NASCAR Talladega: Ricky Stenhouse gewinnt Fotofinish nach Massencrash!

Mit 0,006 Sekunden Vorsprung triumphiert Ricky Stenhouse auf dem Talladega Superspeedway - "Big One" mit 27 Autos fünf Runden vor Schluss

(Motorsport-Total.com) - Bis fünf Runden vor Schluss ging im Playoff-Rennen der NASCAR Cup-Saison 2024 auf dem Talladega Superspeedway alles gut. Es gab ebenso packendes wie enges Racing, wobei das 40-köpfige NASCAR-Feld bei Geschwindigkeiten von rund 320 km/h rundenlang zu viert(!) nebeneinander seine Runden drehte.

Titel-Bild zur News: Three-Wide-Fotofinish: 1. Ricky Stenhouse, 2. Brad Keselowski, 3. William Byron

Three-Wide-Fotofinish: Ricky Stenhouse (JTG-Chevrolet) hat knapp die Nase vorn Zoom

Doch fünf Runden vor dem geplanten Ende des 188-Runden-Rennens gab es einen Massencrash, in den sage und schreibe 27 Autos verwickelt wurden. Darunter waren auch viele der zwölf Playoff-Teilnehmer, denn der Crash wurde direkt an der Spitze des Feldes ausgelöst. (Fotos: NASCAR in Talladega)

Nach einer Unterbrechung mit Rot ging es erst in der Verlängerung (Overtime) um den Sieg und darum, ob sich einer der Playoff-Teilnehmer mit Rennsieg direkt für die nächste Playoff-Stufe, die "Round of 8", qualifizieren würde. Letzten Endes war es keiner der zwölf Playoff-Teilnehmer, sondern Ricky Stenhouse (JTG-Chevrolet), der triumphierte.

Es war ein Fotofinish, bei dem die Top 3 innerhalb von 0,027 Sekunden die Linie kreuzten. Der Unterschied zwischen Sieger Ricky Stenhouse und dem Zweitplatzierten Brad Keselowski (RFK-Ford) betrug gar nur 0,006 Sekunden.

Keselowski war einer der Mitauslöser des "Big Ones" mit 27 Autos gewesen, war aber durchgekommen. In der Verlängerung führt er bis kurz vor dem Ziel, wurde dann aber noch von Stenhouse abgefangen, weil die Außenbahn etwas mehr Schwung aufgebaut hatte. (Ergebnis: NASCAR in Talladega)

Für Ricky Stenhouse ist es der erste Sieg nach mehr als eineinhalb Jahren. Zuletzt hatte er im Februar 2023 beim Daytona 500 triumphiert. Bestplatzierter der zwölf Playoff-Teilnehmer war am Sonntag in Talladega letztlich William Byron (Hendrick-Chevrolet).

Und obwohl er nicht gewonnen hat, ist Byron über die Punkte als einziger schon jetzt für die nächste Playoff-Stufe ("Round of 8"). Für alle anderen steht in der "Round of 12" noch die Entscheidung über Weiterkommen und Ausscheiden an.

Michael McDowell auf Pole - Bell und Suarez nach hinten

Von der Pole startete zum bereits sechsten Mal in dieser Saison Michael McDowell (Front-Row-Ford). Während McDowell keiner der diesjährigen Playoff-Teilnehmer ist, führte Austin Cindric (Penske-Ford) als Zweitschnellster im Q2-Segment die Titelkandidaten im Qualifying an.

Indes mussten zwei Playoff-Teilnehmer ans Ende der Startaufstellung versetzt, weil an ihren Autos nach dem Qualifying (Samstag) noch Hand angelegt wurde. Es handelte sich um Christopher Bell (Gibbs-Toyota) und Daniel Suarez (Trackhouse-Chevrolet).

Und der von ganz hinten gestartete Daniel Suarez war nach einem Dutzend Runden auch gleich der erste, der für eine Gelbphase sorgte. Ein Kontakt mit B.J. McLeod (Live-Fast-Chevrolet) am Ende der Gegengerade hatte für Suarez einen Dreher zur Folge. Es war die erste von insgesamt nur vier Gelbphasen des Tages.

