• 17.07.2011 22:24

  • von Pete Fink

Loudon-Schach mit Stewart/Haas-Doppelsieg

Stewart/Haas-Racing behielt in einem stark strategiegeprägten Sprint-Cup-Rennen von Loudon die Oberhand vor Joe Gibbs Racing - Montoya eines der Spritopfer

(Motorsport-Total.com) - Erst die komplette Startreihe eins, dann ein Doppelsieg. Kein Wunder, dass Stewart/Haas-Boss Tony Stewart das Lenox Industrial Tools 301 als ein "perfektes Wochenende" bezeichnete. Dabei störte es "Smoke" nur wenig, dass er gleich zweimal das Nachsehen gegenüber seinem Teamkollegen Ryan Newman hatte. Der "Rocket Man" holte erst die Loudon-Pole, lag im Rennen dann 113 von 301 Runden in Front und gewann schließlich knapp vor seinem Chef.

Titel-Bild zur News: Ryan Newman, Tony Stewart

Stolzer Tag für Stewart/Haas: Ryan Newman gewinnt vor Tony Stewart

Es war von Beginn an ein extrem strategiegeprägtes Sprint-Cup-Rennen, in dem die Reihenfolge nach fast jeder der insgesamt zehn Gelbphasen kippte. Die jeweilige Reifenwahl im Kampf um die berühmt-berüchtigte "Track-Position" und am Ende wieder einmal die Benzinmenge waren die weithin bekannten Ursachen. Doch im Finale eines recht kurzweiligen NASCAR-Tages sollten wieder diejenigen die Nase vorne haben, die das Rennen auch an der Spitze begonnen hatten.


Fotos: NASCAR in Loudon


So sah Loudon den ersten Stewart/Haas-Doppelsieg überhaupt und damit gelang es seit langer Zeit wieder einmal einem NASCAR-Team, eine komplette Startreihe eins in einen Doppelerfolg umzusetzen. Und: Stewart/Haas nutzt als Kundenteam bekanntlich Hendrick-Motoren und -Chassis. "Endlich einmal ist uns ein Tag aufgegangen, an dem nicht irgendetwas Dummes geschehen ist", lautete die Stewart-Bilanz.

Im Kampf um die Chaseplätze hat Newman damit als neuer Achter einen ganz wichtigen Schritt in Richtung Playoffs gemacht, während Stewart nun punktgleich mit Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) dasteht. Das Ganze auf Rang zehn, dem letzten Chase-Platz! Der amtierende Vizechampion Hamlin wurde in Loudon nach toller Aufholjagd noch Dritter, obwohl er kurz nach Rennhalbzeit noch in einen Dreher verwickelt war. "Erst beim letzten Stopp gelang es uns, das Auto richtig gut hinzubekommen", lautete Hamlins Erklärung.

Johnson kämpferisch - Montoya ohne Sprit

Jimmie Johnson, Landon Cassill, David Gilliland

Dreher von Champion Jimmie Johnson: Trotzdem noch Platz fünf Zoom

Noch turbulenter verlief der Loudon-Sonntag für Champion Jimmie Johnson, der hinter dem zweiten Gibbs-Toyota von Joey Logano (4.) Fünfter wurde. Auch Johnson leistete sich einen Dreher, kassierte eine Durchfahrtsstrafe und verpokerte sich früh im Rennen, als er in Gelbphase drei auf der Strecke blieb. Daher musste er unter Grün tanken und flog zeitweise aus der Führungsrunde. Unter diesen Umständen kann der Hendrick-Pilot mit Platz fünf hochzufrieden sein.

Ein ganz wesentlicher Grund für Johnsons Top-5-Resultat war der finale Spritpoker, dem mit Kurt Busch (Penske-Dodge; 10.) und - mit Reifenschaden - Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 11.) zwei bärenstarke Piloten zum Opfer fielen, die sich jeweils auf Kurs zu einem Spitzenresultat befanden. Auch das Earnhardt/Ganassi-Team war betroffen: Juan Pablo Montoya (30.) und Jamie McMurray (31.) ging quasi im Paarlauf zwei Runden vor Schluss der Sprit aus. In Sachen Chase erneut ein ganz bitterer Rückschlag für den Kolumbianer.

Kasey Kahne profitierte als Sechster ebenfalls vom Benzinkrimi. Dabei wäre für Team Red Bull wieder einmal noch wesentlich mehr drin gewesen, wenn sich Kahne und sein Teamkollege Brian Vickers in Runde 225 nicht auf der Start-/Zielgerade ins Gehege gekommen wären. Dieser unglückliche Zwischenfall beorderte Kahne zu einem Intensiv-Check an die Box, während Vickers nach größeren Reparaturarbeiten nur als 34. gewertet wurde. Die "Bullen" zeigten sich ansonsten sehr gut aufgelegt: Im Rennverlauf holte sich Kahne immerhin fünf Führungsrunden, während Vickers bei einigen Restarts in Reihe eins auftauchte.

