• 12.08.2007 23:45

  • von Pete Fink

Stewart gewinnt - Montoya mit Boxeinlage

Tony Stewart gewann das Cup-Rennen von Watkins Glen in einem unglaublichen Finale - Jeff Gordon wirft den Sieg weg und Montoya boxt

(Motorsport-Total.com) - Tony Stewart gewann am Rennsonntag von Watkins Glen trotz eines Drehers einen NASCAR-Lauf, in dem alles vorhanden war, was sich der StockCar-Fan wünscht: Überholmanöver, Dreher, Verbremser - und sogar angedeutete Boxkampfeinlagen von erregten kolumbianischen Rennfahrern.

Titel-Bild zur News: Tony Stewart

Tony Stewart gewann in Watkins Glen sein drittes Nextel-Cup-Rennen der Saison

"Junge, das war nicht mein Fehler, also schubs mich nicht so herum", ereiferte sich Juan Pablo Montoya, als er sich Face-to-Face mit Kevin Harvick gegenüberstand. Der Kolumbianer krachte in Runde 75 durch einen Schubser von Martin Truex Jr. auf den Harvick-Chevrolet, und der war sichtlich angesäuert.#w1#

In Unkenntnis dessen, was sich hinter ihm abspielte, parkte der Richard-Childress-Fahrer absichtlich vor der Kühlerhaube Montoyas, und versperrte diesem so den Weg. Beide Piloten kletterten aus ihren Boliden, und es begann eine wilde Schubserei, die fast an den legendären Boxkampf zwischen Nelson Piquet und Eliseo Salazar in Hockenheim 1982 erinnerte, bevor Jeff Burton und einige NASCAR-Offizielle die beiden Streithähne trennen konnten.

Stewart von Beginn an aggressiv

Start Watkins Glen NASCAR

Jeff Gordon und Denny Hamlin führen das Feld in Watkins Glen über die Startlinie Zoom

Doch der Reihe nach: Aus Runde eins kam Pole-Sitter Jeff Gordon vor Denny Hamlin, Tony Stewart, Kyle Busch und Jimmie Johnson zurück. Montoya startete von Position 18 aus, war nach der ersten Runde 15., und lag nach acht Umläufen bereits in den Top 10.

An der Spitze zog Stewart unterdessen an seinem Joe-Gibbs-Teamkollegen Hamlin vorbei, und machte sich auf die Verfolgung von Jeff Gordon. Während der ersten Gelbphase in Runde 10, als Ford-Pilot David Ragan einen Ausflug ins Kiesbett machte, blieb die gesamte Spitze auf der Strecke.

Beim Restart schob sich Stewart in Turn 1, der für jede Menge Spektakel sorgen sollte, an Jeff Gordon vorbei in Führung. Montoya lieferte sich - nicht zum letzten Mal in diesem Rennen - herzhafte Duelle mit Kevin Harvick, und nach einem Dreher von Red-Bull-Pilot Brian Vickers gab es erneut eine Gelbe Flagge. Nun begannen die üblichen Benzin- und Strategiespiele, und so wurde die Reihenfolge gehörig durcheinander gewürfelt.

Carpentier mit Führungsrunden zum Debüt

Patrick Carpentier

Patrick Carpentier gab ein starkes Nextel-Cup-Debüt bei Evernham Zoom

Patrick Carpentier war derjenige, der am längsten auf der Strecke blieb und der kanadische Ex-ChampCar-Star konnte in seinem Nextel-Cup-Debüt-Rennen im Evernham-Dodge dabei einige Führungsrunden einfahren, bevor auch er in Runde 37 unter Grüner Flagge an die Box zum Tanken fuhr.

Nun war das Feld wieder spritbereinigt: Mit Stewart, Gordon, Earnhardt, Hamlin und Johnson lagen gleich fünf Chevys vor den beiden Dodge von Kurt Busch und Montoya. Genau zur Rennmitte dann eine Schrecksekunde für den Leader: Der Joe-Gibbs-Pilot verbremste sich in Turn 1 und fiel bis auf Platz 19 zurück.

Aber auch die Zielkurve war Schauplatz einiger haariger Manöver: Erst drehte Carl Edwards Kyle Busch um, wenige Runden später machte Montoya dasselbe mit Jimmie Johnson. Über der Kurve lag dichter Rauch und es gab die vierte Gelbphase, die wiederum nicht alle Piloten zum Service nutzten.

