• 11.10.2007 09:34

  • von Pete Fink

Vorschau: Wer kann Johnson in Charlotte schlagen?

Am Samstagabend steigt in Charlotte das 'Bank of America 500' mit Jimmie Johnson als großem Favoriten - 'Premiere' überträgt live ab 1:15 Uhr

(Motorsport-Total.com) - "Wir werden in unseren eigenen Betten schlafen können", so lautet das Motto der Teams am NASCAR-Wochenende des 'Bank of America 500', welches am Samstagabend als Nachtrennen auf dem Lowe's Motor Speedway in Charlotte, North Carolina, über die Bühne gehen wird. Ganz genau gesagt findet das Rennen gar nicht in Charlotte statt, sondern ein wenig nördlich in Concord, doch liegt beides natürlich in der Charlotte Metropolitan Area, und die Stadtgrenzen sind absolut fließend.

Titel-Bild zur News: Start Cup Rennen Charlotte

"Gentlemen, start your engines" - NASCAR-Heimrennen in Charlotte

In der Region befinden sich die Shops von nahezu allen Nextel-Cup-Teams - das Hauptquartier von Hendrick Motorsports liegt sozusagen gleich um die Ecke. Die Crews von Jimmie Johnson und Jeff Gordon könnten ihre Einsatzautos auch genauso gut einen Hügel hoch über eine Kreuzung schieben, und würden die Chevrolets im Boxenbereich des Lowe's Motor Speedway abstellen können, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu kommen.#w1#

Auch Chip Ganassi und Jack Roush haben ihre Niederlassungen in unmittelbarer Nähe zum Speedway, genauso liegt etwa das NASCAR Research and Development Center, in dem unter anderem große Teile des Car of Tomorrows entwickelt wurden, gleich um die Ecke. Etwas weiter südöstlich befindet sich das Anwesen des Earnhardt-Clans, während Roger Penske seine neue Fabrik westlich des Speedways, in Richtung Mooresville, hochgezogen hat.

Doch das alles ist für die knapp 170.000 Zuschauer, die am Samstag die Tribünen des 1,5 Meilen Ovals von Charlotte, Entschuldigung - Concord, füllen werden, Makulatur, alles dreht sich um beinhartes NASCAR-Racing. Im Infield ist übrigens zusätzlich Platz für etwa 50.000 Menschen und bis 1999 hieß das 1959 erbaute Areal auch ganz einfach Charlotte Motor Speedway, bevor die Baumarktkette Lowe's die Namensrechte erwarb.

Jimmie Johnson und sein "Jimmies House"

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson und sein blauer Lowe's-Chevy sind die Top-Favoriten Zoom

Passenderweise, möchte man meinen, denn es gibt einen Piloten, der das Geschehen in North Carolina in den letzten Jahren dominiert hat, wie kein anderer - und der heißt Jimmie Johnson. Fünfmal in zwölf Starts gewann der Kalifornier im Herzen der Südstaatengemeinde, davon alleine 2004 und 2005 vier Rennen hintereinander. Nicht zu vergessen die beiden All-Star-Events von 2003 und 2006. Und der Hauptsponsor des blauen Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 ist - Lowe's.

Natürlich - der aktuelle Gesamtführende im Nextel-Cup-Chase des Jahres 2007 heißt Jeff Gordon. Neun Punkte Vorsprung hat der vierfache Cup-Champion und Charlotte-Sieger, aber wenn die Geschichte irgendeinen Indikator darstellt, dann ist diese knappe Führung am Samstagabend nach dem Ende des "Bank of America 500" auf dem Lowe's Motor Speedway, bisweilen auch "Jimmies House" genannt, dahin.

"Ich denke, das ist für uns eine gute Gelegenheit, um möglicherweise wieder einen Sieg landen zu können und wichtige Punkte im Chase zu holen", lautet denn auch die begründet selbstbewusste Ansage des Kaliforniers, der genau weiß, dass sein Hauptkonkurrent im eigenen Lager zu suchen ist.

"So wie die Dinge liegen, könnte eine Situation entstehen, wo wir gegeneinander fahren müssen", glaubt Johnson, und ist in Bezug auf ein Duell mit Jeff Gordon hin- und hergerissen: "Wenn es um uns zwei geht, dann wäre das ein gutes, und gleichzeitig auch ein böses Problem."

Gordon skeptisch - Kahne und Mears als Störenfriede?

Casey Mears

Casey Mears bejubelte beim Coca-Cola 600 im Mai 2007 seinen ersten Sieg Zoom

Gordon selbst erinnert sich zunächst mit einem leichten Grausen an seinen letzten Charlotte-Auftritt, denn dort erlitt er bereits nach 62 Runden seinen schlimmsten Abflug des Jahres, als er mit dem Hall-of-Fame-Chevrolet von Tony Raines kollidierte und senkrecht in die Mauer einschlug.

"Mein letztes Rennen war gar nicht gut", sinniert der Tabellenführer. "Aber wenn wir unseren Job gut machen, dann haben wir eine Siegchance. Wenn wir nicht ganz auf der Höhe sind, dann hoffe ich immer noch auf ein Top-5-Ergebnis. Aber eigentlich will in Charlotte das Rennen beenden. Es ist schon eine Weile her, dass wir das geschafft haben."

