• 07.04.2014 22:44

  • von Pete Fink

Logano muss um Texas-Sieg zittern

Eine späte Gelbphase bringt den sicheren Sieg noch einmal in Gefahr: Joey Logano gewinnt in Texas vor Jeff Gordon - viele Favoriten in Problemen

(Motorsport-Total.com) - Sieben Saisonrennen, sieben Sieger. Penske-Youngster Joey Logano ordnete sich beim Duck Commander 500 auf dem Texas Motor Speedway in die Reihe der Chase-Qualifikanten 2014 ein, aber sein vierter Karriere-Erfolg war am Ende wie aus dem Nichts heraus beinhart umkämpft. Grund war - wie bereits vor ein paar Wochen in Fontana - eine sehr späte Gelbphase, die das Feld noch einmal kräftig durcheinander würfelte.

Titel-Bild zur News: Joey Logano

Durchschnaufen: Joey Logano siegt in einem spanndenen Texas-Finale Zoom

Was war passiert? Logano hatte in den 100 Runden zuvor das Marathon-Rennen klar bestimmt und schien einem sicheren Sieg entgegen zu fahren. Außer seinem Teamkollegen Brad Keselowski konnte dem Penske-Doppel niemand folgen. Dann platzte dem dieses Mal sehr unglücklich agierenden Martinsville-Sieger Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet; 39.) in der vorletzten Runde ein Reifen, dessen Einzelstücke sich über Kurve 3 verteilten.

Wenige Meter vor der weißen Flagge kam es also zu Gelbphase Nummer sieben - und Logano fluchte: "Im TV kann ich nicht sagen, was ich zu diesem Zeitpunkt dachte", scherzte der 23-Jährige nach dem Rennen. Denn es kam, was kommen musste: Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Brian Vickers (Waltrip-Toyota) zockten sich mit nur zwei neuen Reifen in Restart-Reihe eins. Dahinter Logano, der plötzlich auf seinen "Wing-Man" verzichten musste: Keselowski (15.) unterlief ein Pitlane-Speeding. Das Aus.

Aus der Sicht von Jeff Gordon bedeutete dieser nicht mehr zu erwartende finale Thriller die mögliche Revanche für Fontana, als er in der Logano-Situation steckte. "Ohne Gelb hätten wir keine Chance gehabt", gestand der Hendrick-Pilot, doch er wollte sie natürlich trotzdem nutzen. Gordon gewann innen den Restart, aber Logano hielt sich in Schlagdistanz und griff an. "Im Nachhinein wäre ich Kurve 3 und 4 gerne etwas tiefer angefahren", analysierte Gordon.


NASCAR in Fort Worth

Earnhardt bleibt nur ein Punkt

Denn genau in dieser Phase bereitete Logano seine Atttacke vor, die er eingangs der letzten Runde ausführte. Damit war die Entscheidung im Texas-Marathon über zwei Tage gefallen. "Mein Stopp war super und der Restart gut genug, um Jeff angreifen zu können", lautete die Logano-Analyse. Jeff Gordon erkannte seine Niederlage an: "Wir haben gegen Rennmitte unser Handling verloren. Sicher hätte ich gerne gewonnen, aber Joey war einfach zu stark."

In der Tat: Nach einem kühlen und regnerischen Beginn (hier der genaue Rennverlauf) arbeitete sich kurz vor Halbzeit die Sonne durch - und damit änderten sich die Streckenbedingungen komplett. Das prominenteste Opfer hieß Polesitter Tony Stewart, der den Rennbeginn noch dominierte, in der Sonne von Texas jedoch kein Bein mehr auf den Boden brachte. Am Ende reichte es nur zu Rang zehn für "Smoke".

Dale Earnhardt Jun.

Es brennt: Dale Earnhardt Jr. nahm den Fehler auf seine Kappe Zoom

Zu diesem Zeitpunkt war sein Stewart/Haas-Teamkollege Kevin Harvick (42.) nach einem Reifenschaden bereits draußen und verlies das Areal stinksauer und wortlos. Auch Dale Earnhardt Jr. (43.) mit einem Abflug, und in der Folge sein Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson mit Reifenschaden hatten früh nichts mehr mit der Entscheidung zu tun. Johnson mühte sich mit zwei Runden Rückstand ab und wurde letztlich 25.

Mit seinem mageren Pünktchen fiel Earnhardt in der Gesamtwertung von Rang eins auf sechs zurück und nahm den Fehler auf seine Kappe: "Ich bin der 43 (Aric Almirola; Anm. d. Red.) hinterher gefahren und habe das Gras nicht gesehen." Der nasse Untergrund katapultierte sein Auto in die Mauer, sodass sogar die Funken flogen. Der direkt hinter ihm fahrende Johnson sah Earnhardt-Teile in seine Windschutzscheibe einschlagen. "Das war mein Fehler, ich habe unterschätzt, wie nahe im am Gras war", so Earnhardt.

Superstarke Penske-Boys

Mit der Sonne schlug die Penske-Stunde: Erst Keselowski (85 Führungsrunden), danach Logano (108) bestimmten die Pace. Kyle Busch hatte sich von Startplatz 29 aus konstant nach vorne gearbeitet und mischte dahinter munter mit. Am Ende profitierte der Restart-König vom Reifenplatzer seines älteren Bruders und holte sich Rang drei: "Das macht schon Spaß", sagte Kyle Busch und schilderte: "Gegen Rennmitte kamen plötzlich die superschnellen Penske-Boys wie aus dem Nichts daher, insofern geht Rang drei schon in Ordnung."

Reifenzocker Vickers belohnte sich mit einem etwas überraschenden vierten Platz, während der starke Ganassi-Rookie Kyle Larson (5.) in der zweiten Rennhälfte konstant an den Top 5 kratzte. Für Greg Biffle (Roush-Ford) ist Platz sechs sicherlich eine leichte Enttäuschung, denn vor der letzten Gelbphase befand er sich im Duell mit Kyle Busch, wobei es um Rang drei ging. Mit Matt Kenseth (Gibbs; 7.) und Clint Bowyer (Waltrip; (8.) fuhren zwei weitere Toyotas in die Top 10.

Brad Keselowski, Joey Logano

Die Dominatoren von Texas: Joey Logano (li.) und Brad Keselowski Zoom

Der neue Gesamtleader der NASCAR ist einer, der bisher noch kein Saisonrennen für sich entscheiden konnte: Jeff Gordon führt knapp vor Matt Kenseth (259:255), für den natürlich das Gleiche gilt. Kommendes Wochenende gastiert die NASCAR auf dem so traditionsreichen Oval in Darlington. Das Southern 500 auf der "Lady in Black" ist ein Saturday-Night-Race, findet hierzulande also in der Nacht von Samstag auf Sonntag statt.