Warum Montoya in der NASCAR plötzlich mithalten kann
Juan Pablo Montoya berichtete im Teaminterview unter anderem, was sich bei Ganassi verändert hat, und warum er immer noch sauer auf David Gilliland ist
(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick erlebt Juan Pablo Montoya in seinem zweiten NASCAR-Jahr eine Horrorsaison, denn die erzielten Resultate entsprechen nicht den Erwartungen des Ganassi-Piloten. Doch ein genauerer Blick auf die vergangenen Wochen verrät, dass sich die Dinge im Montoya-Team in eine positive Richtung bewegen.

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Ist das Chaos vorbei? Juan Pablo Montoya befindet sich wieder im Aufschwung
Der Kolumbianer nahm nun in einem ausführlichen Teaminterview Stellung zu dem, was sich in den vergangenen Monaten alles verändert hat, warum er nach wie vor verärgert über den Texas-Abschuss durch David Gilliland ist, und warum Kaliber wie Jacques Villeneuve oder Dario Franchitti so große Probleme in der NASCAR hatten. Und Montoya verrät auch, wer seiner Meinung nach der beste Sprint-Cup-Pilot 2008 ist.#w1#
Frage: "Im Vorfeld von Phoenix - ist zwischen dir und David Gilliland alles in Ordnung?"
Juan Pablo Montoya: "Um ehrlich zu sein bin ich immer noch frustriert. Speziell weil wir auf dem Weg zu einem Top-10-Ergebnis waren und er einige Runden zurück lag. Aber es war seine Entscheidung und damit auch seine Verantwortlichkeit. Ob ich damit glücklich bin? Ganz sicher nicht. Aber es ist nun einmal geschehen und wir können das nicht mehr ändern."
"Ich denke nun an Phoenix und wie wir dort gut aussehen können. Und wie wir vor allem das Rennen zu Ende fahren können. Denn in den vergangenen Wochen waren wir immer auf Top-10-Kurs und dann ist uns etwas in die Quere gekommen. Wir brauchen langsam einmal Ergebnisse, denn wir sind nun so gut unterwegs wie im ganzen Jahr noch nicht, und das einzige was wir machen, ist einen Platz nach dem anderen zu verlieren."
Das neue Auto macht den Unterschied

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Ganassi brachte für Montoya im Sommer ein nagelneues Car of Today Zoom
Frage: "Kannst du etwas über das neue Auto berichten, das Ganassi seit einigen Wochen an die Strecke bringt?"
Montoya: "Das Auto hat viele Änderungen in der Aufhängungsgeometrie und der Gewichtsverteilung. Auch der Motor wurde verbessert. Ich glaube, dass sich das ganze Paket verbessert hat. Meine Beziehung zu Crewchief Brian Pattie wurde ebenfalls besser - all das zusammen hat uns sehr geholfen."
Frage: "Was kannst du uns über Brian Pattie erzählen?"
Montoya: "Brian war schon immer sehr wertvoll. Nicht nur für mein Team, sondern für die gesamte Ganassi-Organisation. Sein Aufstieg in den Sprint-Cup war wichtig, denn er hat eine Menge anzubieten. Nicht nur sein Wissen, sondern auch wie hart er arbeitet. Das beeindruckt mich sehr und es ist mir ein Vergnügen mit ihm zusammen zu arbeiten."
Frage: "Was genau kannst du mit dem neuen Auto anstellen, das du vorher nicht konntest? Was hat dich in die Lage gebracht, plötzlich vorne mitzumischen?"
Montoya: "Das alte Auto war einfach nicht so gut. Dieses Auto ist am Kurveneingang stabiler, weshalb du es recht einfach ein wenig härter heran nehmen kannst. Trotzdem bist du in der Kurve und am Ausgang viel besser. Auch kann ich jetzt eine Linie ganz am oberen Streckenrand fahren, was mir dann am Ausgang hilft. Alles zusammen macht es mir das Leben viel leichter."
Frage: "Kann dein Team überhaupt noch weiter zulegen?"
Montoya: "Das haben wir in den vergangenen Wochen getan und die Resultate kann man auch sehen. Man muss sich nur einmal ansehen, mit welchen Konkurrenten wir in Texas mithalten konnten. Klar hatte Jimmie Johnson einen schlechten Tag, aber ihn zu überrunden, das hat sich schon sehr gut angefühlt."
Über Villeneuve und die Finanzen

