• 20.02.2011 23:38

  • von Pete Fink

Riesensensation: Ein Rookie gewinnt das Daytona 500!

Trevor Bayne sorgte in Daytona für eine Riesenüberraschung: Der 20-jährige Rookie siegte vor zwei weiteren Fords - viele Crashes und Favoritenstürze

(Motorsport-Total.com) - Kann der Auftakt in eine NASCAR-Saison gelungener ausfallen? Kaum, denn das Daytona 500 des Jahres 2011 beinhaltete alles, was von einem NASCAR-Rennen erwartet werden kann: Hochspannung über 208 Runden, 74 Führungswechsel, zahlreiche Kaltverformungen mit drei Massenkarambolagen, denen gleich eine ganze Reihe von Top-Favoriten zum Opfer fielen - und am Ende eine Riesensensation!

Titel-Bild zur News: Trevor Bayne

Riesenüberraschung: Trevor Bayne ist der Daytona-Sieger 2011!

Am Samstag feierte ein recht unbekannter NASCAR-Youngster namens Trevor Bayne in Daytona seinen 20. Geburtstag. Am Sonntag machte er sich zur Legende, weil er in seinem erst zweiten Sprint-Cup-Rennen überhaupt das Daytona 500 gewann! Noch dazu saß er im Cockpit eines Ford Fusion der Wood Brothers, einem der ganz großen Traditionsteams der NASCAR, das zuletzt vor zehn Jahren (Elliott Sadler, Bristol, März 2001) ein Rennen gewinnen konnte.


Fotos: Daytona 500, Daytona 500


Natürlich war dieser Erfolg gleichzeitig Baynes Ritterschlag in der Sprint-Cup-Elite. Dieser hatte sich am Donnerstag angedeutet, als der Rookie in seinem Gatorade-Duel, dem Qualifikationsrennen zum Daytona 500, von keinem geringeren als Jeff Gordon zu dessen Windschattenpartner auserwählt wurde. Drei Tage später holte Bayne dann zum ganz großen Wurf aus und wurde zum jüngsten Daytona-Sieger aller Zeiten.

Neben Bayne und den Wood Brothers war die Ford Motor Company der dritte große Sieger eines sonnigen Florida-Sonntags, denn Carl Edwards (Roush-Ford) und - fast genauso überraschend - David Gilliland (Front-Row-Ford) fuhren auf die Plätze zwei und drei. Es war sozusagen der totale Ford-Triumph am Ende von 208 teilweise hochdramatischen Runden.

Top-Leute früh aus dem Rennen

Michael Waltrip, Brian Keselowski, David Reutimann, A.J. Allmendinger, Matt Kenseth, Jimmie Johnson

Big One Nummer eins in Runde 29: 17 Fahrzeuge waren verwickelt Zoom

Das Rennen begann gleich mit einem Paukenschlag: Schon in Runde 22 verabschiedete sich der Top-Favorit Kevin Harvick mit einem Motorschaden. Der schwer enttäuschte Superspeedway-Spezialist und letztjährige Gesamtdritte befand sich bereits auf dem Heimweg, als seinem Childress-Teamkollegen und Duel-Sieger Jeff Burton in Runde 93 gleiches widerfuhr. Gegen Rennende erwischte es mit Daytona-Titelverteidiger Jamie McMurray noch einen dritten Piloten aus der so stark eingeschätzten Earnhardt/Childress-Motorenschmiede, der aber mit seinem auf sieben Zylindern laufenden Chevy wenigstens noch auf Rang 18 ins Ziel humpelte.

Nur wenig später lichtete sich das Feld der Favoriten erneut. In Runde 29 kam es zum ersten vom insgesamt drei "Big-Ones", als Michael Waltrip seinen MWR-Teamkollegen David Reutimann umdrehte. Es war die zu erwartende Folge der sogenannten "Two-Car-Breakaways", die das Daytona-Renngeschehen bis zum Schluss kennzeichneten. In der so gefürchteten Kettenreaktion erwischte es insgesamt 17 Fahrzeuge, darunter befanden sich mit Dauerchampion Jimmie Johnson und Jeff Gordon zwei Top-Favoriten, die das Rennen zwar später noch einmal aufnahmen, aber mit vielen Runden Rückstand auf den Positionen 27 und 28 landeten.

