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Pocono: Tony Stewart gewinnt historischen Benzinkrimi
Ein fluchender Tony Stewart gewann den Spritpoker von Pocono vor Carl Edwards - Jimmie Johnson mit trockenem Tank, Montoya zockt sich auf Platz acht
(Motorsport-Total.com) - Im 14. Sprint-Cup-Rennen der NASCAR-Saison 2009 kam es auf dem Pocono Raceway zum ersten klassischen Benzinkrimi des Jahres, der ein historisches Ende fand. Tony Stewart holte sich nach seinem Sieg im Allstar-Race von Charlotte am Sonntagabend auf dem Trioval von Pocono nun auch seinen ersten Erfolg in einem Punkterennen.

© NASCAR
Sieger Tony Stewart hatte sogar noch Sprit für einen handfesten Burnout
Historisch war dieser Stewart-Sieg deswegen, weil seit Ricky Rudd im Jahr 1998 (!) kein Owner/Driver mehr ein Punkterennen der NASCAR-Topliga gewinnen konnte. Ein in Zeiten der großen Superteams fast nicht mehr für möglich gehaltenes Unterfangen, auch wenn es sich bei den Chevrolets von Stewart/Haas Racing um reinrassige Hendrick-Kundenautos handelt.#w1#
Die Dramatik des Pocono-Finales nahm seinen Anfang in Runde 157 von 200, als wegen Teilen auf der Strecke die fünfte und letzte Gelbphase ausgerufen wurde. Das Feld kam fast geschlossen in Runde 159 zum Tanken an die Box. Also waren noch 41 Umläufe mit einer Tankfüllung zu bestreiten - bei einem Boxenfenster von etwa 35 Runden eine kniffelige Aufgabe.
Just bei diesem Stopp nutzte Stewart seinen entscheidenden strategischen Vorteil, weil er aufgrund seiner Pole Position die letzte Boxenposition direkt an der Boxenausfahrt hatte. Dadurch schob er sich am Langzeitführenden Carl Edwards (Roush-Ford) vorbei in Front.
Die Top 3 alle in Problemen

© NASCAR
Jeff Gordon und Jimmie Johnson führten das Sprint-Cup-Feld ins Pocono 500 Zoom
Dritter war zu diesem Zeitpunkt ein bärenstarker Jimmie Johnson, dessen Hendrick-Chevrolet früh im Rennen führte, zur Halbzeit aber genau in dem Moment tanken ging, als Sekundenbruchteile später eine Gelbphase ausgerufen wurde. Johnson überfuhr die rote Ampel an der Boxeneinfahrt und wurde von NASCAR nach ganz hinten befördert.
Es folgte eine grandiose Aufholjagd des Kaliforniers, der 20 Runden später bereits wieder an den Top 10 auftauchte und zehn weitere Runden später schon Sechster war. Da auch Edwards - nach einem missglückten Stopp mit zu wenig Sprit - und Leader Stewart - nach seinem Abflug in der Happy Hour am Samstag - nicht ohne Probleme durch den Pocono-Marathon kamen, lagen die drei besten Sprint-Cup-Piloten des Tages zurecht wieder in Front.
Dann wurde es zunehmend dramatisch: Ab Runde 185 begannen diejenigen Konkurrenten mit einem Splash-and-Dash-Stopp, bei denen klar war, dass sie niemals bis zur Zielflagge kommen würden. Aus dieser Gruppe sollten Greg Biffle (Roush-Ford; 11.) und Clint Bowyer (Childress-Chevrolet; 12.) am Ende die besten Platzierungen holen können.
Johnson rollt ohne Benzin aus

