Phoenix-Vorschau: Wer kann Kevin Harvick schlagen?

(Motorsport-Total.com) - Vier Siege in den letzten sechs Rennen. Die nackten Zahlen sprechen eine ganz deutliche Sprache: Wenn es im Campingworld.com 500 (k) auf dem Phoenix International Raceway einen klaren Favoriten gibt, dann heißt dieser Kevin Harvick. Phoenix ist für den amtierenden NASCAR-Champion in Diensten von Stewart/Haas-Racing so etwas wie die absolute Spezialstrecke. Dies nicht erst seit gestern: Schon im Jahr 2006 gelang ihm der "Phoenix-Sweep", also der Sieg in beiden Saisonrennen.

Im Normalfall führt das Hendrick-Duo Jeff Gordon und Jimmie Johnson die NASCAR-Ergebnisstatistiken der aktuellen Piloten deutlich an. Dies ist am Wochenende in der Wüste von Arizona anders. Und Harvick kommt mit einigen weiteren Empfehlungen nach Phoenix: Er gewann vor einer Woche in Las Vegas und war saisonübergreifend nun sechsmal in Folge entweder Erster oder Zweiter. Eine in der NASCAR äußerst unübliche Erfolgsserie.

Sein Phoenix-Meisterstück lieferte Harvick im Herbstrennen 2014 ab. Dort lag der Stewart/Haas-Chevy mit der Startnummer 4 nicht weniger als 264 von insgesamt 312 Runden in Front und sicherte sich damit souverän den Einzug in die "Final-Four" von Homestead. Der Rest ist NASCAR-Geschichte, denn eine Woche später in Süd-Florida fuhr der 39-jährige Kalifornier zu seinem bisher einzigen Sprint-Cup-Titel.

Bei Stewart/Haas-Racing steht neben Harvick aber noch ein zweiter Pilot im Fokus: Kurt Busch wird sein Comeback geben, nachdem NASCAR die vielleicht etwas vorschnelle Suspendierung von Daytona nun wieder aufgegeben hat. Keine 48 Stunden vor dem Daytona 500 wurde dem älteren Busch-Bruder die Startfreigabe verweigert. Der Hintergrund war das in den USA heftig diskutierte Thema "häusliche Gewalt". Die Staatsanwaltschaft wird jedoch nicht aktiv, NASCAR musste wohl oder übel nachziehen.

Volles Haus rund um den Rattlesnake-Hill

Die Bezeichnung "k" im offiziellen Renntitel Campingworld.com 500 (k) steht wie immer für Kilometer. Phoenix ist ein flaches Ein-Meilen-Oval, weshalb auch am Sonntagabend wieder 312 Rennrunden zu absolvieren sind. Seit der Saison 1988 fährt die NASCAR-Topliga auf dem einst für die IndyCars gebauten Oval. Seit der Saison 2005 gibt es zwei jährliche Phoenix-Rennen, was in der Addition bedeutet, dass die Auflage am Wochenende die Nummer 38 in der NASCAR-Historie ist.

Rund vier Millionen Einwohner leben im Großraum Phoenix, die Strecke selbst liegt im Vorort Avondale, ein paar Meilen südwestlich der City. Mit knapp 80.000 Besuchern auf den Tribünen wird wieder ein volles Haus erwartet. Inklusive des großen Hügels in der Zielkurve, dem berühmt-berüchtigten Rattlesnake-Hill, und den zahlreichen Infield-Campern dürften sich wieder rund 100.000 Menschen versammeln. Ein Grund: Phoenix ist bekannt für seine moderaten Eintrittspreise, das Sprint-Cup-Rennen kann ab 25 US-Dollar vor Ort angesehen werden.

Durch den Umbau im Sommer 2011 bekam der Kurs ein progressives Banking. Die Kurven 1 und 2 sind auf der Innenspur zehn, auf der Außenspur elf Grad überhöht. Die flacheren Kurven 3 und 4 weisen unten eine Überhöhung um acht, oben um neun Grad auf. Die geknickte Gegengerade wurde etwas nach außen versetzt, das Dog-Leg in der Mitte wird gerne einmal abgekürzt. Und wie steht es nun um die Legendenbildung in Sachen Klapperschlangen?

Diese Geschichten stammen vor allem aus dem Munde von Tony Stewart, der in seiner frühen IndyCar-Zeit Testfahrer für Firestone war und in Phoenix zahllose, einsame Runden drehte. Sein bekanntes Bonmot dazu lautet: "Es gibt nicht viele Strecken, auf denen du über die Gegengerade schauen kannst und überall Berge und Kakteen siehst. Und die Leute erzählen sich, dass hier jeden Morgen Cowboys mit einem Sack bewaffnet Klapperschlangen einsammeln, damit sich die Fans sicher hinsetzen können."

Reifenstapel auch in Phoenix

Auch in ganz anderen Sachen Sicherheit wird Phoenix am Wochenende kurzfristig nachziehen: Im Bereich des Boxeneingangs in Kurve 4 sollen innen auf einer Länge von knapp 50 Metern Reifenstapel angebracht werden. Wie auf anderen Ovalen gibt es auf der Innenseite keine Safer-Walls. Auf der rechten Fahrzeugseite bringt Goodyear einen neuen Reifentyp mit, der mehr Grip und mehr Gummiabrieb bieten wird. Dieser Reifen wurde im Oktober getestet und wird bereits in Richmond eingesetzt.

