• 10.11.2008 02:00

  • von Pete Fink

Phoenix: Johnson fast Meister - Montoya löst Massencrash aus

Jimmie Johnson gewann in Phoenix und machte einen Riesenschritt in Richtung Titel, Carl Edwards Vierter - Montoya gleich zweimal mit Massencrash

(Motorsport-Total.com) - War Phoenix das endgültige Meisterstück von Jimmie Johnson? 216 der insgesamt 313 Runden des Checker O'Reilly Auto Parts 500 lag der blaue Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 48 in Front und bewies somit eindrucksvoll, wie dominant der amtierende NASCAR-Champion auf dem Phoenix International Raceway zu Werke zu gehen pflegt.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Beinahe durch: Jimmie Johnson feierte in Phoenix seinen siebten Saisonsieg

Es war bereits das dritte Phoenix-Rennen in Folge, das Johnson gewinnen konnte, während sein nunmehr einzig verbliebener Titelkonkurrent Carl Edwards in seinem Roush-Ford nie richtig in Erscheinung treten konnte. Mit Hängen und Würgen holte sich Edwards einen vierten Platz, nachdem er über weite Strecken nicht einmal in den Top 10 fahren konnte.#w1#

Damit ist die Ausgangssituation vor dem Finale kommende Woche in Homestead klar: Johnson reicht für seinen dritten Sprint-Cup-Titel in Folge ein 36. Platz. Selbst dann, falls Edwards - was durchaus zu erwarten ist - das Homestead-Rennen für sich entscheiden kann. Südflorida war in den vergangenen Jahren absolutes Roush-Hoheitsgebiet.

Doch Phoenix sah abgesehen von der Johnson-Dominanz nebst Fernduell mit Edwards noch einen zweiten Hauptdarsteller, der in einem erst gegen Rennende massiv an Fahrt aufnehmenden Sprint-Cup-Event für reichlich Unterhaltung sorgte. Dieser hieß wieder einmal Juan Pablo Montoya, der an beiden Massenkarambolagen von Arizona maßgeblich beteiligt war.


Fotos: NASCAR in Phoenix


Montoya crasht gleich zweimal

Scott Speed David Gilliland Johnny Sauter

Scott Speed steckt unter David Gilliland fest - vorne Johnny Sauter Zoom

Der erste "Big One" von Phoenix geschah 39 Runden vor Schluss, und hatte - nach einer frühen Regenunterbrechung - die zweite Rote Flagge des Rennens zur Folge. Im Gegensatz zur Vorwoche in Texas war dieses Mal Montoya der Auslöser, als der Ganassi-Pilot im Kampf um Platz zwölf Casey Mears (Hendrick-Chevrolet) anschubste, der in der Folge querstehend durch Turn 3 hindurch schlitterte.

Hinter Mears entwickelte sich eine große Rauchwolke, in die unter anderem Scott Speed (40.) mit seinem Red-Bull-Toyota hineinrauschte. Speed traf das Heck von David Gillilands Yates-Ford, wobei das Heck auf Speeds Motorhaube zum Stillstand kam. Es war Speeds erster Sprint-Cup-Crash in seinem vierten Rennen, was den ehemaligen Formel-1-Piloten zu einem durchaus passenden Vergleich mit einigen Szenen aus dem NASCAR-Movie "Days of Thunder" inspirierte.

Übeltäter Montoya wiederum konnte relativ schadlos weiterfahren und blieb sogar in der Führungsrunde. Auf der Zielgerade der letzten Runde entwickelte sich dann ein heftiger Dreikampf zwischen Matt Kenseth (Roush-Ford; 15.), einem erneut bärenstarken A.J. Allmendinger (Evernham-Dodge; 16.) und Montoya (17.), wobei sich Kenseth recht hemdsärmelig durchsetzte.

Der NASCAR-Champion des Jahres 2003 schob Allmendinger in Montoya, der wiederum krachte in die Boxenmauer, und dahinter kam es natürlich zu einem klassischen Tohuwabohu, dem weitere sieben Sprint-Cup-Boliden zum Opfer fielen.

Kurt Busch und Jamie McMurray wieder stark

Jamie McMurray

Jamie McMurray (li.) lag in Phoenix zu Beginn sogar in Führung Zoom

Der Spitze konnten diese Ereignisse natürlich herzlich egal sein. Nachdem das Rennen durch die Johnson-Dominanz über weite Strecken dahinplätscherte, hagelte es in den letzten 50 Runden zwar einige Gelbphasen, bei denen sich Johnson jedoch sowohl an der Box als auch bei den Restarts als unangreifbar zeigte.

Gleiches gilt für den zweitplatzierten Kurt Busch, der in seinem Penske-Dodge wieder das neue R6P8-Triebwerk montiert hatte, das zum ersten Mal Ende September in Kansas zum Einsatz kam. Nach Charlotte (3.) war dieser zweite Rang erneut ein erfreuliches Erfolgserlebnis für den älteren Busch-Bruder und dessen Penske-Team.

Analog dazu Jamie McMurray, der sich nach Texas seinen zweiten dritten Platz binnen einer Woche holte. Der Roush-Pilot hielt es in den Schlussrunden sogar für nicht nötig, seinem direkt hinter ihm platzierten Teamkollegen Carl Edwards Rang drei zu überlassen, was diesem fünf Meisterschaftspunkte mehr eingebracht hätte.

Edwards wiederum brachte vor allem im ersten Renndrittel seine Ford-Power nicht auf den Phoenix-Asphalt, denn der Roush-Pilot litt an hartnäckigem Übersteuern. Als dann schließlich die Dämmerung über der Wüste von Arizona hereinbrach, folgte eine Cautionperiode der Nächsten, was dem auf Long Runs ausgelegten Handling Edwards' auch nicht bekam.

Nur noch zwei Titelkandidaten

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson hielt Kurt Busch, Jamie McMurray und Carl Edwards in Schach Zoom

Ein schneller Boxenstopp spülte den roten Roush-Ford 50 Runden vor Schluss von Platz sieben auf Position vier nach vorne, doch mehr sollte in Phoenix nicht realisierbar sein. Damit muss Edwards in Homestead auf ein wahres Wunder hoffen, denn eigentlich kann ihm nur noch ein technischer Defekt Johnsons zum Titel verhelfen.

Fünfter wurde ein grundsolider Denny Hamlin im besten Gibbs-Toyota vor Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet), Kevin Harvick (Childress-Chevrolet), Kyle Busch (Gibbs-Toyota), Jeff Burton (Childress-Chevrolet) und David Ragan (Roush-Ford). Doch das nutzte den Chase-Teilnehmern nichts, denn ihre Titelchancen sind nun allesamt passée.

Am kommenden Sonntagabend entscheidet sich in Homestead endgültig die Meisterschaft, die im Jahr 2008 nur noch zwei Gewinner sehen kann: Jimmie Johnson oder Carl Edwards - alle anderen Sprint-Cup-Piloten haben nun auch rechnerisch keine Titelchancen mehr.

Übrigens: Für die Buchmacher in Las Vegas ist die Sache bereits jetzt klar, denn dort werden schon seit Mitte vergangener Woche keine Wetten mehr angenommen. Und spätestens seit Phoenix unterstreichen die Zahlen diese Theorie auch, denn 141 Punkte Vorsprung sind wahrlich eine ganze Menge Holz.