• 26.03.2008 17:01

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Ein Hendrick-Sieg in Martinsville?

Wenn nicht jetzt, wann dann - so könnte zumindest das Martinsville-Motto für Jeff Gordon, Jimmie Johnson und Dale Earnhardt Jr. lauten

(Motorsport-Total.com) - Eines gleich vorweg: Martinsville ist eindeutiges Hendrick-Territorium, und wenn Jeff Gordon und Jimmie Johnson auch am kommenden Wochenende wieder Probleme haben sollten, dann wird es wahrscheinlich richtig ernst im Hendrick-Lager, denn die beiden NASCAR-Superstars konnten acht der letzten zehn Martinsville-Rennen für sich entscheiden.

Titel-Bild zur News: Martinsville

Start frei zum traditionellen Goody's Cool Orange in Martinsville

Der Martinsville Speedway liegt in Henry County, Virginia, und ist neben dem Bristol Motor Speedway der einzige Short Track im NASCAR-Kalender, dessen Rundenlänge weniger als einen Kilometer beträgt. Zwar ist das Fassungsvermögen von Martinsville mit nur 65.000 Zuschauern erheblich geringer als in Bristol, dafür ist die Bahn mit 846 Metern noch einmal um ganze elf Meter kürzer.#w1#

Der Unterschied zu Bristol besteht auch im äußerst flachen Banking, das mit zwölf Grad wesentlich geringer ist, als das bis zu 36 Grad steile Bristol. Daher sagt man für gewöhnlich dem Martinsville-Oval nach, dass das Handling der Autos wesentlich weniger problematisch sei, als im Circus Maximus von Bristol.

Martinsville versprüht noch das typische Ur-Flair der NASCAR, denn der Speedway ist seit 1947 permanenter Austragungsort für die amerikanischen Stockcar-Rennen. Er ist als einzige aktuelle Strecke noch fast völlig unverändert geblieben, nachdem man das ursprüngliche Dirt-Track-Oval im Jahr 1955 asphaltiert hatte.

Acht aus zehn ist eine tolle Bilanz

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Jimmie Johnson und Jeff Gordon dominierten nicht nur 2007 in Martinsville Zoom

Doch auch Historie schützt bisweilen nicht vor Rennentzug. Obwohl nur ein Drittel der Zuschauerkapazität von Bristol erreicht wird, sind die beiden Rennen in der TV-Provinz um Greensboro nur selten ausverkauft. Auch für das Goody's Cool Orange 500 am Wochenende gibt es noch Tickets, und so mehren sich die kritischen Stimmen, die hinterfragen, warum Martinsville zwei Rennen pro Saison haben muss. Die Großräume von Dallas/Fort Worth, Phoenix, Charlotte oder Atlanta sind auch für die Sponsoren attraktiver.

Sehr enge Kurven und das extrem flache Banking machen einen Faktor zum entscheidenden Erfolgskriterium: "Die Bremsen", erklärt Kyle Busch. "In Martinsville geht es nur um die Bremsen." Und der Umgang damit muss extrem schonend ausfallen, schließlich sind am Sonntag insgesamt 263 Meilen auf 500 Runden Renndistanz zurückzulegen - übrigens bereits zum 119. Mal seit 1949.

Jeff Gordon und Jimmie Johnson haben zusammen elf Rennen gewonnen. Gordon insgesamt sieben, Johnson dafür die letzten drei Events in Folge. Trotz aller Probleme befinden sich die Hendrick-Zwillinge also eindeutig in der Favoritenstellung - wenn da nicht Dale Earnhardt Jr. wäre, der in Martinsville zum ersten Mal in einem Hendrick-Chevrolet an den Start geht.

"Ganz ehrlich, was immer zwischen mir und einem Martinsville-Sieg stand, war Hendrick Motorsports", erklärte Dale Jr., der in seinen 16 Teilnahmen nicht weniger als sieben Mal in die Top 5 fuhr. "Sie sind in Martinsville immer beneidenswert stark. Ich sehe hier aufgrund meiner Short-Track-Herkunft gut aus, aber irgendwie habe ich mich immer hinter meinen neuen Teamkollegen wiedergefunden."

Kein Zweifel - Earnhardt will auch gewinnen

Dale Earnhardt Jr.

Dale Earnhardt Jr. in Daytona - zwei Siege, aber nicht im Punkterennen Zoom

Mit einem Sieg in Martinsville würde Earnhardt Jr. also gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Es wäre sein erster Cup-Erfolg seit dem 6.Mai 2006, sein erster Punktsieg für Hendrick, der erste Saisonerfolg für das NASCAR-Powerhouse und damit wahrscheinlich auch der endgültige Turnaround. "Ohne Zweifel, ein Sieg ist unser Ziel", so der NASCAR-Superstar.

