• 09.08.2007 17:25

  • von Pete Fink

Vorschau Watkins Glen: Montoya, die Zweite?

In Watkins Glen steht aus deutscher Sicht ein echtes NASCAR-Saisonhighlight an - Juan Pablo Montoya und Klaus Graf live auf Premiere ab 20:00 Uhr

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya zählt nach seinem Nextel-Cup-Sieg von Sears Point logischerweise erneut zu den Favoriten, wenn die NASCAR am Sonntagabend zum zweiten und letzten Mal in dieser Saison in Watkins Glen auf eine Rundstrecke gehen wird. Ende Juni zeigte der Kolumbianer in Kalifornien ein überragendes Rennen und gewann von Startplatz 32 aus kommend.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Feiert Juan Pablo Montoya am Sonntag seinen zweiten Nextel-Cup-Sieg?

Und vielleicht schafft es auch 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist Klaus Graf in das "Centurion Boats at the Glen", wenn der Schwarzwälder seinen BAM-Dodge auf der schnellen Strecke als einer von 50 Piloten für die 43 freien Startplätze qualifizieren kann - doch das wird wahrlich kein leichtes Unterfangen.#w1#

Watkins Glen ist eine der wenigen amerikanischen Rundstrecken, die auch in Europa einen großen Bekanntheitsgrad besitzen und das liegt vor allem daran, dass die Formel 1 der im westlichen Teil des Staates New York gelegenen Strecke zwischen 1961 und 1980 zwanzig Mal in Folge einen Besuch abstattete.

"The Glen" mit langer Formel-1-Historie

Ken Tyrrell und Jackie Stewart

Jackie Stewart (re.) gewann 1972 in Watkins Glen für Ken Tyrrell (li.) Zoom

Eine der vielen tragischen Komponenten gab es dabei gleich beim allerersten Rennen, als der designierte Weltmeister und Lokalmatador Phil Hill nicht teilnehmen konnte, da sein Ferrari-Team seine Autos aufgrund des Monza-Unfalles von Wolfgang Graf Berghe von Trips ein paar Wochen zuvor zurückgezogen hatte.

Traditionell war der USA-Termin zumeist Anfang Oktober gegen Saisonende und in den Siegerlisten finden sich sehr prominente Namen wie Jim Clark, Graham Hill, Jackie Stewart, Niki Lauda, Emerson Fittipaldi oder auch James Hunt. Allerdings forderte der damals 5,3 Kilometer lange Kurs auch immer wieder seine Opfer, wie etwa Francois Cevert (1973) oder Helmut Koinigg (1974), die beide nach furchtbaren Unfällen ihr Leben lassen mussten.

Stewart nahm den Tod seines französischen Freundes und Tyrrell-Teamkollegen Cevert zum Anlass für seinen Rücktritt aus dem aktiven Motorsport. Besonders in Erinnerung blieb auch das Rennen des Jahres 1978: Jean-Pierre Jarier wurde im Lotus-Team als Ersatzmann für den zuvor in Monza tödlich verunglückten Ronnie Peterson engagiert und hätte seinen ersten Lotus-Grand-Prix beinahe gewonnen.

Doch sein schwarzer John-Player-Special gab kurz vor Schluss den Geist auf und Carlos Reutemann auf Ferrari staubte ab. 1979 siegte Gilles Villeneuve und ein Jahr später war Alan Jones auf Williams der bislang letzte Formel-1-Sieger von Watkins Glen.

Die NASCAR übernimmt das Regiment

Brain France Bill France Jr.

Die France-Familie übernahm in den 1980er Jahren die Kontrolle Zoom

Gegen Ende der Formel-1-Periode waren auch drei Jahre lang die ChampCars zu Gast am Rande der Finger Lakes, doch danach war erst einmal Pause, denn der Streckenbetreiber ging bankrott. Die Rettung nahte Mitte der 1980er Jahre durch die International Speedway Corporation der NASCAR, die die Strecke kaufte und seit 1986 dort eines ihrer jährlichen Rundstreckenrennen austrägt - damals noch unter der Firmierung "The Budweiser At The Glen."

Natürlich gibt es zwei Piloten, die dieses Rennen in den letzten Jahren dominiert haben: Jeff Gordon gewann viermal und Tony Stewart zwischen 2002 und 2005 dreimal. Auch Robby Gordon und im Vorjahr Kevin Harvick stehen in der Siegerliste von Watkins Glen.

Doch die US-amerikanischen Ovalspezialisten haben seit Saisonbeginn eine Konkurrenz erhalten, die für mehr Sorgenfalten auf der Stirn sorgt, als so manchem Cup-Piloten lieb sein wird, denn Juan Pablo Montoya ist auf den Rundkursstrecken der NASCAR noch ungeschlagen.

