• 16.03.2009 21:06

  • von Pete Fink

NASCAR-Vorschau: Circus Maximus in Bristol

Bristol ist die verrückteste NASCAR-Show des Jahres: 43 Autos, über 35.000 PS, 165.000 Zuschauer und eine nur 800 Meter lange Kampfbahn

(Motorsport-Total.com) - "Wenn du glaubst, dass das hier alles bislang abgefahren war, dann warte mal ab, bis du in Bristol warst", raunte Juan Pablo Montoya vor etwa einem Jahr seinem damaligen Ganassi-Teamkollegen und NASCAR-Neueinsteiger Dario Franchitti ins Ohr - und der Kolumbianer weiß genau, wovon er spricht. Er kennt den "Circus Maximus" der NASCAR bereits aus vier Anläufen.

Titel-Bild zur News: Bristol, Bristol Motor Speedway

Der Bristol Motor Speedway ist jedes Jahr ein NASCAR-Hexenkessel

Daytona gilt allgemein hin als die Heimat der NASCAR, effektiv ist es der Lowe's Motor Speedway von Charlotte, weil dort in unmittelbarer Umgebung nahezu alle NASCAR-Teams beheimatet sind. Aber die beiden Saisonrennen auf dem Bristol Motor Speedway sind mit Sicherheit die verrücktesten Events des gesamten Sprint-Cup-Jahres.#w1#

Oder anders formuliert: Natürlich bieten die High-Speed-Strecken von Daytona oder Talladega spektakuläre Windschattenschlachten; das Colloseum von Bristol ist mit seiner nur 800 Meter langen Bahn und seinen 36 Grad steilen Kurven jedoch der absolute Tempel der NASCAR-Short-Tracks auf traditionellem Boden.

Wer von Charlotte aus in Richtung des Mittelgebirgszuges der Appalachen fährt, der trifft auf Bäume, Wald und Landschaft soweit das Auge reicht. Man bewegt sich auf einer der Hauptschmuggelrouten der ehemaligen "Bootlegger", die ihren selbst gebrauten "Moonshine" von den weiträumigen Bergen in die Metropolen des Südens transportierten.

Pure NASCAR-Tradition

Bristol

Bristol ist Short-Track-Racing wie in einem überdimensionalen Fußball-Stadion Zoom

Die ganze Gegend atmet also NASCAR-Tradition pur, und irgendwann kommt der Reisende eben auch nach Bristol, einem Örtchen mitten in der Südstaaten-Pampa. Bristol liegt übrigens gleich in zwei US-Bundesstaaten, denn die Staatsgrenze von Tennessee und Virginia läuft kurioserweise quer über die Hauptstrasse des beschaulichen Städtchens.

Der Speedway selbst liegt auf der Tennessee-Seite, etwa fünf Meilen vom Ortszentrum entfernt - und schon von außen betrachtet wirkt das Areal wie das Colloseum im alten Rom. Steht man aber im Infield, dann erwartet man jeden Moment ein Vierergespann mit Ben Hur am Steuer aus den Katakomben herausstürmen, die von über 165.000 begeisterten Zuschauern angefeuert werden.

Keine mächtigen Superspeedways, keine ultramodernen 1,5 Meilen Intermediate-Ovale, sondern beinharter Lackaustausch auf engstem Raum, was nicht nur Außenstehende auf der neuasphaltierten Kampfbahn in Bristol gerne auch als "Demolition-Derby" bezeichnen.

Fast 50 Jahre besteht der Bristol Motor Speedway bereits, und er hält einen einsamen Rekord, denn noch nie in der Geschichte gab es dort eines der bisher 96 NASCAR-Rennen, das nicht restlos ausverkauft war. Dieser Rekord wackelt nun, denn auch in Tennessee hinterlässt die US-Krise ihre Spuren.

Edwards als heißer Bristol-Tipp

Carl EdwardsBristol, Bristol Motor Speedway

Carl Edwards gewann im Colloseum von Bristol 2007 und 2008 je einmal Zoom

Aber wie gewinnt man eines dieser Short-Track-Rennen von Bristol? Einer, der es wissen muss, ist Carl Edwards, der sowohl 2007 als auch 2008 in der Victory Lane stand: "Es sind 450 Runden und am Ende lauert ein Sprint über 50 Runden", erklärte Edwards, der 2009 noch auf seinen ersten Saisonsieg wartet.

"Der erste Schlüssel zum Erfolg ist das Qualifying. Da musst du schon vorne stehen. Zweitens brauchst du ein Auto, das ein gutes Handling besitzt, denn du kannst in Bristol nicht 500 Runden lang mit deinem Auto kämpfen. Am Ende kommt es auf die kleinsten Kleinigkeiten an, denn die Leute werden dich mit allen Mitteln bekämpfen - und du wirst dasselbe tun."

Edwards zählt sicherlich auch 2009 wieder zu den Top-Favoriten, aber damit steht der 28-Jährige natürlich bei weitem nicht alleine auf weiter Flur. Die Konkurrenz könnte auch aus dem eigenen Haus stammen, denn seine Roush-Teamkollegen Matt Kenseth, Greg Biffle, David Ragan und Jamie McMurray werden ebenfalls zu beachten sein.