Der Vierte im Bunde ist Casey Mears, doch der hat gänzlich andere Probleme. Sein Saisonstart war eine Katastrophe und so muss sich ein Hendrick-Chevrolet anstrengen, um nicht aus den Top 35 herauszurutschen. Platz 33 ist keinesfalls eine Position, die einem Hendrick-Piloten zusteht, und Mears steht am Wochenende im Zugzwang.

In einem Atemzug mit Hendrick darf man für das Goody's Cool Orange 500 - dabei handelt es sich übrigens um Kopfschmerztabletten - getrost auch wieder die Joe-Gibbs-Armada nennen. Zwar haben weder Kyle Busch, noch Denny Hamlin je in Martinsville gewinnen können, in den Top 5 standen sie jedoch regelmäßig. Tony Stewart trug sich bereits zweimal in die Siegerlisten ein.

Einen Hauch weniger stark sehen die jüngsten Ergebnisse der Roush-Flotte aus. 2007 fuhr man mit viel Mühe in die Top 10, und Teamchef Jack Roush erscheint derzeit vor allem damit beschäftigt, einen Kleinkrieg mit Toyota auszufechten.

Was macht das Childress-Trio?

Jeff Burton Kevin Harvick

Jeff Burton und Kevin Harvick sind zwei ganz heiße Childress-Außenseiter Zoom

Während man also gespannt sein darf, ob Matt Kenseth, Greg Biffle und Carl Edwards die Hendrick-Phalanx durchbrechen können und sich die Gibbs-Toyotas vom Leib halten, hat Jamie McMurray irrsinnigen Druck ganz anderer Natur. Der Roush-Pilot ist aus den Top 35 herausgefallen und muss sich durch ein gutes Ergebnis schleunigst wieder hineinfahren.

Vier Punkte muss McMurray auf den Penske-Dodge von Sam Hornish Jr. aufholen, dann ist der größte Schaden repariert, denn dann würden wieder alle Roush-Fords in den Top 35 stehen. Eine Top-10-Platzierung ist McMurray übrigens genauso zuzutrauen, wie sogar ein Startplatz in Reihe eins - beides erreichte er noch 2007.

Und dann wären da noch die Überraschungsmannen von Bristol. Die drei Childress-Piloten Jeff Burton, Kevin Harvick und Clint Bowyer belegten die ersten drei Plätze. "Martinsville ist ein körperliches und emotionales Rennen", weiß Burton. "Das Rennen fühlt sich als das längste im ganzen Kalender an und ich mag solche Herausforderungen. Darum geht es in unserem Sport. Man muss Hindernisse überwinden, und Martinsville ist ein großes Hindernis."

Überhaupt haben die Außenseiter in Martinsville für gewöhnlich schlechte Siegerkarten, denn hier regiert normalerweise das NASCAR-Establishment. Das führt unmittelbar zur Frage, ob Juan Pablo Montoya bereits dazu gehört, oder nicht. Denn der flache Kurs liegt dem Kolumbianer.

Montoya braucht Resultate

Juan Pablo Montoya

Um Juan Pablo Montoya war es zuletzt vielleicht etwas zu ruhig... Zoom

Im Frühjahr 2007 lag er streng auf Kurs zu Platz acht, bevor er kurz vor dem Ende in ein Scharmützel mit Ryan Newman (Penske-Dodge) geriet. Im Herbst setzte er das Resultat dann um. Wenn Chip Ganassi Montoya in den Chase bringen will, dann benötigt er bald ein Top-Resultat - Martinsville wäre dazu die beste Gelegenheit.

Gleiches gilt auch für Dario Franchitti. Man darf durchaus gespannt sein, ob die scheinbare Formel "flaches Oval = gutes Ergebnis für die Formelasse" auch für den Schotten gilt. Dringend notwendig hätte er es allemal, denn auch Franchitti ist seit Bristol aus den Top 35 herausgeflogen.

Zu guter Letzt darf sich der Sprint-Cup auf ein ganz neues Gesicht freuen: Als Folge eines Ringtausches bei Michael Waltrip Racing feiert Michael McDowell sein Cup-Debüt. Er übernimmt den Toyota von David Reutimann, der seinerseits das Auto des nach Bristol zurückgetretenen Dale Jarrett fahren wird.

Die Qualifikation zum Goody's Cool Orange 500, dem sechsten Lauf zum Sprint-Cup 2008, beginnt am Freitagabend gegen 20:45 Uhr MEZ. Das Rennen selbst startet am Sonntagabend gegen 20:15 Uhr MESZ. Auch die Trucks fahren in Martinsville: Das Kroger 250 beginnt am Samstagabend gegen 20:00 Uhr MEZ.