Stage-Siege für Chris Buescher und Austin Cindric

Das erste Rennsegment (Stage 1) umfasste 60 Runden. Rundenlang bestimmte nicht Two-Wide-, nicht Three-Wide-, sondern sogar Four-Wide-Racing das Bild. Mit diesem packenden Superspeedway-Racing ging bis weit in das letzte der drei Rennsegmente hinein alles gut.

Stage 1 wurde gewonnen von Chris Buescher (RFK-Ford), nachdem er erst auf den letzten Metern von der Stage-Flagge erstmals in Führung gelangt war. Ricky Stenhouse kam als Zweiter über die Linie, womit die ersten zwei Positionen von Nicht-Playoff-Fahrern besetzt wurden. Trotzdem kamen sieben der zwölf Playoff-Teilnehmer in die Top 10 von Stage 1, angeführt von William Byron auf der dritten Position.

Auch das zweite Rennsegment (Stage 2) umfasste 60 Runden. Mangels einer Gelbphase gab es in Stage 2 einen Durchgang Boxenstopps unter Grün. Der erfolgte - wie auf Superspeedways üblich - gestaffelt nach Herstellern, diesmal allerdings nicht in aufeinanderfolgenden Runden.

Die ersten Fords kam in Runde 83 an die Box, die Toyotas in Runde 94, die ersten Chevrolets in Runde 99. In Runde 100 schließlich stoppten die verbleibenden Fords und Chevys gemeinsam. Im Zuge der Green-Flag-Stops gab es kleinere Zwischenfälle wie etwa einen Dreher von Martin Truex Jr. (Gibbs-Toyota) am Eingang der Boxengasse.

Ryan Blaney crasht auf der Ziellinie von Stage 2

Nachdem der Boxenstopp-Durchgang absolviert war, führte Penske-Pilot Austin Cindric sowohl die Gruppe der Fords als auch das Feld der Playoff-Teilnehmer als auch das Feld als Ganzes an. Cindric hielt sich für die verbleibenden Runden an der Spitze und fuhr den Stage-2-Sieg ein. In diesem Fall waren sechs der zwölf Playoff-Teilnehmer in den Top 10 zu finden, einer allerdings mit heftig beschädigtem Auto.

Denn Titelverteidiger Ryan Blaney (Penske-Ford) wurde auf den letzten Metern vor der Stage-Flagge in einen Crash verwickelt. Alex Bowman (Hendrick-Chevrolet) hatte ihn leicht am Heck erwischt. Während Blaney in die äußere Streckenbegrenzung krachte, wurde auch Ross Chastain (Trackhouse-Chevrolet) verwickelt und schlug ebenfalls ein.

Für Blaney waren angesichts des Crashs die drei Bonuspunkte für die achte Position ein schwacher Trost. Das Rennen war für ihn, genau wie für Chastain, an Ort und Stelle zu Ende. Blaneys Reaktion im TV-Interview mit NBC auf das Manöver von Alex Bowman: "Das war kein Push. Er ist einfach durch mich durch gefahren."

Massencrash mit 27 Autos fünf Runden vor Schluss

Im letzten Rennsegment (Stage 3) war dann überwiegend Three-Wide-Racing angesagt. Auch in diesem letzten Rennsegment wurde der einzige Boxenstopp-Durchgang mangels einer passenden Gelbphase wieder unter Grün eingelegt. Wieder kamen die Hersteller gestaffelt, in diesem Fall erst die Chevrolets, dann die Fords und Toyotas.

Und nach diesem letzten Boxenstopp-Durchgang war es abermals Penske-Pilot Austin Cindric, der das Feld anführte. 15 Runden war noch zu fahren und bis dahin war es trotz des engen Racings im gesamten Feld ein ausgesprochen gesittetes Rennen mit nur einer einzigen Gelbphase, die keine der zwei obligatorischen Stage-Cautions war.