Der Grund dafür ist ein ganz einfacher: Die Ford-Flotte von Jack Roush hat seit der Saison 1996 mindestens eines der beiden jährlichen Bristol-Rennen für sich entscheiden können, und neben Edwards hat auch der wieder erstarkte Kenseth im Colloseum bereits zweimal gewonnen.

Aufgepasst auf Kurt Busch und Jeff Gordon

Dale Earnhardt Jun., Jeff Gordon, Matt Kenseth Daytona, Daytona International Speedway

Jeff Gordon und Kurt Busch (mi.) sind zwei ganz heiße Bristol-Kandidaten Zoom

Vier dieser Roush-Siege wurden dabei von Kurt Busch herausgefahren, der im März 2006 noch einen fünften Erfolg für Roger Penske, seinen aktuellen Arbeitgeber, hinterherschob. Damit ist Kurt Busch zusammen mit Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) mit jeweils fünf Bristol-Erfolgen die Nummer eins unter den aktuellen Sprint-Cup-Piloten.

Angesichts der jüngsten Resultate von Busch und Gordon führt kein Weg daran vorbei, beide NASCAR-Stars am kommenden Bristol-Wochenende ebenfalls mit in den Favoritenkreis aufzunehmen. Dieser ist damit jedoch bei weitem noch nicht geschlossen.

Denn vor allem im Frühjahr ist auch Jeff Burton traditionell in guter Bristol-Form: 2008 führte er einen Dreifach-Triumph der Childress-Chevrolets an (Kevin Harvick und Clint Bowyer folgten), ein Jahr zuvor wurde Burton im Finale von Kyle Busch (Gibbs-Toyota) - damals noch in Hendrick-Diensten - niedergerungen.

Ganz im Gegensatz zu Jimmie Johnson übrigens. Unter allen Spitzenpiloten hat der dreifache NASCAR-Champion eine hundsmiserable Bristol-Statistik vorzuweisen: Kein Sieg, und in seinen bislang 14 Auftritten nur magere sechs Top-10-Platzierungen stehen für den Kalifornier zu Buche.

Finaler Kampf um die Top 35

Mike Wallace Daytona, Daytona International Speedway

David Gilliland könnte den TRG-Chevrolet in Bristol in den Top 35 halten Zoom

Das Food City 500 hat als fünftes Saisonrennen auch am hinteren Ende der Tabelle einen vorentscheidenden Charakter, denn nach dem Fallen der Zielflagge ist endgültig Schluss mit der bis jetzt immer noch gültigen Ownerwertung aus dem Jahr 2008.

Ab Bristol wird jede Woche neu berechnet, wer in den Top 35 steht und wer nicht. Damit ist das Food City 500 für einige Teams auch eine vorerst letzte Chance, da ein Platz in den Top 35 der Ownerwertung auch ein wertvolles Gut im so schwierigen Kampf um die Sponsorenplätze ist.

45 Sprint-Cup-Teams bewerben sich um die 43 Startplätze. Die Qualifikation zum verrücktesten NASCAR-Event des Jahres beginnt am Freitagabend um 20:40 MEZ. Doch in Bristol fährt am kommenden Wochenende nicht nur der Sprint-Cup.

Bereits am Samstagabend startet die Nationwide-Serie mit dem Scotts Turf Builder 300, zu dem auch zehn aktuelle Sprint-Cup-Piloten gemeldet sind. Startzeit ist gegen 19:30 Uhr. Am Sonntag wird NASCAR-Legende Bobby Allison die 43 Sprint-Cup-Piloten ins Food City 500 schicken, die grüne Flagge wird kurz nach 19:00 Uhr MEZ geschwenkt.

Die Entry-List von Bristol:

01. 00 David Reutimann (Waltrip-Toyota)
02. 1 Martin Truex Jr.(Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
03. 2 Kurt Busch (Penske-Dodge)
04. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
05. 6 David Ragan (Roush-Ford)
06. 07 Casey Mears (Childress-Chevrolet)
07. 7 Robby Gordon (Gordon-Toyota)
08. 8 Aric Almirola (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
09. 09 Sterling Marlin (Phoenix-Chevrolet)
10. 9 Kasey Kahne (Petty-Dodge)
11. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
12. 12 David Stremme (Penske-Dodge)
13. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
14. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
15. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
16. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
17. 19 Elliott Sadler (Petty-Dodge)
18. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
19. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
20. 26 Jamie McMurray (Roush-Ford)
21. 28 Travis Kvapil (Yates-Ford)
22. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
23. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
24. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
25. 34 John Andretti (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
26. 36 Scott Riggs (Baldwin-Toyota)
27. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
28. 41 Jeremy Mayfield (Mayfield-Toyota)
29. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
30. 43 Reed Sorenson (Petty-Dodge)
31. 44 A.J. Allmendinger (Petty-Dodge)
32. 47 Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota)
33. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
34. 55 Michael Waltrip (Waltrip-Toyota)
35. 64 Geoff Bodine (Gunselman-Toyota)
36. 66 Dave Blaney (Prism-Toyota)
37. 71 David Gilliland (TRG-Toyota)
38. 77 Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
39. 82 Scott Speed (Red-Bull-Toyota)
40. 83 Brian Vickers (Red-Bull-Toyota)
41. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
42. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
43. 96 Bobby Labonte (Yates-Ford)
44. 98 Paul Menard (Yates-Ford)
45. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)

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