• 27.06.2011 00:22

  • von Pete Fink

Kurt Busch gewinnt spektakuläre Sonoma-Schlacht!

Wildes Sonoma: Kurt Busch dominiert vor Jeff Gordon und Carl Edwards - beinharte Zweikämpfe und ein böses Revanchefoul, Montoya (22.) im Kies

(Motorsport-Total.com) - Was für eine NASCAR-Schlacht! Beinharte Zweikämpfe, einige böse Fouls samt logischer Revanche, diverse Strategiespiele mit dem Sprit und vor allem den Reifen, unzählige Positionswechsel und am Ende ein hoch verdienter Sieger. Nach zuletzt einigen eher durchwachsenen Ovalrennen unterstrich das spektakuläre Toyota/Save Mart 350 auf dem Infineon Raceway von Sonoma, dass die NASCAR-Offiziellen wirklich ernsthaft überlegen könnten, mehr Rundkursrennen ins Programm aufzunehmen.

Titel-Bild zur News: Kurt Busch

Nach 110 wilden Sonoma-Runden hatte Kurt Busch die Nase vor Jeff Gordon

Einzig Kurt Busch (Penske-Dodge) gelang es, sich aus den zahllosen Scharmützeln komplett heraus zu halten. Mit einer blitzsauberen Zweistopp-Strategie dominierte er das Feld, lag 75 von 110 Runden in Front und gewann am Ende ohne Probleme. "Unser Setup war unglaublich gut", freute er sich. Seine Strategie für das mitreißende Rennende war denkbar simpel: "Sobald ich sicher war, dass das Benzin kein Problem darstellte, bin ich vorne weggefahren, um der Konkurrenz deutlich zu zeigen, dass sie keine Chance haben."


Fotos: NASCAR in Sonoma


Zweiter wurde Jeff Gordon, dessen Hendrick-Chevrolet erst am Ende zu großer Form auflief. "Dann waren wir sogar schneller unterwegs als Kurt", versicherte der Lokalmatador, der sich eingangs der allerletzten Runde noch Sprint-Cup-Tabellenführer Carl Edwards (3.) schnappte. Der wiederum war hoch zufrieden, nachdem auch er ein nahezu kontaktfreies Sonoma-Rennen erlebt hatte: "Heute ist eigentlich alles für uns gelaufen", urteilte der Roush-Pilot.

Penske-Duo auf zwei Stopps

David Ragan, Carl Edwards

Carl Edwards holte als Dritter erneut viele Meisterschaftspunkte Zoom

Es dauerte gerade einmal 13 Runden, bis Kurt Busch von seinem Startplatz elf aus an die Spitze gefahren war. Zu Beginn lautete sein härtester Konkurrent Denny Hamlin, dessen Gibbs-Toyota nach einigen Feindkontakten jedoch Probleme an der Hinterachse bekam. Hamlin musste eine längere Reparatur an der Box über sich ergehen lassen und spielte später als 37. keine Rolle mehr.

In Runde 18 eröffnete Juan Pablo Montoya den Reigen der ersten Boxenstopps. Auch der mitfavorisierte Kolumbianer hatte sich von Startplatz 17 aus schnell an die Top 10 herangearbeitet, monierte jedoch große Probleme, die etwa 850 PS seines Earnhardt/Ganassi-Chevrolets auf die Strasse zu bringen. In den Runden nach dem Montoya-Stopp ging das Feld sukzessive zum Tanken und Reifenwechsel.

Bis auf das Penske-Duo Kurt Busch und Brad Keselowski (10.). Damit war klar, dass nur die beiden Dodge Charger auf eine Zweistopp-Strategie setzen würden. Vor dem Rennen war nicht ersichtlich, ob dies mit der neuen Ethanolbeimischung möglich sein würde. Kurt Busch und "Bad Brad" gingen dieses Risiko ein, tankten erstmals in Runde 32 und sollten am Ende dafür belohnt werden.

Privatduell Vickers gegen Stewart

Brian Vickers

Brian Vickers nach seinem Revanchefoul gegen Tony Stewart Zoom

Dann wurde es zum ersten Mal richtig turbulent. Tony Stewart nahm in Runde 38 beim Anbremsen auf die Zielkurve den Red-Bull-Toyota von Brian Vickers aufs Korn. Dieser drehte sich und nahm Jamie McMurray (15.) im zweiten Earnhardt/Ganassi-Chevy mit. Auch Dale Earnhardt Jr. ruinierte sich dabei den Kühler, in der Folge ging der Motor seines Hendrick-Chevys ein. Nach vielen guten Rennen wieder einmal ein Totalausfall des NASCAR-Superstars, der am Ende als 41. gewertet wurde.