Ebenfalls involviert waren auch zwei starke Roush-Ford von Matt Kenseth und Greg Biffle, die - analog zu den Hendrick-Zwillingen - später wieder auf die Strecke fuhren. Kenseth (34.) war in Runde 134 nach einem sehr harten Einschlag eines der vielen Opfer der Fahrzeugtandems, Biffle (35.) machte es seinem Teamkollegen in Runde 141 unfreiwillig nach.

Ansonsten wog das Renngeschehen permanent hin und her. Allerdings nicht in der typischen Daytona-Manier früherer Tage mit einem großen Pulk und zwei, drei oder vier Fahrspuren. Vielmehr setzte sich der neue Racing-Stil, der schon im Budweiser-Shootout und in den beiden Gatorade-Duels zu beobachten war, auch im "Great American Race" fort. Die Zauberformel auf dem neuasphaltierten 2,5 Meilenoval lautete: Zwei Autos, die sich Stoßstange an Stoßstange durch den Daytona-Wind schieben und damit Speeds um die 200 Meilen erreichen.

Wer tanzt mit wem?

Daytona 500 two car breakaways Restart

Pärchenbildung in Daytona anno 2011: Die Two-Car-Breakaways Zoom

Natürlich sind dabei vor allem die Wassertemperaturen des Pushers kritisch. NASCAR hatte die Regeln für das Kühlsystem vor dem Rennen wieder etwas gelockert, was bei Außentemperaturen von 24 Grad Celsius auch notwendig war. Und natürlich nahmen diese permanenten Paarläufe mit zunehmender Renndauer gehörig an Intensität auf.

Die entscheidende Frage lautete: Wer kann mit wem am Besten "tanzen"? Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevy) suchte sich Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) aus. Kurt Busch (Penske-Dodge) setzte wie schon am Donnerstag auf Regan Smith (Furniture-Row-Chevy), und Trevor Bayne (Wood-Ford) arbeitete mit seinem Ford-Markenkollegen David Ragan (Roush) zusammen. Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevy) fand wiederum zu seinem langjährigen Lieblingswindschattenpartner Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet).

So ging es in die Schlussphase. Newman/Hamlin verteidigten innen an der doppelten gelben Linie ihre Spitzenposition. Clint Bowyer (Childress-Chevy) wurde von Kyle Busch auf der Außenbahn in Front geschoben, nur um wenig später die Führung an das Duo Kurt Busch und Regan Smith abzugeben. Ragan/Bayne machten nur wenige Sekunden später eine dritte Spur in der Mitte auf. Das atemberaubende Vorspiel zum Finale.

Vier Runden vor dem geplanten Ende kam es dann zum zweiten "Big-One". Zwischen dem Tandem Kurt Busch und Regan Smith entstand plötzlich eine Lücke. Direkt dahinter schob Pusher Earnhardt seinen Vordermann und Spezi Stewart innen auf Smith, doch der Geschwindigkeitsüberschuss war selbst für die Gegengerade zu groß. Smith kam quer und räumte das Duo Newman/Hamlin sowie Bowyer ab. Earnhardt fing sich dabei einen Plattfuß ein.

Zwei Verlängerungen nötig

Trevor Bayne, Carl Edwards, David Gilliland

Zieleinlauf: Trevor Bayne gewinnt vor Carl Edwards und David Gilliland Zoom

Wieder waren einige der Top-Stars aus dem Rennen, es kam zur ersten Green-White-Checkered-Verlängerung. An der Spitze befand sich nun das blutjunge Ford-Duo Ragan und Bayne, gefolgt von den Gebrüdern Busch, Stewart und Mark Martin, der zwar in Runde 29 ebenfalls in "Big-One 1" verwickelt war, jedoch nur drei Runden verlor, die er im Rennverlauf via "Lucky Dog" wieder gutmachen konnte.

