NASCAR Daytona: Sieg und Playoffs für Harrison Burton bei zwei Flugeinlagen

Mit dem 100. Sieg für das Team der Wood Brothers fährt sich Harrison Burton in die Playoffs - Wilde Crashs mit Flugeinlagen von Michael McDowell und Josh Berry

(Motorsport-Total.com) - Harrison Burton hat seinen ersten Sieg in der NASCAR-Topliga in der Tasche und steht damit als Teilnehmer der Playoffs 2024 fest. Zustande gekommen ist der erste Sieg für den 23-jährigen Sohn von Ex-NASCAR-Pilot Jeff Burton in einem dramatischen Rennen am Samstagabend auf dem Daytona International Speedway. (Fotos: NASCAR in Daytona)

Titel-Bild zur News: Harrison Burton

Erster Sieg für Harrison Burton und 100. Sieg für Wood Brothers Racing Zoom

Zum ersten Mal seit 2020 war das Sommerrennen in Daytona nicht das Finale der Regular-Season. Stattdessen war es am Samstagabend unter dem Flutlicht des 2,5-Meilen-Ovals das vorletzte Rennen, bevor in zwei Wochen die Playoffs beginnen. Hart umkämpft war der Sieg dennoch.

Entschieden wurde das Coke Zero Sugar 400 in Daytona nach mehreren Massencrashs, wobei es zwei Flugeinlagen gab, letztlich in der Verlängerung. Während es für Harrison Burton der erste Cup-Sieg seiner Karriere ist, ist es für das Team der Wood Brothers der 100. Sieg. Zuletzt hatte man im Juni 2017 dank Ryan Blaney triumphiert, damals auf dem Pocono Raceway.

Seinen Platz im Team der Wood Brothers wird Harrison Burton mit Ablauf der Saison 2024 verlieren. Das steht seit Wochen fest. Und auch sein Nachfolger steht fest. Es ist Josh Berry, der am Samstagabend in Daytona einer von zwei NASCAR-Piloten war, die nach Crash eine wilde Flugeinlage hingelegt haben, dabei aber zum Glück unverletzt geblieben sind. Der andere war Michael McDowell. (Ergebnis: NASCAR in Daytona)

Ford bestimmt Stage 1: Josh Berry vorn

Apropos Michael McDowell (Front-Row-Ford). Er als Polesetter und Teamkollege Todd Gilliland als Zweitschnellster hatten im Qualifying am Freitag dafür gesorgt, dass Front Row Motorsports dem Teamnamen alle Ehre machte, indem man die erste Startreihe für Samstagabend komplett besetzte.

Das kurze erste Rennsegment (Stage 1 über 35 Runden) lief komplett unter Grün ab und wurde gewonnen von Josh Berry (Stewart/Haas-Ford) vor Joey Logano (Penske-Ford) und Chris Buescher (RFK-Ford). Nicht nur die Top 3, sondern gleich die Top 8 dieses Segments wurden komplett von Ford besetzt.

18-Auto-Crash in Stage 2: Joey Logano vorn

Stage 2 war mit 60 Runden deutlich länger. Und in diesem Segment krachte es gleich mal richtig, nachdem Stage 1 komplett reibungslos abgelaufen war. In einen Massencrash auf der Gegengerade waren in der 60. der letztlich 164 Rennrunden insgesamt 18 Autos verwickelt. Dazu zählte auch der eine oder andere Hoffnungsträger auf eines der wenigen noch offenen Playoff-Tickets.

Auslöser war, dass Ross Chastain (Trackhouse-Chevrolet) von Noah Gragson (Stewart/Haas-Ford) in einen Dreher geschickt wurde, nachdem Gragson wiederum von Corey LaJoie (Spire-Chevrolet) angeschoben worden war. Fünf Tage zuvor auf dem Michigan International Speedway war es LaJoie gewesen, der nach einer ganz leichten Berührung des Autos von Gragson einen Überschlag hingelegt hatte.

Nach dem 18-Auto-Crash in Daytona war Feierabend nicht nur für Gragson und LaJoie, sondern auch für Ryan Preece (Stewart/Haas-Ford) sowie für die in dieser Saison bereits siegreich gewesenen Chase Elliott (Hendrick-Chevrolet) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota).

Kyle Larson (Hendrick-Chevrolet) war einer derer, die in den "Big One" verwickelt waren, das Rennen aber problemlos fortsetzen konnten. Kurz nach dem 18-Auto-Crash aber hätte es rund um Larson um ein Haar wieder gekracht. Eine Berührung mit Austin Cindric (Penske-Ford) an der Spitze des Pulks blieb mit viel Glück ohne Folgen.