Montoya noch ungeschlagen

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya ist einer der Top-Favoriten für Watkins Glen Zoom

Es ist vor allem die Art und Weise, wie der Kolumbianer seine Überlegenheit zum Ausdruck brachte. Beim Busch-Rennen in Mexiko brauchte Montoya nach einem verpatzten Tank-Stopp nur wenig mehr als 20 Runden, um von Position 21 aus ganz nach vorne zu fahren - auch wenn er dabei seinen Teamkollege Scott Pruett kurzerhand in die Wiese schicken musste.

Ähnlich überlegen gestaltete der Ganassi-Pilot seinen Auftritt in Sears Point, der nach einem völlig verkorksten Qualifying von Startplatz 32 aus begann. Doch der Kolumbianer startete eine von guter Strategie unterstützte Überholorgie und überquerte mit dem letzten Tropfen Benzin als Erster die Ziellinie.

In Watkins Glen wird das Ganassi-Team übrigens mit einem brandneuen Chassis an den Start gehen - und nach Chicago zum zweiten Mal in den Wrigleys-Big-Red-Lackierung: "Wir werden sehen was passiert, ich fahre da nicht mit der Einstellung 'Oh mein Gott, ich muss gewinnen' hin", gibt sich Montoya zurückhaltend. "Wenn das Auto gut ist, sollten die Dinge recht gut laufen."

Eines ist klar: Will der Kolumbianer noch seine Minimalchance auf den Chase wahren, dann muss am Sonntag ein Top-Ergebnis her - und auch für Klaus Graf sind mit dem Ex-Formel-1-Piloten, Jeff Gordon und Tony Stewart die großen Favoriten genannt.

Graf mit ganz schwerer Aufgabe

Klaus Graf

Klaus Graf hat in Watkins Glen eine ganz schwierige Aufgabe zu lösen Zoom

Graf selbst hat völlig andere Probleme. Zwar steht sein BAM-Team nach dem missglückten Sears-Point-Auftritt mit einem neuen Technikerstab um Crew-Chief David Hyder da und sollte somit wesentlich besser vorbereitet nach Watkins Glen fahren.

Doch der Deutsche hat nur dann eine Chance auf seinen zweiten Cup-Einsatz nach 2004, wenn es am Qualifikationstag (Freitagnachmittag) nicht regnet. Wird das Qualifying abgesagt und wird nach den Ownerpunkten - eine Art Konstrukteurswertung - aufgestellt, ist das Wochenende für Graf früh zu Ende. Zu schlecht war das bisherige Abschneiden seines BAM-Teams, man liegt nur auf Position 44 von 43 zugelassenen Autos.

Genau das passierte im August 2004 und der Schwarzwälder musste in seinem ersten Watkins-Glen-Anlauf ohne Chance wieder nach Hause fahren. Doch selbst bei trockener Strecke ist die Aufgabe nicht leicht, denn mit Boris Said und Marcos Ambrose kamen noch zwei äußerst starke Konkurrenten zu der am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Entry-List hinzu, so dass sich am Freitag 50 Autos um die 43 Startplätze streiten.

Die besten 35 Fahrzeuge sind automatisch qualifiziert und da mit dem auf Rundkursen starken Terry Labonte und Bill Elliott zwei Ex-Champions im Feld stehen, muss man davon ausgehen, dass sogar 37 der 43 Startplätze vergeben sind. Mit anderen Worten: Graf ist aller Wahrscheinlichkeit nach einer von 13 Kandidaten, die sich um nur sechs freie Plätze streiten.

Red Bull mit vielen Extraschichten

A.J. Allmendinger Sears Point

Red Bull will das Sears-Point-Fiasko in Watkins Glen vergessen machen Zoom

Und darunter befinden sich neben Rundstreckenspezialist Said und dem ehemaligen australischen V8-Supercar-Champion Ambrose mit Patrick Carpentier, P.J. Jones, Ward Burton, Jeremy Mayfield, Brian Simo, Dale Jarrett, Kenny Wallace und Marc Goosens starke Konkurrenten.

Dazu kommen noch die beiden Red-Bull-Piloten Brian Vickers und A.J. Allmendinger, die nach ihrem Sears-Point-Fiasko, als man genau wie Graf bereits am Freitag nach Hause fahren musste, in Watkins Glen dringend Wiedergutmachung betreiben müssen.

Und man hat offenbar aus den Vorfällen in Kalifornien gelernt, denn Vickers und Allmendinger haben in der Zwischenzeit einige Extra-Kilometer auf der Rundstrecke verbracht: "Wir gehen vor Watkins Glen noch zweimal zum Testen auf eine Rundstrecke", kündigte der Red-Bull-Teamchef Günther Steiner an, der weiß, dass die beiden Nicht-Oval-Rennen vor allem in Europa auf großes Interesse stoßen.

Elf Kurven - davon sieben in der NASCAR ungewohnte Rechtskurven - mit einer Rundenlänge von je 5,423 Kilometer gilt es für die 43 qualifizierten Cup-Piloten am Sonntag zu meistern, wenn um etwa 20:15 Uhr MESZ die Startflagge fällt. Premiere überträgt das "Centurion Boats at the Glen" live ab 20:05 Uhr.