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Juan Pablo Montoya und Chip Ganassi sprechen nur über sportliche Dinge Zoom
Frage: "Hast du eine Theorie, warum die anderen Formelpiloten in diesem Jahr so viele Probleme hatten?"
Montoya: "Nein. Ich vermute, einer meiner Vorteile war, dass ich in den vergangenen Jahren nicht auf Ovalen gefahren bin. Denn wenn man viel auf Ovalen gefahren ist, dann gewöhnt man sich an ein spezielles Fahrgefühl und wenn du dann etwas anderes fährst, dann ist die Umstellung schwierig. Das ist vielleicht einer der Gründe."
Frage: "Glaubst du, dass die Probleme der Formelpiloten in Zukunft auf diejenigen Auswirkungen haben, die noch in die NASCAR wechseln wollen?"
Montoya: "Ja. Zunächst werden wir aus wirtschaftlichen Gründen wohl keine 50 Autos mehr haben, die jede Woche zur Qualifikation anreisen. Und dann ist es einfach nicht leicht im Sprint-Cup mitzuhalten. Viele Leute wundern sich, was mit Dario Franchitti und Jacques Villeneuve passiert ist. Und man darf auch nicht vergessen, dass Sam Hornish Jr. gerade sein erstes Jahr fährt. Warum jetzt viele Leute denken, dass er zurück zu den IndyCars gehen wird, weiß ich nicht. Mich würde das sehr überraschen."
Frage: Wie sehr bist du eigentlich in die geschäftlichen Angelegenheiten bei Chip Ganassi involviert? Weißt du etwas über die aktuellen Fusionsgespräche?"
Montoya: "Nein. Ich habe in den letzten Tagen mit Chip gar nicht gesprochen und habe ihn nie über das Thema Fusion gefragt. Unser Fokus liegt ganz darauf, dass wir schneller werden. Natürlich wäre es wichtig, einen guten Teamkollegen zu haben, aber egal wer die Nummer 41 fahren wird - es wird der beste Pilot sein, der verfügbar ist. Was mich angeht: Solange ich meinen Teil erledige, bin ich ziemlich zufrieden. Wir müssen sicherstellen, dass die ganze Firma ein wenig besser wird. Fusion hin oder her - ich weiß es nicht. Ich fahre nur das Auto."
Der mit dem Pokal tanzt...

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Kyle Busch hat Juan Pablo Montoya in der Saison 2008 sehr beeindruckt Zoom
Frage: "Wie geht es Juan Pablo Montoya so spät in der Saison mental?"
Montoya: "Gut. Wie ich immer sage: Wir kommen der Sache näher. Ich habe mich auch verbessert, denn ich kann das Auto nun viel weiter zwingen als zuvor. Ich fühle mich jetzt im Auto wohl und das freut mich sehr. Wie ich meiner Crew in Atlanta sagte: Entweder wir fahren ganz vorne mit, oder es kracht, denn ich werde 110 Prozent geben."
"So kam es und am vergangenen Wochenende genauso. Die Saison war schwer, aber seit dem Sommer kann man die Richtung sehr genau sehen und das ist unglaublich. Wenn wir damit schon etwas früher angefangen hätten, dann hätten wir wahrscheinlich sogar eine Chance auf den Chase gehabt."
Frage: "Bist du vor einem Start eigentlich noch nervös?"
Montoya: "Ich glaube jeder ist nervös und fragt sich, was passieren wird. Aber darauf nehme ich keine Rücksicht. Ich gehe raus und tue, was ich tun muss. Jede Woche, denn wir machen ja schließlich nichts, was wir noch nie zuvor gemacht haben."
Frage: "Wer ist denn für dich der beste Fahrer der Saison?"
Montoya: "Ich würde sagen, dass - über das gesamte Jahr gesehen - Kyle Busch den besten Job gemacht hat. Im Chase war es ganz klar Jimmie Johnson, und auch Carl Edwards war oft zur Stelle. Vor allem zu Saisonbeginn. Aber Jimmie hat sich schon am meisten verbessert und das sollte man mit einbeziehen. Es ist schwer, denn sie waren alle gut. Aber am Ende ist der der Beste, der den Pokal nach Hause bringt."

