• 26.05.2009 00:30

  • von Pete Fink

Regengott Reutimann gewinnt die "24 Stunden von Charlotte"

Das Coca-Cola 600 fand ein kurioses, aber passendes Ende: David Reutimann gewann, ohne eine einzige Führungsrunde unter Grün gefahren zu sein

(Motorsport-Total.com) - David Reutimann gewann am späten Montagabend die "24 Stunden von Charlotte", wie das 50. Coca-Cola 600 wohl in die NASCAR-Geschichte eingehen wird. Es war sowohl der erste Sprint-Cup-Sieg für den 39-Jährigen aus Florida, wie auch für sein Team von Michael Waltrip Racing.

Titel-Bild zur News: David Reutimann

David Reutimann heißt der äußerst glückliche Sieger des Coca-Cola 600

Das kuriose Zustandekommen dieser doppelten Erfolgspremiere passte wie die Faust aufs Auge in das Bild eines verregneten NASCAR-Wochenendes, denn Reutimann siegte buchstäblich an der Box. Auf der Strecke lag der Toyota Camry mit der Startnummer 00 unter grüner Flagge keinen einzigen Kilometer in Front!#w1#


Fotos: NASCAR in Charlotte


Als in Runde 221 die sechste Gelbphase ausgerufen wurde, weil wieder einmal ein Regenschauer über das 1,5 Meilenoval zog, bog Reutimann nicht zum Service ab. Diese Entscheidung sollte Gold wert sein, denn sechs Runden später holte NASCAR die rote Flagge heraus, da der Regenguss nicht aufhören wollte.

Dann begann für Reutimann eine nervenaufreibende Wartezeit. Über zwei Stunden musste der Waltrip-Pilot zittern, bis NASCAR schließlich ein Einsehen hatte, und den mit insgesamt sechseinhalb Stunden äußerst zäh gewordenen Schinken namens Coca-Cola 600 Jahrgang 2009 endgültig abbrach.

Drei Sieger im Regen-Poker

Kyle Busch

Pech für Kyle Busch: 173 von 227 Runden in Front und doch nur Platz sechs Zoom

Natürlich begründet sich dieser Sieg in keinster Weise auf einer sportlichen Basis. Lediglich die riskante Pokerpartie der Reutimann-Crew kann als perfektes Beispiel für einen typischen Strategiesieg dienen, denn schließlich standen allen 42 Sprint-Cup-Konkurrenten die exakt gleichen Optionen zur Verfügung wie Reutimann.

Zwei Kollegen nutzten dies auch: Polesetter Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) wurde Zweiter, Robby Gordon (Gordon-Toyota) belegte Platz drei. Somit können sich Reutimann, Newman und Gordon als die eindeutigen Regenkönige von Charlotte fühlen, wobei festgehalten werden sollte, dass Polesetter Newman zu Beginn wenigstens drei Führungsrunden unter grüner Flagge absolvierte.

Platz vier ging an Carl Edwards, dessen Roush-Crew in der entscheidenden Situation nur zwei neue Reifen aufziehen ließ, weshalb Edwards als Erster der Stopper auf die Strecke zurückfuhr. Fünfter wurde Brian Vickers, der in seinem bärenstarken Red-Bull-Toyota sicherlich eine echte Siegchance gehabt hätte, wenn das Coca-Cola 600 über die komplette Renndistanz gegangen wäre.

Der Abbruch kam nach 227 der geplanten 400 Runden. Satte 173 davon führte Kyle Busch, der nach dem letzten Boxenstopp aber nur als Sechster auf die Strecke zurückfuhr. Damit ist auch die Frage beantwortet, wer unter den Kontrahenten nach rein sportlichen Kriterien ein logischer Sieger gewesen wäre.

Montoya verbessert - Logano im Pech

Juan Pablo MontoyaDaytona, Daytona International Speedway

Juan Pablo Montoyas NASCAR-Leistungen werden immer konstanter Zoom

Kasey Kahne wäre im Finale von Charlotte - analog zu Vickers - einer der großen Kyle-Busch-Gegner gewesen, denn sein Petty-Dodge kam mit zunehmendem Rennverlauf immer besser in Schwung. Platz sieben ist für den Vorjahressieger jedoch wahrscheinlich eine leichte Enttäuschung.