Nicht im Chase, aber in Charlotte 2006 gleich zweimal erfolgreich gewesen, ist Kasey Kahne. Höflich ausgedrückt erlebt der Evernham-Pilot 2007 eine schwierige Saison, die jedoch zuletzt ein wenig an Fahrt aufnahm. "Langsam bekommen wir unsere Handlingsprobleme in den Griff", versichert der 27-Jährige. "Wir hatten in Charlotte ein paar Mal Glück, ein paar Mal Pech, wir haben dort schon viele Runden geführt und hatten schon oft eine Siegchance. Wir sind für einen Sieg bereit."

Der letzte Charlotte-Sieger vom Mai 2007 ist Casey Mears, der beim Benzinpoker des Coca-Cola 600 die Oberhand behalten konnte. Vor dem Rennen lag der Hendrick-Pilot nur auf Rang 35 in der Gesamtwertung und für seine Saison war Charlotte so etwas, wie ein Turnaround. Seit Mai fuhr der Nummer-25-Chevrolet nicht weniger als neunmal in die Top 10, und im Chase ist er der bislang einzige aller Piloten, der in allen vier Playoff-Rennen in die Top 10 fahren konnte. Das Coca Cola 600 "war schon ein Boost für alle im Team", erinnert sich Mears.

Stewart bleibt cool

Tony Stewart

Tony Stewart bleibt gelassen und ist immer für eine Top-Platzierung gut Zoom

Für Clint Bowyer war "Charlotte nie eine Strecke, wo wir besonders erfolgreich waren." Der aktuelle Gesamtdritte war im Mai in eine der zahlreichen Massenkarambolagen verwickelt, doch er bleibt optimistisch: "Wenn wir das tun können, was uns überall anders gelungen ist, dann werden wir ganz gut aussehen. Der Himmel ist für uns die Grenze."

Tony Stewart hat als Vierter bereits über 150 Punkte Rückstand auf die Hendrick-Zwillinge, doch der zweifache Cup-Champion lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. "Ich denke von Woche zu Woche, so habe ich in der Vergangenheit die Meisterschaften gewonnen, egal in welcher Klasse ich gefahren bin."

Vergangene Saison erwies sich der Joe-Gibbs-Pilot als echter Spätstarter, also sollte man ihn niemals zu früh abschreiben: "Wenn du Rennen gewinnst, dann sprechen die Punkte für sich selbst. Wenn du kein Rennen gewinnen kannst, dann darfst du es nicht einfach wegwerfen, in dem du auf Biegen und Brechen gewinnen willst. Dann musst du klug agieren und einfach so weit oben wie möglich ins Ziel kommen."

Ähnlich wie Stewart sieht Chase-Konkurrent Kevin Harvick das aktuelle Geschehen. Der Childress-Pilot hat bereits 202 Punkte Rückstand auf Platz eins, doch seine Motivation ist unverändert: "Wir gehen jede Woche so aggressiv wie möglich ins Rennen und versuchen unser Auto so schnell zu machen, wie wir können. Wir wollen in eine Position kommen, von der aus wir gewinnen können. Wenn nicht, dann müssen wir wenigstens das Optiumum herausholen." - eine Top-5-Platzierung ist Harvicks Charlotte-Ziel.

Kenseth würde auf Johnson wetten

Matt Kenseth

Auch Ford-Pilot Matt Kenseth würde auf Jimmie Johnson wetten Zoom

Matt Kenseth ist ebenfalls einer der Piloten, die in Charlotte für gewöhnlich gut aussehen. Doch der Roush-Pilot hat sich nach einigem Pech in den ersten vier Chase-Rennen schon so gut wie aus dem Titelkampf verabschiedet. Für ihn ist der Favorit des Wochenendes klar: "In den letzten Jahren war Jimmie eigentlich immer ein Favorit, egal wo wir hinkommen. Wenn ich in einer Fantasieliga spielen würde, und jede Woche einen Gewinner tippen müsste, dann würde ich ihn nehmen, und bin so auf der sicheren Seite."

Derjenige, der das letzte Cup-Rennen mit dem alten Auto gewinnen konnte, ist Kenseths Teamkollege Greg Biffle, der nach einem schwierigen Jahr langsam wieder in Schwung zu kommen scheint. "Wir haben eine harte Zeit hinter uns, wir mussten unseren Crew-Chief und viele andere Leute auswechseln. Aber jetzt fügen sich die Dinge wieder zusammen." Sein Sieg in Kansas war ein deutliches Zeichen dafür.

Und dann gibt es noch die beinahe endlose Geschichte um den immer noch sieglosen Publikumsliebling und absoluten Lokalmatadoren Dale Earnhardt Jr., der nur etwa 20 Minuten vom Lowe's Motor Speedway entfernt aufgewachsen ist. "Es ist schon wahr, wenn man sagt, dass dies mein Heimrennen ist. Ich kann mich gut erinnern, dass ich meinem Vater so viele Jahre von Kurve eins aus zugesehen habe. Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich zu so vielen Rennen wie möglich fahren, damit ich ihm zusehen kann. Und hier bin ich immer gewesen, weil es eben so nahe von Zuhause ist."

'Premiere' überträgt das 'Bank of America 500' vom Lowe's Motor Speedway in Charlotte in der Nacht von Samstag auf Sonntag live ab 1:15 Uhr.