Titel für Keselowski - Gordon gewinnt in Homestead

Brad Keselowski krönt sich in Homestead zum Sprint-Cup-Champion 2012 - Ausfall von Jimmie Johnson - Rennsieg für Jeff Gordon beim Jubiläum

(Motorsport-Total.com) - Der NASCAR-Champion 2012 heißt Brad Keselowski. Beim Saisonfinale in Homestead genügte dem 28-Jährigen am Sonntagabend ein 15. Platz, um den ersten Sprint-Cup-Titel für sich und Teamchef Roger Penske unter Dach und Fach zu bringen. Für Hersteller Dodge war es angesichts des angekündigten Rückzugs ein bittersüßer Abschied.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Brad Keselowski (Penske-Dodge) fixierte in Homestead seinen ersten Sprint-Cup-Titel Zoom

Beim Start hatte Keselowski nach dem Trainingscrash von Polesetter Joey Logano (Gibbs-Toyota; 14.) die Pole-Position geerbt, konnte diese aber nicht in eine Führungsrunde ummünzen. Stattdessen übernahm Marcos Ambrose (Petty-Ford; 13.) zu Beginn das Kommando. Nach 15 Runden war es Kyle Busch, der sich an die Spitze setzte und dem Rennen anschließend wieder einmal klar seinen Stempel aufdrückte.

Derweil fuhr Keselowski ein extrem dezentes Rennen und musste in Runde 76 Jimmie Johnson - seinen einzig verbliebenen Gegner im Kampf um den Titel - ziehen lassen. Drei Runden später gab es aufgrund von Debris die erste von insgesamt nur drei Gelbphasen. Das komplette Feld kam zum Boxenstopp herein und es entwickelte sich bis zu einer erneuten Debris-Caution in Runde 142 ein Rennen, in dem es wenig Höhepunkte gab. Einzig Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) lieferte sich an der Spitze des Feldes einen Kampf um die Führung mit Kyle Busch.


Fotos: NASCAR-Finale in Homestead


Im Zuge der zweiten Gelbphase setzte man im Lager von Jimmie Johnson dann auf Risiko, um Brad Keselowski unter Umständen nervös zu machen. Johnsons Crewchief Chad Knaus ließ nur zwei neue Reifen aufziehen und schickte seinen Fahrer damit auf Platz eins zurück auf die Strecke. Unterdessen reihte sich Keselowski nach einem Rundum-Service auf Position 15 ein. Zu diesem Zeitpunkt herrschte im virtuellen Gesamtklassement Gleichstand zwischen den beiden Titelkontrahenten.

Als der alte und neue Nationwide-Champion Ricky Stenhouse (Roush-Ford) nur fünf Runden nach dem Restart mit einem Abflug in Turn 3 eine weitere Gelbphase - die letzte des Abends - auslöste, kam Leader Jimmie Johnson erneut herein und ließ wiederum nur zwei Reifen wechseln. Brad Keselowski blieb genau wie der Großteil des Feldes auf der Bahn und hatte anschließend wieder deutlich die Oberhand im Titelkampf.

Mangels weiterer Gelbphase lief in Homestead alles auf einen Benzinkrimi hinaus, als ab Runde 200 eine Serie von Boxenstopps unter Grüner Flagge eröffnet wurde. Tabellenführer Keselowski kam mit trockenem Tank schon in Runde 206 und damit sieben Runden vor Verfolger Johnson herein. Für die Schlussphase des 267-Runden-Rennens hätte sich der Penske-Pilot somit deutlich größere Sorgen um seine Spritvorräte machen müssen und es kam noch einmal Spannung auf im Titelkampf 2012.

Doppeltes Pech für Jimmie Johnson

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson fiel nach verpatztem Stopp zurück und schließlich ganz aus Zoom

Diese Spannung hielt jedoch nur kurz, denn schnell wurde klar, dass beim Boxenstopp von Jimmie Johnson in Runde 213 etwas schiefging. Am linken Hinterrad machte sich eine der fünf Radmuttern selbständig und der fünffache NASCAR-Champion musste nur einen Umlauf später erneut die Hendrick-Box aufsuchen, um den nötigen Strafstopp abzusitzen. Brad Keselowski hatte nun alle Trümpfe in der Hand und musste seinen Punktevorsprung nur noch ins Ziel tragen.

Nur 14 Runden nach dem missglückten Boxenstopp von Jimmie Johnson dann die endgültige Entscheidung zu Ungunsten des Hendrick-Piloten: Der dunkelblaue Chevy mit der Startnummer 48 rollte ohne Vortrieb in die Boxengasse und von dort direkt in die Hendrick-Garage. Da Johnson in Homestead gegenüber Keselowski 20 Punkte hätte aufholen müssen, um sich seinen sechsten Titel zu sichern, lösten sich die letzten Hoffnungen des Kaliforniers in diesem Moment endgültig in Rauch auf. Johnson ging nicht noch einmal auf die Strecke und wurde schließlich als 36. gewertet.

Während Brad Keselowski anschließend nichts mehr anbrennen ließ und in Runde 248 einen letzten Sicherheitsstopp einlegte, tobte an der Spitze nach wie vor der Kampf zwischen Kyle Busch und Martin Truex Jr. um die Führung im Rennen. In Runde 251 streife Truex auf der Verfolgung von Leader Busch in Turn 3 kurz die Mauer. Der Waltrip-Pilot konnte zwar weiterfahren, musste aber noch einmal an die Box, da die Spritvorräte zur Neige gingen.