Für Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet) ist es eine kleine Jubiläumsfahrt: Phoenix wird sein Sprint-Cup-Start Nummer 400. Der unangefochtene Lokalmatador ist J.J. Yeley (BK-Toyota), der aus Phoenix stammt und dort sein Heimrennen fährt. Auch Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) wohnte zu ihren IndyCar-Zeiten einige Jahre lang im Großraum Phoenix - damals noch verheiratet mit ihrem Physiotherapeuten Paul Hospenthal.

Etwas Verwirrung gab es in dieser Woche um das Premium-Team. In der Startnummer 66 sitzt nicht mehr Mike Wallace, sondern Youngster Tanner Berryhill. Zudem setzt auch die 66 in Zukunft auf Chevy-Power. Gegenüber dem Las-Vegas-Wochenende und den dort 48 gemeldeten Teams fehlt in Phoenix das Penske-Kundenduo Ryan Blaney (Wood-Ford) und Michael McDowell (Leavine-Ford). Insgesamt kämpfen also 46 Mannschaften um einen der 43 Startplätze.

Motorvision TV überträgt das Campingworld.com 500 (k) am Sonntagabend ab 20:00 Uhr wie immer live und in voller Länge, inklusive der kompletten Pre-Race-Show. Am Mikrofon sitzen Mario Fritzsche und Pete Fink. Der Wetterbericht ist hervorragend: In der Wüste von Arizona sind für das gesamte NASCAR-Wochenende jede Menge Sonne und Temperaturen um die 30 Grad Celsius angesagt.

Der Zeitplan für Phoenix:

Freitag:
20:00 Uhr bis 21:25 Uhr: Erstes Freies Training

Samstag:
ab 00:50 Uhr: Qualifikation
16:30 Uhr bis 17:20 Uhr: Zweites Freies Training
19:30 Uhr bis 20:20 Uhr: Abschlusstraining
ab 21:00 Uhr: Xfinity-Rennen

Sonntag:
ab 20:00 Uhr: Campingworld.com 500 (k) live auf Motorvision TV

Die Meldeliste für Phoenix:

01. 1 Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford)
03. 3 Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
04. 4 Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet)
05. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 Trevor Bayne (Roush-Ford)
07. 7 Alex Bowman (Baldwin-Chevrolet)
08. 9 Sam Hornish Jr. (Petty-Ford)
09. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
11. 13 Casey Mears (Germain-Chevrolet)
12. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
13. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
16. 18 David Ragan (Gibbs-Toyota)
17. 19 Carl Edwards (Gibbs-Toyota)
18. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota)
19. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
20. 23 J.J. Yeley (BK-Toyota)
21. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
22. 26 Jeb Burton (BK-Toyota)
23. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
24. 29 Reed Sorenson (RAB-Toyota)
25. 31 Ryan Newman (Childress-Chevrolet)
26. 32 Mike Bliss (FAS-Ford)
27. 33 Alex Kennedy (Circle-Chevrolet)
28. 34 Brett Moffitt (Front-Row-Ford)
29. 35 Cole Whitt (Front-Row-Ford)
30. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
31. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
32. 41 Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet)
33. 42 Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet)
34. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
35. 44 Travis Kvapil (Xtreme-Chevrolet)
36. 46 Michael Annett (HScott-Chevrolet)
37. 47 A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet)
38. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
39. 51 Justin Allgaier (HScott-Chevrolet)
40. 55 Brian Vickers (Waltrip-Toyota)
41. 62 Brendan Gaughan (Premium-Chevrolet)
42. 66 Tanner Berryhill (Premium-Chevrolet)
43. 78 Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet)
44. 83 Matt DiBenedetto (BK-Toyota)
45. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
46. 98 Josh Wise (Parsons-Ford)

Alle Phoenix-Sieger auf einen Blick:

2014: Kevin Harvick / Kevin Harvick
2013: Carl Edwards / Kevin Harvick
2012: Denny Hamlin / Kevin Harvick
2011: Jeff Gordon / Kasey Kahne
2010: Ryan Newman / Carl Edwards
2009: Mark Martin / Jimmie Johnson
2008: Jimmie Johnson / Jimmie Johnson
2007: Jeff Gordon / Jimmie Johnson
2006: Kevin Harvick / Kevin Harvick
2005: Kurt Busch / Kyle Busch
2004: Dale Earnhardt Jr.
2003: Dale Earnhardt Jr.
2002: Matt Kenseth
2001: Jeff Burton
2000: Jeff Burton
1999: Tony Stewart
1998: Rusty Wallace
1997: Dale Jarrett
1996: Bobby Hamilton
1995: Ricky Rudd
1994: Terry Labonte
1993: Mark Martin
1992: Davey Allison
1991: Davey Allison
1990: Dale Earnhardt
1989: Bill Elliott
1988: Alan Kulwicki