Woche vor dem WM-Wochenende auf dem Sachsenring wird zunächst das 80-jährige Bestehen der Rennstrecke gefeiert
(Motorsport-Total.com/sid) - Für die Feier mussten die Organisatoren sogar auf ihren traditionellen IDM-Lauf verzichten. Aber Ehre, wem Ehre gebührt. 630 Starter, darunter 12 Welt- und 23 Vize-Weltmeister sowie etwa 25.000 Zuschauer und 450 geladene Gäste auf der Gala am Abend, feiern am Wochenende den 80. Geburtstag des legendären Sachsenrings. Eine Woche vor dem deutschen Lauf in der Motorrad-WM wird vor allem die "Zeitreise mit Legenden, Stars und besonderen Motorrädern" bei den Besuchern die Erinnerung an zahlreiche Anekdoten wecken.

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Der neue Sachsenring wurde in kurzer Zeit zu einem Motorrad-Mekka
Aufgrund der geographischen Lage hat der Sachsenring auch geschichtlich eine bewegte Vergangenheit. Am 26. Mai 1927 als "Bad Viereck"-Kurs durch die Stadt eingeweiht, erfolgte erst 1937 die Umbenennung auf den heutigen Namen. Nach dem Großen Preis von Europa in den ersten beiden Jahren folgte 1939 der "Große Preis von Großdeutschland".#w1#
Am 30. Juli 1961 und damit 14 Tage vor dem Bau der Berliner Mauer erlebte der Sachsenring vor 200.000 Zuschauern den ersten offiziellen WM-Lauf. Zehn Jahre später folgte eines der kuriosesten und bewegendsten Kapitel deutsch-deutscher Sportgeschichte, das im eigens erschienen Buch "80 Jahre Sachsenring" noch einmal ausdrücklich dokumentiert wurde.
Der Westdeutsche Dieter Braun aus Ulm siegte in der Viertelliterklasse, aber Rennleiter Hans Zacharias wurde angewiesen, ihn zu disqualifizieren, weil er angeblich die Streckenbegrenzungslinie überfahren hatte. Zacharias weigerte sich und war seinen Posten los. Beim Abspielen der West-Hymne wurden alle Lautsprecher außer denen im Start- und Zielbereich von einem "plötzlichen Defekt" heimgesucht, doch fast alle der 200.000 (ost)deutschen Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen, sangen die Hymne mit und feierten den Sieger mit "Dieter, Dieter"-Rufen.
Nach diesem "Skandal" verlor der Sachsenring 1973 seinen WM-Status. Als ausgerechnet im ersten Rennen nach der Wende 1990 drei Fahrer tödlich verunglückten, war klar, dass die Strecke nicht mehr den Sicherheitsanforderungen für die immer schnelleren Maschinen gerecht wurde. Als das für 100 Millionen Mark geplante Umbau-Projekt "Sachsenring II" von politischer Stelle gestoppt wurde, protestierten zahlreiche Motorsport-Fans mit Demonstrationen und Sitzblockaden.
1996 ging der Umbau dann über die Bühne, und schon 1998 löste der neue Sachsenring den unter akutem Zuschauerschwund leidenden Nürburgring als deutscher Gastgeber der Motorrad-WM ab. Vom fünfmaligen Weltmeister Mick Doohan zunächst als "Micky-Maus-Kurs" verhöhnt, entwickelte sich der Sachsenring im Laufe der Jahre zu einem wahren Motorrad-Mekka.
In den bisherigen neun Jahren wurde der Zuschauerrekord neunmal gebrochen, die Zahl von 219.848 Besuchern aus dem Vorjahr wackelt angesichts von über 180.000 verkauften Tickets erneut. "Alle Fahrer freuen sich auf das Wochenende am Sachsenring, auch wenn es anstrengend wird, weil man nirgends so viele Autogramme schreiben muss", meint Alex Hofmann, einziger deutscher MotoGP-Starter.
Allein die 15.000 Camper auf dem Ankerberg machen den deutschen Grand Prix zu einem Erlebnis. Die Zukunft in der WM ist bereits bis 2011 vertraglich gesichert. Das im Motorrad-Zirkus einmalige Fußballspiel zwischen Fahrern und einer Prominenten-Auswahl am Donnerstag vor dem Rennen fällt in diesem Jahr allerdings aus, da immer mehr Fahrer aus Verletzungsgründen ihre Teilnahme absagten.
Den IDM-Lauf musste der ADAC Sachsen als Veranstalter in diesem Jahr ins tschechische Most abgeben. Wegen der 24 Sonder- und Showläufe am Geburtstags-Wochenende war die erlaubte Grenzbelastung für das Jahr 2007 laut Bundesemissionsschutz-Genehmigung ausgereizt. Aber Ehre, wem Ehre gebührt.

