• 17.10.2010 10:14

  • von Pete Fink

McMurray schlägt wieder zu - nur noch drei Titelkandidaten?

Jamie McMurray schlug den Titelkandidaten ein Schnippchen - Jimmie Johnson nach Dreher Dritter, Tony Stewart und Jeff Gordon schwer geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - der in diesem Fall natürlich der Erste ist: Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) setzte in seiner bislang besten NASCAR-Saison noch einen drauf, und gewann nach dem Daytona 500 und dem Brickyard 400 von Indianapolis nun auch in Charlotte. Damit holte sich der 34-jährige Teamkollege von Juan Pablo Montoya (11.) auf drei sehr prominenten Sprint-Cup-Ovalen jeweils einen Sieg.

Titel-Bild zur News: Jamie McMurray

Sieger-Burnout: Jamie McMurray gewann in Charlotte sein drittes Saisonrennen

Zweiter wurde Kyle Busch (Gibbs-Toyota), der sich im Finale des Bank of America 500 den Attacken von Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 3.) ausgesetzt sah. Weil Johnsons härtester Verfolger Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) direkt dahinter Vierter wurde, bleibt es im Kampf um den NASCAR-Titel 2010 sehr eng: Johnson baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung nur um fünf auf jetzt 41 Punkte aus.

Die Entscheidung des 500-Meilen-Klassikers fiel nach der letzten Gelbphase, 25 Runden vor Schluss. McMurray entschied den Restart auf der Innenbahn gegen Kyle Busch für sich: "In dem Moment, als ich von meinem Spotter das Wort 'clear' gehört habe, habe ich mich sehr gut gefühlt", jubelte der Mann aus dem US-Bundesstaat Missouri. "Die Restarts waren in dieser Saison eine meiner Stärken. Meine Räder haben eben nicht durchgedreht, ich bin volle Pulle durch Turn 1 und 2, und habe Kyle dann geschlagen."

Der Gibbs-Pilot musste sich hinter der Startnummer eins einordnen, die bei freier Fahrt prompt vorne weg zog, während Kyle Busch in der Folge unter Druck Johnsons geriet. "Das war unsere Nacht", schilderte McMurray das Finale des recht kühlen Charlotte-Abends. "Das Auto war in dieser Phase ganz einfach unglaublich gut. Es gab keinerlei Probleme und wir hatten einen Bombenspeed."

Starkes Gibbs-Duo beim Restart geschlagen

So kam es, dass dem dominierenden Kyle Busch seine insgesamt 217 Führungsrunden nichts nutzten. Der Gibbs-Pilot hatte das Renngeschehen bis zum letzten Restart immer wieder im Griff, musste sich am Ende aber mit der Silbermedaille zufrieden geben. "Keine Ahnung, warum diese Gelbphase kam", meckerte der Mann aus Las Vegas angesichts der Debris-Caution. "Wahrscheinlich ist eine Maus über die Strecke gelaufen."

So war es natürlich nicht, doch auch der jüngere Busch-Bruder erkannte die Restart-Qualitäten McMurrays neidlos an. "Den hat er sehr gut erwischt. Ich weiß nicht, ob ihn Jimmie dahinter kräftig angeschoben hat oder nicht. Aber er hat eine Menge Schwung in Turn 1 mitnehmen können. Dann kam mein Auto leicht ins Untersteuern und Jamie war weg. Ich konnte nichts machen."

Johnson startete hinter dem späteren Sieger auf der Außenbahn, direkt hinter Kyle Busch hatte sich innen dessen Teamkollege Denny Hamlin platziert. Eigentlich ein klarer Vorteil für das Gibbs-Duo. "Ich war mir sicher, dass ich als Zweiter aus Turn 2 herauskommen würde", wunderte sich Hamlin. "Aber mein Auto hatte ein wenig Übersteuern, ich kam nicht gut weg und das hat uns wohl die Plätze gekostet."

Champion Jimmie Johnson war nach seinem dritten Platz hingegen hochzufrieden - und das aus gutem Grund: Schon in Runde 33 legte der Hendrick-Pilot auf dem schnellen 1,5 Meilenoval einen Dreher aufs Parkett, kollidierte aber weder mit einem Konkurrenten, noch mit der Streckenbegrenzung. Nach dieser Schrecksekunde blieben Fahrer und Team cool, starteten eine beeindruckende Auholjagd und lagen in Runde 189 zum ersten und einzigen Mal in Front.