Kyle Busch ereilte in Runde 254 dasselbe Schicksal. Auch beim wieder einmal klar dominierenden Gibbs-Piloten reichte der Sprit nicht und statt des längst überfälligen zweiten Saisonsiegs wurde es für Busch am Ende nur Platz vier.

Phoenix-Bad-Boy Jeff Gordon gewinnt das Saisonfinale

Jeff Gordon

Geschafft! Erster Homestead-Sieg für Jeff Gordon und Hendrick Motorsports Zoom

Den Sieg in Homestead holte sich schließlich Jeff Gordon, der auf derselben Boxenstopp-Strategie wie Teamkollege Jimmie Johnson unterwegs war und so den finalen Green-Flag-Run anders als Kyle Busch und Martin Truex Jr. ohne weiteren Stopp überstand. In den Schlussrunden kam Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) zwar noch einmal bis auf eine Sekunde an Gordon heran, konnte diesen aber nicht mehr am Sieg hindern. So kam es, dass die beiden großen Streithähne vom vergangenen Sonntag in Phoenix nur sieben Tage später in Homestead auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel kamen.

Für Jeff Gordon war es gleich in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Sieg. Nicht nur, dass der vierfache NASCAR-Champion angesichts seines äußerst umstrittenen Revanche-Fouls in Phoenix gegen Bowyer das Glück hatte, in Homestead überhaupt starten zu dürfen. Gleichzeitig war es das 20-jährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Jeff Gordon, Hendrick Motorsports und Hauptsponsor DuPont, welches tatsächlich in der Victory Lane gefeiert wurde.

"Dieser Sieg ist für DuPont. Ich hatte heute nicht immer das Gefühl, ein Siegauto zu haben, aber wir setzten die Strategie perfekt um. Nach dieser Woche in der Victory Lane zu stehen, ist einfach unglaublich. Für mich ist das ein toller Abschluss der Saison", so Gordon überglücklich.

Sowohl für Jeff Gordon als auch für Teamchef Rick Hendrick war der erste Sprint-Cup-Erfolg auf dem Homestead/Miami Speedway. Im Falle von Gordon verbliebt somit nur noch der Kentucky Speedway als letzter weißer Fleck - weil noch siegloser Ort - auf seiner persönlichen NASCAR-Landkarte.

Clint Bowyer holt sich mit Platz zwei den Vizetitel

Clint Bowyer

Versöhnlicher Saisonabschluss für Clint Bowyer: Vizetitel hinter Keselowski Zoom

Für Clint Bowyer bedeutete Platz zwei im Rennen, dass er sich in der Gesamtwertung noch an Jimmie Johnson vorbeischob und die Sprint-Cup-Saison 2012 mit 39 Punkten Rückstand auf den neuen Champion Brad Keselowski als Vizemeister abschloss. Nach der riesengroßen Enttäuschung vor sieben Tagen in Phoenix gab es somit für den Waltrip-Piloten und seine Crew doch noch einen versöhnlichen Saisonabschluss. Den Titel hätte Bowyer übrigens auch mit den Punkten für eine Top-5-Platzierung in Phoenix nicht gewonnen.

Jimmie Johnson beendete das Jahr mit einem Punkt Rückstand auf Bowyer auf dem dritten Gesamtrang. Im Falle des fünffachen Titelträgers war es das erste Mal seit der Saison 2005, dass er ein Saisonfinale, beim er noch mit Chancen auf den Titel angereist war, nicht erfolgreich zum Abschluss brachte.

Vorjahresmeister Tony Stewart - in der Saison 2005 der letzte direkte Johnson-Bezwinger - zeigte ein Jahr nach seinem Traumfinale diesmal ein dezentes Rennen und kam bei seinem 500. Sprint-Cup-Start und der Abschiedsvorstellung von Hauptsponsor Office Depot nur auf Platz 17 ins Ziel. Deutlich besser machte es Teamkollege Ryan Newman, der hinter Jeff Gordon und Clint Bowyer Dritter wurde. Greg Biffle (Roush-Ford) komplettierte hinter dem unglücklichen Kyle Busch die Top 5.

Die Top 10 des Saisonfinales wurden von Martin Truex Jr., Aric Almirola (Petty-Ford), Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) vervollständigt. Kasey Kahne verlor alle Chancen auf ein Top-Ergebnis, als er beim Boxenstopp unter Renntempo zu schnell in der Boxengasse erwischt wurde. Der vierte Fahrer in Diensten von Hendrick Motorsports beendete das Rennen nur auf Platz 21 und rutschte in der Gesamtwertung noch auf den vierten Rang ab.

Unterdessen löste Jeff Gordon mit seinem Sieg im letzten Moment noch das Ticket für das Jahresabschlussbankett in Las Vegas, an dem nur die Top 10 der Gesamtwertung teilnehmen. Die NASCAR-Saison 2013 beginnt am 16. Februar mit dem traditionellen Daytona-Shootout. 'Motorvision TV' wird in der kommenden Saison insgesamt 25 Sprint-Cup-Rennen live übertragen.