• 28.02.2008 12:18

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Viva Las Vegas!

Das Dodge-UAW 400 von Las Vegas ist der erste Härtetest für das neue Car of Tomorrow - Juan Pablo Montoya war der Schnellste bei den Vorsaisontests

(Motorsport-Total.com) - Die kommenden beiden Sprint-Cup-Wochenenden könnte man am Besten unter dem Begriff "Jetzt wird es ernst" einordnen, denn nun beginnt die eigentliche Nagelprobe für das Car of Tomorrow (CoT). Auf dem Kalender stehen zwei ultraschnelle 1,5-Meilen-Speedways hintereinander, auf denen circa 70 Prozent des jährlichen NASCAR-Geschehens ausgetragen wird.

Titel-Bild zur News: Start Las Vegas

Viva Las Vegas: Der NASCAR-Tross gastiert in der Spielermetropole Nevadas

Den Anfang macht dabei das UAW-Dodge 400 auf dem Las Vegas Motor Speedway, kommende Woche folgt dann das Kobalt Tools 500 in Atlanta. Daytona war ein Restrictor-Plate-Rennen, welches immer ganz eigene Gesetze hat, Fontana hingegen war ein flaches Zwei-Meilen-Oval, ebenfalls mit ganz eigenen Charakteristiken.#w1#

Jetzt macht der NASCAR-Tross also auf einem der klassischen 1,5-Meilen-Ovale Station, und die Erkenntnisse aus den ersten zwei Saisonrennen sind so schlecht nicht: Extrem viele Führungswechsel und - im Vergleich zu den CoT-Rennen 2007 - viele neue Gesichter in der Victory-Lane. Von einer befürchteten Langeweile oder Hendrick-Dominanz kann also (noch) nicht die Rede sein.

13 von 16 CoT-Rennen haben die Chevrolet-Teams 2007 für sich entschieden, doch 2008 gewannen bisher Dodge (Ryan Newman/Penske) und Ford (Carl Edwards/Roush). Und wenn es nach zwei Herren geht, dann bleibt das nach dem Las-Vegas-Rennen auch so, denn in der Wüste von Nevada treten zwei ganz prominente Lokalmatadoren an: Kurt Busch (Penske-Dodge) und sein kleiner Bruder Kyle Busch (Joe-Gibbs-Toyota).

Die Busch-Brüder kommen nach Hause

Kurt und Kyle Busch

Seit 2005 fahren die Gebrüder Kurt (li.) und Kyle Busch gemeinsam im Cup Zoom

Das Brüderpaar ist in Las Vegas aufgewachsen, und Kurt erinnert sich: "Meine Familie stammt ursprünglich aus den Vorstädten von Chicago, und als sie Anfang der 1970er-Jahre hierher kamen, war eigentlich gar nichts da. Vegas war eine kleine Tankstelle, irgendwo zwischen Salt Lake City und Los Angeles. Aber da ich die Stadt wachsen sah und ich beobachten konnte, wie sie sich zu einer Spielermetropole entwickelte, und jetzt, wo sie die Hauptstadt des weltweiten Entertainments ist, muss ich sagen: Ich kenne nichts anderes!"

Bekanntermaßen ist Las Vegas die am schnellsten wachsende Stadt der Welt - kann der Sunset Strip mit seinen ganzen Entertainment-Burgen überhaupt einen Heimatbegriff vermitteln? Ja, erklärt Busch deutlich, und schildert, wie er mit seinen Kumpels früher in einem uralten VW-Käfer den Strip auf- und abgefahren ist, weil es einfach das war, was man "als Heranwachsender dort tun musste".

"Für andere Leute mag es die Hauptstraße der USA sein, aber für uns war es einfach der Las-Vegas-Strip, und meine Kumpels und ich hingen aus den Fenstern und aus dem Schiebedach", grinst der Penske-Pilot. "Es war einfach das Normalste auf der Welt für uns. Vielleicht hatten wir etwas mehr Neonlicht um uns herum, aber das war es dann auch."

Kurt Busch weiß, wie Las Vegas funktioniert: "Entweder verschlingt es dich oder du arbeitest wie ein Wahnsinniger." Und dies sei auch genau die Mentalität, die er später auf die Rennstrecke mit hinübergenommen habe, nämlich einfach zu versuchen, "in einer großen Stadt oben zu schwimmen".

Kyle Busch: Toyota führt

Kyle Busch Joe Gibbs

Cup-Premiere für Toyota - Kyle Busch ist derzeit der Gesamtführende Zoom

Für Kyle Busch wird dieses Wochenende übrigens ein ganz besonderes werden, denn er kommt nach zwei vierten Plätzen in Daytona und Fontana als Gesamtführender in seine Heimatstadt. Ein japanischer Toyota führt die Sprint-Cup-Wertung an - so etwas hat es in der NASCAR-Geschichte noch niemals gegeben.