Doch als es ans Eingemachte ging, gab es dann doch den gefürchteten Massencrash. Dieser passierte fünf Runden vor Schluss am Ende der Gegengerade und in diesen "Big One" war nahezu das gesamte Feld verwickelt!

Auslöser war, dass der ganze vorne fahrende Austin Cindric auf der Innenbahn zu heftig gepusht wurde. Brad Keselowski war derjenige, der ihn erwischte, aber Keselowski bekam seinerseits einen Push von seinem Hintermann Joey Logano (Penske-Ford). Abgesehen von ganz wenigen gab es für die Nachfolgenden keine Chance auszuweichen.

Sage und schreibe 27 der zu diesem Zeitpunkt noch 38 mitfahrenden Autos wurden in den Massencrash verwickelt. Zu den wenigen, die unbeschadet durch den "Big One" hindurch kamen, zählten neben Brad Keselowski die weiterhin um den Titel mitfahrenden Hendrick-Piloten William Byron und Kyle Larson sowie Kyle Busch (Childress-Chevrolet), der es in diesem Jahr gar nicht in die Playoffs geschafft hat. Und auch Ricky Stenhouse kam durch. Er ging als Führender aus dem Chaos hervor.

Verlängerung: Ricky Stenhouse fängt Brad Keselowski ab

Nach einer Rotphase war es Ricky Stenhouse, der sich für den Overtime-Restart als Spitzenreiter für die Außenbahn entschied. Auf der Innenbahn reihte sich Brad Keselowski, einer der Mitverursacher des "Big Ones", ein. Am Heck seines RFK-Ford hatte Keselowski den Hendrick-Chevrolet von Kyle Larson, während Ricky Stenhouse am Heck seines JTG-Chevrolet den Hendrick-Chevrolet von William Byron hatte.

Die meisten der in den Massencrash verwickelten Autos konnten das Rennen nach einem Reparaturstopp fortsetzen. Auf der Innenbahn ging beim Overtime-Restart Brad Keselowski in Front und führte das Feld bis nach Turn 4 der letzten Runde an. Dann aber war William Byron derjenige, der seinem Vordermann Ricky Stenhouse mit einem Push etwas mehr Schwung verschaffte als es Kyle Larson auf der Innenbahn hinter Keselowski gelang.

Und so war es Stenhouse, der das Three-Wide-Fotofinish mit 0,006 Sekunden vor Keselowski und 0,027 Sekunden vor Byron für sich entschied.


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Die Highlights von Rennen 31 von 36 der NASCAR Cup Series 2024, Playoff-Rennen 5, dem YellaWood 500 auf dem Talladega Superspeedway!

Playoffs: Byron auch ohne Sieg schon weiter - Logano & Co. im Minus

Vor dem Start des Talladega-Rennens war noch niemand sicher für die dritte Playoff-Stufe, die "Round of 8", qualifiziert. Jetzt, nach dem Talladega-Rennen, kann wie eingangs bereits erwähnt William Byron als einziger ruhig schlafen, obwohl er keines der zwei bisherigen Rennen der "Round of 12" gewonnen hat. Über die Punkte steht er aber trotzdem schon sicher in der "Round of 8".

Im Minus-Bereich der Playoff-Tabelle hingegen befinden sich wie schon vor dem Start des Talladega-Rennens weiterhin Chase Briscoe, Austin Cindric und Daniel Suarez. Außerdem zählt nach dem Massencrash mit 27 Autos nun auch der zweimalige NASCAR-Champion Joey Logano zu denjenigen, die sich im Minus-Bereich der Playoff-Tabelle wiederfinden.


Fotostrecke: Der aktuelle Playoff-Stand im NASCAR Cup 2024

Das letzte Rennen der "Round of 12" in den diesjährigen Playoffs findet am kommenden Sonntag (13. Oktober) auf dem Charlotte-Roval statt. Genau wie Talladega, so ist auch diese Strecke regelmäßig für Chaos gut. Das Streckenlayout hat man für die bereits siebte Auflage des Bank of America Roval 400 nun leicht verändert.