Achter wurde Juan Pablo Montoya, der wie Vickers und Kahne vor allem bei den Long Runs zuvor einen äußerst schnellen Earnhardt/Ganassi-Chevrolet präsentieren konnte. Der Kolumbianer fuhr im Rennverlauf zwischenzeitlich bis auf Rang zwei nach vorne, und holte sich mit seiner Charlotte-Platzierung wertvolle Punkte im Kampf um den NASCAR-Chase.

Einer der großen Verlierer des Memorial Days war Youngster Joey Logano (Gibbs-Toyota), der vor dem letzten Boxenstopp als Vierter zum Service kam, nach einer frischen Ladung Benzin und vier neuen Reifen aber nur als Neunter auf die Strecke zurückfuhr. Daytona-Sieger Matt Kenseth (Roush-Ford) rundete die Top 10 ab.

340,5 statt 600

Regenschauer unterbrachen den Renn-Montag insgesamt dreimal Zoom

Geduld war in Charlotte das ganz große Zauberwort für alle Beteiligten. Bereits am Sonntagabend musste der gesamte Sprint-Cup-Tross über zwei Stunden tatenlos zu warten, bis die NASCAR-Offiziellen schließlich vor den konstanten Regenschauern und der einbrechenden Dämmerung die weiße Flagge hissten.

Auch am Montag ging das wechselhafte Wetter von North Carolina nahezu unverändert weiter. Mehrere Regenschauer über dem nur mehr halb besetzten Lowe's Motor Speedway hatten insgesamt drei rote Flaggen und über drei Stunden Regenunterbrechungen zur Folge.

Am Ende wurden trotzdem nur 340,5 anstelle der geplanten 600 Meilen absolviert, die Veranstaltung selbst geriet jedoch - wetterbedingt - zu einem wahren Marathonlauf. Premierensieger Reutimann kann dies herzlich egal sein, denn in einigen Wochen wird kaum jemand mehr hinterfragen, auf welche Art und Weise das Waltrip-Team zu seinem ersten Sprint-Cup-Sieg gelangte.

Sportliche Lehren zu ziehen, fällt angesichts des zerrissenen und unvollständigen Rennverlaufs schwer. Kyle Busch, Kasey Kahne, Brian Vickers und - mit Abstrichen - auch Montoya zeigten sich über weite Strecken ganz vorne im Feld. Wie die starke Hendrick-Fraktion abgeschnitten hätte, ist im Fall Jimmie Johnson (13.), Jeff Gordon (14.) und Mark Martin (17.) reine Spekulation.

Earnhardt am Tiefpunkt?

Dale Earnhardt Jun.

Schlimmer geht's nimmer: Bei Dale Earnhardt besteht Handlungsbedarf Zoom

Anders liegt der Fall bei Dale Earnhardt Jr., dessen Hendrick-Chevrolet so unterirdisch auftrat, dass sich der NASCAR-Superstar tatsächlich zwei Runden Rückstand einfing und lediglich auf Platz 40 gewertet wurde. Sicherlich der negative Höhepunkt einer sehr durchwachsenen Saison.

Auch für Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) ging sein suboptimales 2009 nahtlos weiter. Vor Jahresfrist lag der Kalifornier als Gesamtneunter noch stramm auf Chase-Kurs, doch davon ist er jetzt weit entfernt: Ein früher Lackaustausch mit Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge) bedeutete für Harvick in Charlotte nur Platz 41, im Gesamtklassement ist er magerer 23.

Dort führt weiterhin Jeff Gordon vor Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 19.). Sieger Reutimann machte einen großen Sprung und kratzt nun als neuer 13. an die Türe zu den Playoffs. Sein ärgster Verfolger heißt Montoya, dem auf Platz zwölf (Mark Martin) winzige 31 Punkte fehlen. Kommendes Wochenende macht der NASCAR-Tross Station auf der Monster-Mile in Dover.

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