Das geschah das nächste Malheur: Spitzenreiter Ragan wollte sich beim Restart natürlich wieder direkt vor die Motorhaube Baynes setzen, doch der Roush-Pilot agierte zu schnell: Er wechselte vor der Startlinie seine Spur, was ihm eine Schwarze Flagge einbrachte. Noch ehe irgendjemand reagieren konnte, kam es ausgangs Turn 2 zur nächsten Kettenreaktion, als der nun alleine fahrende Stewart durchgereicht wurde.

Robby Gordon schloss zu schnell auf Stewart auf, fing seinen Gordon-Dodge aber gerade noch ab. Als er sich wieder im Feld einsortieren wollte, entstand ein Kuddelmuddel, in das unter anderem Newman, Earnhardt, A.J. Allmendinger (Petty-Ford) und Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) verwickelt wurden. Kyle Busch musste mit einem schleichenden Plattfuß an die Box.

Damit waren die Karten für Verlängerung Nummer zwei ganz neu gemischt: Beim Restart führten nun Bayne und Bobby Labonte (JTG/Waltrip-Toyota), dahinter fand Kurt Busch in Juan Pablo Montoya einen neuen Pusher, während sich auch Carl Edwards und David Gilliland auf die Verfolgung machten. So ging es in die letzte Runde.

Was nun, Herr Bayne?

Trevor Bayne

Mit nur 20 Jahren auf dem NASCAR-Thron: Youngster Trevor Bayne Zoom

Auf der Gegengeraden verloren Kurt Busch und Montoya den direkten Kontakt zueinander, was dieses Duo schnell zurückfallen ließ. Bayne verteidigte seine Führung auf der Innenbahn aus Turn 4 heraus. Edwards versuchte zwar noch einen Angriff zu setzen, doch der Rookie behielt seine Linie eisern und gewann das Daytona 500 mit einer Wagenlänge Vorsprung. Edwards, Gilliland und Bayne-Pusher Labonte waren geschlagen.

Dahinter kamen Kurt Busch und Montoya ins Ziel. Der Kolumbianer feierte damit sein bisher bestes Daytona-Resultat, nachdem er im Rennverlauf gleich viermal Riesenglück hatte. Zweimal fing er seinen Ganassi-Chevy nach einem unverschuldeten Dreher kunstvoll und ohne Einschlag ab, zweimal entging er nur um Haaresbreite einem Dreher der Konkurrenz.

Siebter wurde Regan Smith (Furniture-Row-Chevy) vor Kyle Busch (Gibbs-Toyota), Paul Menard (Childress-Chevy) und Mark Martin (Hendrick-Chevrolet). Doch der große Triumphator des Daytona 500 anno 2011 hieß natürlich Trevor Bayne. Der bekam übrigens für seinen Sieg nicht einmal Meisterschaftspunkte, weil er sich vor der Saison für die Nationwide-Serie entschieden hatte.

Verständlich, denn die Wood Brothers hatten - bis Sonntag - nicht einmal das Budget für eine komplette Sprint-Cup-Saison. Insofern ging Bayne wohlweislich auf Nummer sicher. Doch nun ist alles anders: Jetzt ist der Youngster mit einem Schlag ein Daytona-Sieger und sein Traditionsteam zurück in der Victory Lane. Und neben allen Werbeeffekten ging es in Daytona - ganz nebenbei bemerkt - auch um ein Siegerpreisgeld jenseits der 1,5 Millionen US-Dollar. Damit sollten Bayne und die Wood Brothers in dieser Sprint-Cup-Saison ein paar Rennen mehr fahren können. Wenn da nur nicht dieses verflixte Kreuzchen auf der Nationwide-Punkteliste wäre...

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt

Anzeige

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!