Martinsville: Champion Johnson boxt sich zum Sieg!
Jimmie Johnson gewann in Martinsville mit einem beinharten Short-Track-Manöver vor Denny Hamlin - Juan Pablo Montoya nach Achterbahnfahrt 12.
(Motorsport-Total.com) - NASCAR-Champion Jimmie Johnson ist und bleibt der absolute Hausherr auf dem Martinsville Speedway. Der 33-jährige Kalifornier gewann mit dem Goodys Fast Pain Relief 500 das fünfte der letzten sechs Martinsville-Rennen, und schenkte seinem Teambesitzer damit einen Jubiläumssieg: Vor exakt 25 Jahren gewann Rick Hendrick in Virginia sein erstes Cup-Event überhaupt.

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Jimmie Johnson holte sich in Martinsville seinen ersten Saisonsieg
Dieser Jubiläumserfolg war allerdings wesentlich härter umkämpft, als sich das hoch favorisierte Dream-Team der NASCAR im Vorfeld dachte: Johnson musste im Finale von Martinsville ganz tief in die Short-Track-Trickkiste greifen, um sich ohne Rücksicht auf Verluste am bärenstarken Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) vorbei zu boxen.#w1#
Die entscheidende Rennsituation geschah 16 Runden vor dem Ende: Der führende Hamlin hatte bei den vorangegangenen Restarts immer die bessere Figur gemacht, während Johnsons Chevrolet in der Folgezeit konstant aufholen konnte. So auch in dieser Phase. Der Kalifornier robbte sich Zentimeter um Zentimeter an Hamlin heran, und steckte eingangs Turn 3 seine Nase innen an die frische Luft.
Hamlin versuchte den Johnson-Angriff natürlich noch abzuwehren, in dem er die Türe zuwarf. Beide Fahrzeuge touchierten sich, und kamen mitten in der 180 Grad Kehre dermaßen quer daher, dass um ein Haar der dahinter fahrende Tony Stewart der lachende Dritte gewesen wäre. Doch beide Piloten fingen ihre Autos ab - Johnson um den Bruchteil einer Sekunde eher als Hamlin, und damit war die Entscheidung gefallen.
Sieben Chevys gegen Hamlin

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Kyle Busch verliert seinen Gibbs-Toyota und räumt Scott Speed gleich mit ab Zoom
Aus der Sicht von Toyota war Martinsville am Sonntagabend in Virginia ein beinahe epischer Kampf: Hamlins Camry hatte in den letzten 150 Runden eine Meute von nicht weniger als sieben hochkarätig besetzten Chevrolet Impalas im Nacken sitzen, die im Sprint-Cup 2009 allesamt noch sieglos waren. Siegeshunger war also reichlich vorhanden.
Neben Johnson und Stewart handelte es sich dabei um Jeff Gordon, Clint Bowyer, Ryan Newman, Mark Martin und Dale Earnhardt Jr. Vier Hendrick-Chevrolets, zwei Stewart/Haas-Chevrolets und ein Childress-Chevrolet machten Jagd auf einen Gibbs-Toyota, der lediglich einmal bei einem Restart Schützenhilfe von seinem Teamkollegen Kyle Busch (24.) erhielt.
Der zweifache Saisonsieger lag zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits zwei Runden zurück. Kyle Busch hat keine gute Martinsville-Historie - und das Goodys Fast Pain Relief 500 sollte daran nichts ändern. Erst machte sein Gibbs-Toyota durch einen Dreher auf sich aufmerksam, dessen unschuldiges Opfer auch Scott Speed (Red-Bull-Toyota) wurde. Kurze Zeit später wurde Kyle Busch in der Boxengasse zu schnell erwischt, und fiel weit zurück.
Einmal hinten fest hängend, musste sich der 23-Jährige bald gegen eine Überrundung wehren, und übertrieb es dabei: Um ein Haar landete sein Auto erneut in der Streckenbegrenzung. Ab diesem Zeitpunkt bemühte sich Kyle Busch um Schadensbegrenzung - mit zwei Runden Rückstand hatte der NASCAR-Bösewicht keine Chance auf den Lucky Dog, und trat nur noch einmal in Erscheinung.
Hamlin und Jeff Gordon beherrschen das Rennen