"Junior" mit Motorschaden out

Tony Stewart

Tony Stewart lieferte in Watkins Glen eine sagenhafte Aufholjagd Zoom

30 Runden vor dem Ende lautete die Reihenfolge Jeff Gordon, Kurt Busch, Earnhardt, Edwards, Hamlin, Montoya und dahinter folgte bereits wieder ein nach seinem Dreher sichtlich angestachelter Stewart, als plötzlich Dale Jr. offensichtlich mit einem Motorschaden aufgeben musste - in Sachen Chase hat Earnhardt Jr. nun eine ganz schlechte Ausgangsposition.

Jetzt war das Spritfenster offen, denn die Restdistanz erlaubte, dass der folgende Stopp möglicherweise der letzte im Rennen sein könnte. Kurt Busch war durch den Earnhardt-Ausfall seinen ärgsten Konkurrenten im Kampf um Platz 12 los, und wurde sofort auf eine sichere Strategie an die Box geholt.

Gordon gewann den Restart, Hamlin schob sich an Edwards vorbei auf die zweite Position und dahinter überholte Stewart beim Restart Montoya, dessen erster Gang zu lange übersetzt war. Anschließend verwickelte er seinen Teamkollegen und Carl Edwards in einen heftigen Zweikampf, auch wenn er dabei - genau wie die beiden anderen - in der Schikane am Ende der Gegengerade über die Wiese ackern musste.

Montoya boxt mit Harvick

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya lieferte sich ein Handgemenge mit Kevin Harvick Zoom

Nach einer erneuten Gelbphase dann wieder ein Restart - und jetzt flogen so richtig die Fetzen: Truex schob Montoya an, und der krachte in Turn 1 in das Harvick-Auto. Beide stiegen aus ihren Fahrzeugen und was folgte, war ein klassischer Rennfahrerdisput, wobei - wie Paul Tracy sagen würde - die Helme jedoch leider aufblieben.

Montoya versuchte zwar noch seinen Ganassi-Dodge in Gang zu bringen, doch ein paar Kurven später musste er sein Auto mit gebrochenem Antriebsstrang abstellen. Damit ist das Thema Chase für den Kolumbianer gelaufen und auch Streit-Schlichter Jeff Burton, der dem Ex-Formel-1-Piloten nicht mehr ausweichen konnte, war aus dem Rennen.

Was folgte war eine längere Unterbrechung zum säubern der Strecke und die Boliden standen in einer Reihe auf dem Kurs, wobei Ford-Pilot Matt Kenseth - im Auto sitzend - von einem Fan, der offenbar über den Zaun geklettert war, um ein Autogramm gebeten wurde: "Ich habe jetzt leider keine Zeit zu unterschreiben, ich habe gerade noch was zu tun", so die höflich-pikierte Entschuldigung des Ford-Piloten.

Jeff Gordon wirft den Sieg weg

Jeff Gordon Denny Hamlin

Jeff Gordon sah lange Zeit wie der Sieger aus und wurde am Ende Neunter Zoom

Nach fast 30 Minuten Pause dann der Restart: Hinter Jeff Gordon tobte ein erbittertes Duell der beiden Joe-Gibbs-Teamkollegen, in dem sich Stewart schließlich durchsetzte und auch Carl Edwards noch an Hamlin vorbeischlüpfen konnte. Weder Gordon, noch Stewart konnten sich in den nächsten Runden entscheidend absetzen.

Zwei Runden vor dem Ende dann die endültige Entscheidung: Jeff Gordon verbremste sich in der nun schon berühmten Kurve 1, genau wie zuvor Tony Stewart, und fiel bis auf Rang neun zurück. Edwards saß Stewart zwar im Kofferraum aber auch er übertrieb es, denn in der vorletzten Kurve des Rennens ackerte der Ford-Pilot plötzlich durch das Kiesbett.

So gewann Stewart ein richtig aufregendes Nextel-Cup-Rennen vor Denny Hamlin, Jimmie Johnson, Ron Fellows und Robby Gordon. Auf Platz sechs kam Kettenreaktionär Martin Truex Jr. ins Ziel, Siebter wurde Kurt Busch vor den unglücklichen Carl Edwards und Jeff Gordon.

Greg Biffle rundete die Top 10 ab, Juan Pablo Montoya wurde auf Rang 39 gewertet, Red-Bull-Pilot Brian Vickers landete einen Platz dahinter. Im Kampf um Position 12 in der Gesamtwertung verlor Dale Earnhardt Jr. wertvolle Punkte, und liegt nunmehr 100 Zähler hinter Kurt Busch, während Juan Pablo Montoya mit einem Rückstand von 351 Punkten bei noch vier ausstehenden Rennen wohl keine Chance mehr auf den Chase haben wird.

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt

Tourenwagen-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Tourenwagen-Newsletter von Motorsport-Total.com!