© NASCAR
Beim letzten Restart lagen Tony Stewart und Carl Edwards in Front Zoom
Stewart hatte zu diesem Zeitpunkt etwa vier Sekunden Vorsprung auf sein Verfolgerduo Edwards und Johnson, aber er rollte leicht fluchend ("Ich hasse diese Art Rennen zu fahren") nur noch um das 2,5 Meilenoval. Ebenso Johnson und Edwards, die dann Eingangs der Schlussrunde damit begannen, sich gegenseitig um Platz zwei zu streiten.
Das sollte sich bitter rächen: Eingangs Turn 2 wurde Johnson plötzlich mit trockenem Tank langsamer, und während Stewart und Edwards auf den Plätzen eins und zwei über die Ziellinie rollten, wurde der amtierende NASCAR-Champion am Ende nur als Siebter gewertet.
Eine ganz andere Tank-Strategie verfolgten David Reutimann (Waltrip-Toyota), Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Ryan Newman im zweiten Stewart/Haas-Chevrolet. Sie alle fuhren in Runde 164 am Ende der entscheidenden Gelbphase zu einem kurzen Top-Off an die Box und konnten sich so einigermaßen sicher sein, die Zielflagge zu sehen.
Das wurde belohnt, denn Reutimann, Gordon und Newman belegten die Plätze drei, vier und fünf. Vor allem für Newman ein bemerkenswertes Resultat, denn der "Rocket Man" musste mit einer streikenden Zündkerze im Rennverlauf nicht weniger als sechsmal an die Box, wobei er zusätzlich noch zweimal bei einem Pit-Lane-Speeding erwischt wurde. Newmans Pocono-Vorstellung unterstreicht die derzeitige Top-Form des Stewart/Haas-Teams.
Pokerspieler mit starken Ergebnissen

© Red Bull
Die langen Geraden von Pocono forderten auch am Sonntag ihre Spritopfer Zoom
Ebenfalls Sieger im Spritpoker von Pennsylvania waren Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota; 6.) und Juan Pablo Montoya. Der Kolumbianer haderte über weite Strecken mit dem Handling seines Earnhardt/Ganassi-Chevrolets, aber als es am Ende um das Benzinsparen ging, zeigte Montoya seine Klasse: Er holte sich im Sparmodus einen starken achten Platz vor Jeff Burton (Childress-Chevrolet) und Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge).
Für Montoya bedeutete dieser achte Platz einen weiteren positiven Schritt in Richtung NASCAR-Playoffs, denn in der Vergangenheit war Pocono keine gute Strecke für den ehemaligen Formel-1-Piloten. Sein Punktekonto weist nun einen Rückstand von 62 Punkten auf den entscheidenden Gesamtplatz zwölf auf.
Den hält der große Pocono-Pechvogel Denny Hamlin (38.), an dessen Gibbs-Toyota bereits wenige Meter nach dem Start die Benzinpumpe streikte. Hamlin verlor in der Gesamtwertung damit gleich fünf Positionen. Ebenso wenig Glück hatte Penske-Pilot Kurt Busch (37.), dessen Dodge Charger mit defekter Wasserpumpe an die Box rollte.
Auch Kyle Busch (Gibbs-Toyota) kam in Pocono fast schon traditionell nicht zurecht und belegte am Ende einen blassen 22. Rang. Noch schlimmer erwischte es Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 25.) und NASCAR-Superstar Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 27.). Für beide dürfte sich das Thema Chase 2009 erledigt haben, denn Earnhardt und Harvick haben nach Pocono 245, bzw. 327 Punkte Rückstand auf eine Playoff-Platzierung.
Roush-Ford wiedererstarkt

© Ford
Greg Biffle und Matt Kenseth blieben für ihren starken Auftritt unbelohnt Zoom
Aber auch abgesehen von dem finalen Benzinkrimi sorgte das verrufene Pocono für gute NASCAR-Unterhaltung. Zum einen brachte die neue Double-File Restart-Regelung viel Spannung und eine ganze Reihe neuer Strategien, zum anderen feierte das Roush-Team eine kleine Wiederauferstehung und bot der Hendrick-Fraktion viel Widerstand.
Rein aus den Ergebnissen ist dies zwar nicht abzulesen, aber neben dem zweitplatzierten Edwards wären bei einem normalen Rennverlauf auch Greg Biffle und Matt Kenseth eindeutige Siegkandidaten gewesen, weil sie sich 150 Runden lang geschlossen und souverän in den Top 5 tummelten.
In der Sprint-Cup-Gesamtwertung führt natürlich auch weiterhin Tony Stewart vor Jeff Gordon und Jimmie Johnson. Wie eng es in den kommenden Wochen im Playoff-Kampf zugehen wird, verdeutlichen Denny Hamlin und Mark Martin: Die beiden trennt derzeit nur ein winziger Punkt, was aber gravierende Auswirkungen hätte, wenn nach Pocono über den Chase entschieden werden würde: Hamlin ist Zwölfter und Mark Martin 13.