Johnson und die Titelverteidigung

"Ich bin einfach nur zufrieden", erklärte Johnson. "Es ist schon unglaublich, was dir in dem Moment durch den Kopf geht, wenn du dich auf der Gegengerade drehst. Ich sah, wie sich die harte Arbeit des Jahres in Luft auflöste und ich dachte, dass alle meine Titelchancen nun vorbei waren. Es war sehr beängstigend." Es kam bekanntlich anders und so war nach dem fünften Chase-Rennen zum ersten Mal das Wort Titelverteidigung aus dem Munde des Dauerchampions zu hören.

"Das erinnert mich stark an die vergangenen vier Jahre und was dieses Team zu Champions gemacht hat", sinnierte der Kalifornier. "Ich hoffe auch, dass uns diese Leistung heute zum fünften Titel führen wird. Klar gibt es noch eine Menge Rennen und niemand weiß, was passieren wird. Aber wenn es soweit kommen sollte und wir zurückblicken, dann können wir sagen, das Charlotte das Schlüsselrennen gewesen ist."


Fotos: NASCAR in Charlotte


Johnson erwartet nun einen Zweikampf mit Hamlin: "In Martinsville, Texas und Phoenix sind wir auf einem Niveau. In Talladega weiß niemand, was passieren wird und in Homestead hat er 2009 gewonnen. Es wird ab sofort auf die kleinsten Fehler ankommen." Ähnlich sieht es Hamlin: "Jimmie war heute immer in Sichtweite. Wir haben es nicht zu 100 Prozent hinbekommen, aber wenn wir ab sofort konstant in den Top 5 landen, dann sehen wir gut aus."

Pünktlich zur Playoff-Halbzeit liegt nur noch Kevin Harvick als Gesamtdritter mit einem Rückstand von 77 Punkten in direkter Schlagdistanz. Der Childress-Pilot fuhr am frühen Sonntagmorgen ein klassisches und unauffälliges Harvick-Rennen, und wurde am Ende als Achter abgewunken. Andere NASCAR-Stars mussten hingen Tribut zollen.

Schwere Schlappe für Gordon und Co.

Polesitter Jeff Gordon (23.) ereilten im letzten Renndrittel elektrische Probleme in Sachen Batterie und Lichtmaschine. Kaum hatte sich der Hendrick-Pilot davon wieder erholt, fing er sich in der Boxengasse eine Speeding-Penalty ein. Der vierfache Champion Gordon (-156) verlor in der Gesamtwertung jede Menge wichtige Meisterschaftspunkte.

Gleiches gilt auch für Fontana-Sieger Tony Stewart (21.). Der Stewart/Haas-Pilot holte sich bei einem frühen Dreher seines Teamkollegen Ryan Newman eine leichte Beschädigung am Auto und hakelte sich später in der Boxengasse mit Carl Edwards (Roush-Ford; 12.). Stewart (-177) liegt nun punktgleich mit Charlotte-Sieger Kyle Busch auf Gesamtrang fünf.

Auch Kurt Busch (30.) kann den Titel abhaken. In Runde 24 leistete sich der Penske-Pilot einen Dreher und verlor in der Folge insgesamt drei Umläufe. In der Gesamtwertung rutschte der ältere Busch-Bruder drei Plätze ab und hat mit nunmehr 237 Punkten Rückstand auf Johnson keine Chancen mehr. Die guten Charlotte-Ränge fünf und sechs waren für das Roush-Duo Greg Biffle und Matt Kenseth zu wenig.

Am kommenden Wochenende zieht der Sprint-Cup-Tross auf den Short-Track von Martinsville. Die kürzeste NASCAR-Bahn des Jahres ist absolutes Hoheitsgebiet von Spitzenreiter Johnson und dessen härtestem Verfolger Hamlin, die sich seit der Saison 2006 die Siege dort unter sich aufteilten. Superspeedway-Spezialist Harvick wiederum hat eine Woche später seine große Chance, wenn es nach Talladega geht.