Stewart entpuppte sich in einer recht zerfahrenen Rennmitte als härtester Verfolger von Kurt Busch. Auch Clint Bowyer (Childress-Chevrolet), Champion Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und - trotz eines Drehers - Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota) hielten sich in dieser Phase in der Spitzengruppe auf und sollten sich am Ende die Positionen vier, sieben und acht holen. Doch der Stewart/Haas-Boss konnte das Rennende nicht erleben.

Denn in Runde 87 nahm Vickers (36.) böse Revanche für seinen Abschuss: Ebenfalls in der Zielkurve schob er Stewart (39.) mit Anlauf derart in die Reifenstapel, dass dieser mit seinem Heck auf genau denselben zum Stillstand kam. Zwar ging ein notdürftig reparierter Stewart/Haas-Chevy in der Schlussphase noch einmal auf die Strecke - vermutlich um Revanche für die Revanche zu nehmen - doch das Auto war so schief und krumm, dass "Smoke" sein Vorhaben schnell wieder aufgab.

Montoya-Show ohne Resultat

Kasey Kahne

Sonoma-Finale: Juan Pablo Montoya jagt Kasey Kahne Zoom

Die Vickers-Revanche läutete gleichzeitig die Schlussphase ein, die Benzinstrategie spielte bei nur noch 20 zu fahrenden Runden keine große Rolle mehr. Unter anderem Kurt Busch, Truex, Kasey Kahne, Edwards, Keselowski und Jeff Gordon blieben auf der Strecke und bildeten nun die Spitze. Hingegen Montoya, Marcos Ambrose (5.), Kevin Harvick (9.) holten sich noch einmal vier neue Reifen. Damit waren sie in der Lage, etwa zwei Sekunden pro Runde schneller zu fahren.

Direkt nach dem Restart in Runde 90 machte ein nun sehr aggressiver Montoya nicht weniger als sechs Plätze gut und hatte sich damit schnell von 14 auf acht vorgearbeitet. Kurt Busch war vorne enteilt, gefolgt von Edwards, Keselowski und Kahne. Letzterer kam unter Druck von Montoya, der in der Bergaufpassage von Kurve zwei ein optimistisches Manöver zeigte. Der Kolumbianer wollte sich innen durchzwängen, Kahne drehte sich, Montoya rodelte durch den Dreck.

Für Kahne (20.) war das Rennen damit gelaufen, Montoya wurde auf Rang sieben zurückgeworfen. Jeff Gordon kam nun immer stärker auf, kassierte erst Truex, dann Keselowski und machte sich anschließend auf die Verfolgung von Edwards. Montoya nahm noch einen zweiten Anlauf und attackierte Keselowski wenige Runden später an der Kahne-Stelle, was erneut böse endete. Der Penske-Pilot drehte den Earnhardt/Ganassi-Chevy um. Damit waren die Reifen der 42 komplett hinüber und trotz Messer zwischen den Zähnen wurde der Kolumbianer am Ende bis auf Platz 22 durchgereicht.

Nächste Woche: Daytona live im TV!

Kurt Busch

Hochverdient: Kurt Busch feiert seinen ersten Saisonsieg 2011 Zoom

Kurt Busch konnte dies alles herzlich egal sein. Der 34-Jährige fuhr nicht nur seinem ersten Rundkurssieg entgegen, er gewann damit auch sein erstes Saisonrennen. "Wir befinden uns gerade auf einem Hoch", strahlte der Penske-Pilot, der in der Gesamtwertung einen Sprung von Platz sieben auf vier machte. Hinter Jeff Gordon und Edwards klaffte eine größere Lücke bis Clint Bowyer, einem unauffällig agierenden Ambrose (5.) und Polesitter Joey Logano (Gibbs-Toyota; 6.), der in der vergangenen Woche noch Rundkursunterricht bei Max Papis genommen hatte.

Keselowski fiel in den Schlussrunden noch hinter Johnson, Truex und Harvick zurück und holte sich wenigstens ein Top-10-Resultat. Neben Montoya, dessen Chase-Ambitionen mit diesem Resultat auf seinem ureigenen Terrain einen argen Dämpfer erhielten, waren natürlich Hamlin, Earnhardt, Stewart die großen Punkteverlierer der beinharten Sonoma-Schlacht.

Am kommenden Wochenende geht es wieder auf das gewohnte Oval. Dann steht das Sommerrennen von Daytona an, das in der Nacht von Samstag auf Sonntag über die Bühne gehen wird. Erstmals seit Februar 2008 ist wieder ein NASCAR-Event live auf deutschsprachigen Bildschirmen zu erleben, denn unsere Kollegen von 'Servus TV' übertragen das Coke Zero 400 ab 1:30 Uhr MESZ in voller Länge!