Tatsächlich kämpfe Larson noch um den Stage-Sieg, auch wenn er letztlich "nur" als Vierter über die Linie kam. Gewonnen wurde Stage 2 von Penske-Pilot Joey Logano, gefolgt von Teamkollege Ryan Blaney und von Brad Keselowski (RFK-Ford).

14-Auto-Crash in Stage 3: Flugeinlage von Michael McDowell

Im entscheidenden dritten Rennsegment (Stage 3) führte zunächst Michael McDowell rundenlang das Feld an. Dabei verbrauchte er aber mehr Sprit als die anderen, die sich mit Halbgas in den Windschatten klemmen konnten. 40 Runden vor Schluss übernahm Justin Haley (Ware-Ford) das Kommando.

Auch Haley hielt sich lange an der Spitze, dann griff sich John Hunter Nemechek (Legacy-Toyota) die Führung. In seinem Fall hielt sie aber nicht lange. Auf der Gegengerade kam es nach einem Push von Kyle Larson zur Berührung zwischen Nemechek und Haley. Und diese Berührung ging nicht so glimpflich aus wie jene zwischen Larson und Austin Cindric in Stage 2. Nemechek wurde aus der Spur getragen, es gab eine Gelbphase.

Diese Gelbphase wurde vom gesamten Feld zum letzten Tankstopp genutzt. Reifen wurden nicht gewechselt. Am schnellsten wurde Austin Cindric abgefertigt. Beim Restart aber war es nicht Cindric, sondern Brad Keselowski, der das Tempo machte. Das war ein Regelverstoß und für diesen kassierte Keselowski eine Strafe, die ihn aus der Entscheidung um den Sieg herausnahm.

So war es zehn Runden vor Schluss doch wieder Michael McDowell, der das Feld anführte. Eine halbe Runde später flog er durch die Luft. Als Spitzenreiter wurde McDowell von Austin Cindric am Heck erwischt, drehte sich vor dem Feld und verlor nach einem Aufprall von Joey Logano kurzzeitig den Bodenkontakt.

Es war der zweite Massencrash des Abends. In diesem waren insgesamt 14 Autos verwickelt. Sechs Piloten, die schon im ersten "Big One" mittendrin waren, waren auch in den zweiten verwickelt. Es handelte sich um Kyle Larson, Ryan Blaney, William Byron, Austin Hill, Tyler Reddick und Alex Bowman.

Flugeinlage von Josh Berry sorgt für Verlängerung

Als es weiterging, waren es noch drei Runden. Austin Cindric und Josh Berry bildeten beim Restart die erste Reihe. Doch eineinhalb Runden später krachte es wieder. Diesmal war es Berry, dessen dunkelblauer #4 Stewart/Haas-Ford eine Flugeinlage hinlegte.

Auslöser war eine Berührung mit Cindric ganz vorne. Das Ergebnis war ein Überschlag, wobei das Auto von Berry auf dem Dach rutschend in die innere SAFER-Barriere krachte und letztlich auch auf dem Dach liegenblieb.

Nach wenigen Minuten war Berry aus dem Wrack befreit. Er zeigte den Daumen nach oben als Zeichen dafür, dass es soweit alles in Ordnung ist. "Tatsächlich war es nicht so schlimm wie es aussah", so Berrys erste Worte im TV-Interview mit NBC, nachdem er im Medical-Center der Strecke durchgecheckt worden war.

Abgesehen von Josh Berry waren noch einige andere Fahrer in diesen letzten Crash auf der Gegengerade verwickelt. Dazu gehörten abermals William Byron und Austin Hill, die schon in den ersten zwei Massencrashs mittendrin waren.

Harrison Burton bezwingt Kyle Busch im Schlussspurt

Zu Ende gebracht werden musste das Rennen nach einer kurzen Rotphase letztlich mit Overtime, also Verlängerung. Beim ersten Overtime-Restart wurde die erste Reihe von Kyle Busch (Childress-Chevrolet) und Harrison Burton (Wood-Ford) gebildet. Als es einen Umlauf später die weiße Flagge für die letzte Runde gezeigt wurde, führt Busch noch immer vor Burton.

In der letzten Runde aber bekam Burton auf der Außenbahn der Gegengerade einen kräftigen Push von seinem Hintermann. Dabei handelte es sich um Parker Retzlaff (Beard-Chevrolet), der gerade mal sein zweites Cup-Rennen fuhr. Dieser Push brachte Burton an Busch vorbei in Führung.