Allerdings birgt das Feld einen Namen, der seit drei Jahren im Spielerparadies ungeschlagen ist: Jimmie Johnson gewann mit seinem Hendrick-Chevrolet die Rennen der Jahre 2005, 2006 und 2007 dreimal in Folge, und nach seinem zweiten Platz von Fontana dürfte klar sein, dass er der Mann ist, den es am Sonntag zu schlagen gilt.

Es ist insgesamt die elfte Ausgabe eines Las-Vegas-Rennens der NASCAR-Premiumliga. Sieben Piloten - Jeff Burton, Jeff Gordon, Dale Jarrett, Bobby Labonte, Mark Martin, Sterling Marlin und Joe Nemechek - haben alle zehn bisherigen Nevada-Events bestritten.

Mark Martin gewann 1998 die Premierenausgabe, Jeff Burton und Matt Kenseth behielten jeweils zweimal die Oberhand. Alle fuhren ihre Siege übrigens in einem Roush-Ford heraus. Jeff Gordon konnte in Las Vegas erst einmal (2001) gewinnen, ein Jahr später schenkte Sterling Marlin seinem damaligen Teamchef Chip Ganassi einen Triumph.

Johnson dreimal in Folge

Jimmie Johnson

Favorit Jimmie Johnson - Wer kann den Champion in Las Vegas schlagen? Zoom

Sollte Jimmie Johnson am Wochenende seinen vierten Las-Vegas-Sieg in Folge einfahren können, dann würde er mit Jeff Gordon gleichziehen, denn der war bislang der letzte NASCAR-Pilot, der ein Event viermal in Folge für sich entscheiden konnte - das legendäre Southern 500 von Darlington (1995 bis 1998).

Der bislang letzte Pilot, dem vier Siege in Folge auf einer NASCAR-Strecke gelangen, war Neo-Hendrick-Mitglied Dale Earnhardt Jr., der zwischen Oktober 2001 und April 2003 viermal in Folge in Talladega siegte. Allerdings gibt es in der Provinz von Alabama immer zwei unterschiedliche Rennveranstaltungen pro Saison.

Das Spielerparadies in der Wüste von Nevada hingegen zieht fast 40 Millionen Besucher pro Jahr an, für die - sehr zuschauerfreundlich - etwa 125.000 permanente Hotelbetten zur Verfügung stehen. 137.000 Zuschauer fasst der Las Vegas Motor Speedway, doch zusammen mit dem Infield werden etwa 165.000 Menschen für das UAW-Dodge 400 erwartet.

Eröffnet werden die NASCAR-Festivitäten übrigens bereits am Donnerstagnachmittag, wenn etwa 50 Teamtrucks den südlich gelegenen Sunset Strip im Rahmen einer "Hauler-Parade" entlangdonnern werden, bevor sie sich dann in Richtung Las Vegas Boulevard verabschieden, an dessen nördlichem Ende der Las Vegas Motor Speedway wartet.

Montoya und Allmendinger Schnellste im Test

Juan Pablo Montoya A.J. Allmendinger

Beim Test ganz schnell: Juan Pablo Montoya und A.J. Allmendinger Zoom

Es ist übrigens keinesfalls so, dass das 1,5-Meilen-Oval von Las Vegas für die CoTs komplettes Neuland darstellt. Ende Januar traf sich der NASCAR-Tross zu zweitägigen Testfahrten, bei denen am Ende ein hochinteressantes Ergebnis herauskam.

Denn Juan Pablo Montoya war in seinem Ganassi-Dodge der Gesamtschnellste beider Testtage, dicht gefolgt von Red-Bull-Pilot A.J. Allmendinger. Beide könnten in Las Vegas ein Topergebnis gut gebrauchen. Montoya liegt nach den Plätzen 32 (Daytona) und 20 (Fontana) nur auf Position 27 in der Gesamtwertung.

Allmendinger konnte sich in Daytona nicht für das Rennen qualifizieren und musste deswegen auch in Fontana zuschauen, nachdem das dortige Qualifying dem Regen zum Opfer fiel. Das ist in der Wüste von Nevada am kommenden Wochenende nicht zu erwarten. Der Wetterbericht verspricht aktuell leicht bewölktes bis sonniges Wetter, die Temperaturen steigen auf bis zu 25 Grad.

Das Qualifying zum UAW-Dodge 400 beginnt in der Nacht von Freitag auf Samstag ab 1:00 Uhr morgens. Am Samstagabend steigt dann ab 22:30 Uhr zunächst das Sam's Town 300, der Nationwide-Event, bevor am Sonntag das UAW-Dodge 400 freigegeben wird. Starttermin ist ebenfalls gegen 22:30 Uhr.