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Denny Hamlin zeigte in Martinsville auch an der Box eine fehlerfreie Vorstellung Zoom
Denn beim Restart nach Gelbphase zehn befand er sich 45 Runden vor dem Ende als Erster der Überrundeten auf der inneren Linie. Zu diesem Zeitpunkt lag Johnson vor Hamlin, doch Kyle Busch sorgte innen für Platz, damit sein Gibbs-Teamkollege mit einem wahren Raketenstart noch in Turn 1 die Nase vor Johnson hatte. Diesen Gibbs-Move konnte der NASCAR-Champion erst 16 Umläufe vor dem Ende mit seinem beinharten Manöver korrigieren.
Dabei sah es über weite Strecken überhaupt nicht nach einem Johnson-Sieg aus. Im Gegensatz zur restlichen Spitzengruppe nutzte der Kalifornier zwei frühe Gelbphasen, um das Handling seines Chevys an der Box korrigieren zu lassen. Nach 100 Runden tuckerte er als 27. im Mittelfeld, in die Top 10 stieß Johnson erst in Runde 235 vor, die Führung im Rennen übernahm er erstmals in Runde 430.
Die Martinsville-Szenerie wurde zunächst eindeutig von Hamlin und Jeff Gordon bestimmt, die sich die Führungsrunden fast brüderlich aufteilten: Gordon die ersten 150 Runden, Hamlin den Rest - bis sich die blaue Startnummer 48 mit aller Macht ins Geschehen an der Spitze einmischte.
Jeff Gordon (4.) bleibt damit seit nunmehr 47 Sprint-Cup-Rennen ohne Sieg. Sein Hendrick-Chevrolet wies, als es vorne um die Wurst ging, nicht das Handling auf, das den 37-Jährigen in die Lage versetzte, Johnson und Hamlin Paroli zu bieten. Wie stark das Hendrick-Team in Virginia auftrat, verdeutlichten Mark Martin (7.) und Earnhardt Jr. (8.) - alle vier Hendrick-Chevys in den Top 8!
Montoya am Ende doch noch Zwölfter

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Juan Pablo Montoya (re.) kämpfte mit Erfolg gegen Brian Vickers und Kyle Busch Zoom
Ebenso stark präsentierte sich das neue Team von Tony Stewart: Der Stewart-Haas-Teambesitzer wurde hervorragender Dritter, sein zweiter Chevrolet Impala mit Ryan Newman am Steuer landete auf Platz sechs. Abgerundet wurde die starke General-Motors-Vorstellung von Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) als Fünftem. Für Dodge und Ford betrieben A.J. Allmendinger (9.; RPM) und Jamie McMurray (10.; Roush) lediglich farblose Schadensbegrenzung.
Interessant gestaltete sich das Martinsville-Rennen von Juan Pablo Montoya: Der Kolumbianer hielt im ersten Renndrittel gut mit, fiel gegen Rennmitte dann jedoch aus den Top 10 heraus. Sein Earnhardt-Ganassi-Chevrolet wurde in der Folge schnell durchgereicht, und in Runde 220 sogar überrundet.
Als Montoya dann plötzlich nicht einmal mehr in den Top 30 auftauchte, musste man einen erneuten Totalausfall befürchten, aber der Kolumbianer schaffte es irgendwie, diese eine Runde Rückstand zu verteidigen. So konnte er sich Platz für Platz wieder nach vorne robben, und als es im Finale von Martinsville einige Gelbphasen hagelte, erwischte er tatsächlich einen Lucky Dog.
Dieser beförderte Montoya wieder zurück in die Führungsrunde. In den letzten 23 Runden kassierte er noch vier Kontrahenten, und fuhr einen fast nicht mehr für möglich gehaltenen zwölften Platz nach Hause, der ihn in der Gesamtwertung nach wie vor auf Schlagdistanz zum Chase hält.
Jeff Gordon baut Gesamtführung aus

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Jeff Gordon überzeugt 2009 vor allem durch eine sagenhafte Konstanz Zoom
In der Gesamttabelle gewann Montoya einen Platz, und rangiert nun auf Position 14 mit nur noch 31 Punkten Rückstand auf den Playoff-Platz zwölf. Ganz vorne konnte Jeff Gordon seine Führung ausbauen. Neuer Gesamtzweiter ist Clint Bowyer vor Kurt Busch und Jimmie Johnson, der einen Riesensatz von Rang neun auf vier machte.
Früher als im Vorjahr kehrte der amtierende Champion also in die Victory Lane zurück, während Denny Hamlin die letzten März-Wochen des Jahres 2009 als "Silbertage" im Gedächtnis behalten wird: Zweimal blieb ihm binnen einer Woche nur der undankbare zweite Platz.
Nach den ausgiebigen Regengüssen vom Freitag und Samstag fand das Goodys Fast Pain Relief 500 unter blauem Himmel und gut gefüllten Tribünen statt. Mit Bristol und Martinsville ist die kleine Short-Track-Tour der NASCAR damit beendet: Am kommenden Wochenende steht das superschnelle 1,5 Meilenoval von Texas auf dem Programm.
Nach der folgenden Osterpause bewegt sich der NASCAR-Tross dann in Richtung Phoenix, bevor Ende April dann der nächste Sprint-Cup-Klassiker auf dem Programm steht: Der extrem spektakuläre Superspeedway in Talladega - es geht auch 2009 Schlag auf Schlag!