Ausgangs Turn 4 tat Burton alles, um vorne zu bleiben. Als er am Heck leicht von Busch erwischt wurde, geriet Burton unter die doppelt durchgezogene gelbe Linie. NASCAR sprach nach Betrachtung der Szene aber keine Strafe aus, weil Burton durch die Berührung zu diesem Manöver gezwungen wurde. So darf der Sohn von Jeff Burton seinen wenige Meter später ins Ziel gebrachten ersten Sieg und das damit verbundene Playoff-Ticket behalten.

Kyle Busch hingegen, der mit 0,047 Sekunden Rückstand Zweiter wurde, hat seine vielleicht größte Chance auf die Playoff-Teilnahme 2024 knapp verpasst. Jetzt bleibt ihm nur eine letzte Chance, um doch noch Teilnehmer am diesjährigen Titelkampf zu werden.

Im Schatten des Premierensieges für Harrison Burton und des 100. Sieges für Wood Brothers Racing brachten auch Cody Ware (Ware-Ford) mit P4 und der bereits erwähnte Parker Retzlaff mit P7 starke Ergebnisse ins Ziel eines insgesamt äußerst dramatischen Daytona-Rennens.


NASCAR 2024: Daytona II

Die Highlights von Rennen 25 von 36 der NASCAR Cup Series 2024, dem Coke Zero Sugar 400 auf dem Daytona International Speedway!

Daniel Suarez (Trackhouse-Chevrolet) und Shane van Gisbergen (Kaulig-Chevrolet) verabschiedeten sich nach unabhängigen Zwischenfällen mit Flammenentwicklung aus dem Rennen.

Van Gisbergen wurde kurz vor dem Rennen als Trackhouse-Stammpilot für die gesamte Cup-Saison 2025 vorgestellt. In der nämlich wird Trackhouse Racing erstmals drei Vollzeit-Autos einsetzen.

Ross Chastain, dessen Playoff-Teilnahme 2024 noch nicht sicher ist, fährt weiter mit der Startnummer 1, Daniel Suarez weiter mit der Startnummer 99. Der von Shane van Gisbergen pilotierte dritte Trackhouse-Chevrolet wird im kommenden Jahr mit der Startnummer 88 eingesetzt.

Denny Hamlin verliert 75 Punkte und zehn Playoff-Punkte

Übrigens: Dem dreimaligen Saisonsieger Denny Hamlin in Diensten von Joe Gibbs Racing wurden vor dem Daytona-Wochenende 75 Punkte aus der Regular-Season aberkannt, außerdem werden ihm zehn Playoff-Punkte nicht angerechnet. Grund ist ein Verstoß gegen das Motorenreglement im Nachgang zu Hamlins erstem Saisonsieg.

Dieser erste Saisonsieg war Hamlin Mitte März in Bristol gelungen. Im Anschluss daran wurde der Motor damals eigenständig von Toyotas Rennabteilung (TRD) zerlegt, noch bevor er seitens NASCAR inspiziert werden konnte. Zusätzlich zu den genannten Punktabzügen muss die Gibbs-Crew mit der Startnummer 11 eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 US-Dollar zahlen.

Kampf um die Playoffs: Noch eine letzte Chance

Im Kampf um die 16 Playoff-Plätze haben 13 bisherige Saisonsieger ihr Ticket sicher. Es sind Kyle Larson, William Byron, Denny Hamlin, Christopher Bell, Ryan Blaney, Tyler Reddick, Daniel Suarez, Chase Elliott, Brad Keselowski, Austin Cindric, Joey Logano, Alex Bowman und Harrison Burton.

Zwar hat auch Austin Dillon einen Saisonsieg auf dem Konto, darf diesen aber nicht als Playoff-Ticket nutzen. Im Gegensatz dazu hat Martin Truex Jr. als punktbester Fahrer derer ohne Saisonsieg schon seit Wochen mehr als nur einen Fuß in der Playoff-Tür. Die letzten Playoff-Tickets werden am kommenden Wochenende vergeben.

Rein von den Punkten her haben hinter Martin Truex Jr. aktuell Ty Gibbs und Chris Buescher die besten Aussichten auf Playoff-Einzug. Das aber kann sich mit einem weiteren neuen Saisonsieger zum Ausgang der Regular-Season noch ändern.

Das 26. und gleichzeitig letzte Rennen vor Beginn der Playoffs findet am kommenden Wochenende am Sonntagabend (1. September) auf dem Darlington Raceway statt. Dort, wo in jüngster Vergangenheit regelmäßig die Playoffs begannen, geht nun erstmals die Regular-Season zu Ende.