NASCAR-Veteran Bobby Labonte erarbeitete sich einen starken siebten Platz für sein JTG/Waltrip-Team vor seinem Halb-Teamkollegen Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 8.) Beide verhielten sich dabei extrem unauffällig. Labonte trat nur einmal unfreiwillig in Erscheinung, als er früh im Rennen von Johnson beinahe in einen Dreher geschickt wurde. Den letzten verbliebenen Top-10-Platz holte sich Marcos Ambrose (9.) im besten Petty-Ford.

Kurt Busch und Jeff Gordon im Pech

Brian Vickers

Pech für Team Red Bull: Brian Vickers crasht auf der Start-/Ziellinie Zoom

Die großen Pechvögel von Loudon hießen jedoch Kurt Busch und Jeff Gordon. Der ältere Busch-Bruder hatte sich gegen Rennmitte in die Spitzenposition gearbeitet und gab diese Führung erst in Runde 216 auf, als er in Gelbphase acht tankte und sich vier neue Reifen aufziehen ließ. Gleichzeitig ging unter anderem auch Newman zum letzten Mal an die Box. Doch während der spätere Sieger die Zielflagge sah, fiel der gelbe Penske-Dodge - im Spritsparmodus - zunächst zurück und rollte in Runde 301 schließlich ganz aus.

Gordon wiederum musste sich ebenfalls gegen Rennmitte mit zwei defekten Batterien herumschlagen, die auch ihn zeitweise aus der Führungsrunde warfen. Aber sein Hendrick-Chevy präsentierte sich ohne Lüftung und Bremskühler pfeilschnell, was den Kalifornier im Finale wieder in die Top 4 - sogar eine Position vor Kurt Busch - nach vorne brachte. Am Ende half alles nichts: Mit einem Reifenschaden rollte auch Gordon hilflos im Schneckentempo über die Ziellinie.

Newman ließ sich dadurch nicht beirren. Er blieb bei der letzten Gelbphase Nummer zehn in Runde 240 auf der Strecke und riskierte damit alles. Während sich die meisten Kontrahenten zwangsläufig in den Benzinsparmodus begeben mussten, kontrollierte der "Rocket-Man" das Geschehen. Stewart hatte - wie übrigens auch Montoya - in Gelbphase neun in Runde 226 letztmals getankt, hatte also Benzin für etwa neun Runden mehr an Bord.

Der Stewart/Haas-Boss machte sich folgerichtig von Rang zwölf aus auf eine Aufholjagd, lag in Runde 265 auf Platz fünf und kassierte danach erst Gordon und Busch, sowie kurz danach auch noch Hamlin. Auf der Ziellinie hatte der im Loudon-Finale klar schnellste Mann schließlich noch einen Rückstand von 0.773 Sekunden auf Sieger Newman. Ein "stolzer Tag für Stewart/Haas-Racing", lautete seine logische Bilanz.

Kyle Busch verliert Tabellenspitze

Ryan Newman, Tony Stewart

Große Freude bei Tony Stewart und Loudon-Sieger Ryan Newman Zoom

Eine schwere Schlappe erhielt am Sonntagabend das ansonsten so starke Roush-Team. Die Ford-Werksmannschaft brachte keines ihrer vier Autos in die Top 10, obwohl sich Carl Edwards (13.), David Ragan (14.) und Greg Biffle (18.) in unterschiedlichen Rennsituationen sehr wohl im Spitzenfeld zeigten. Lediglich Matt Kenseth (20.) blieb 301 Runden lang farblos.

NASCAR-Publikumsliebling Dale Earnhardt Jr. holte sich Platz 15, nachdem er in der zweiten Rennhälfte durchaus aufzeigen konnte. Doch eine späte Boxenstrafe in Gelbphase zehn warf den Hendrick-Piloten zu weit zurück. Mark Martin (22.) trat zweimal in Erscheinung, als er in Gelbphase zwei ohne Tankstopp pokerte, was Johnson wenig später erfolglos nachahmte. Der NASCAR-Oldie fing sich in Runde 184 zudem noch einen Reifenplatzer ein.

Der größte Verlierer in Loudon war jedoch Tabellenführer Kyle Busch, bei dem in Runde 60 ebenfalls das Reifenschicksal zuschlug. Dies beförderte seinen Gibbs-Toyota hart in die Mauer und anschließend zu einer längeren Reparatur an die Box. Als 36. verlor Kyle Busch folgerichtig seine Tabellenführung an Carl Edwards und ist nun hinter Johnson, Kurt Busch und Kevin Harvick (in Loudon unauffälliger 21.) nur noch Fünfter.

Der Sprint-Cup macht am kommenden Wochenende seine letzte Pause der Saison 2011. Danach steht das Brickyard 400 auf dem Indianapolis Motor Speedway an, bei dem es unter anderem für Juan Pablo Montoya um dessen letzte Chase-Chance geht. Der Kolumbianer bezahlte für seinen Spritpoker damit, dass er in der Gesamtwertung von Platz 13 auf 17 abrutschte. Ihm helfen nun nur noch Siege weiter, sonst kann sein Earnhardt/Ganassi-Team den NASCAR-Chase 2011 vorzeitig abhaken.

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