Knackiges Talladega: Hamlin siegt beim Jubiläum

Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) fährt bei seinem 300. Sprint-Cup-Start seinen ersten Restrictor-Plate-Sieg ein - Zahlreiche Favoriten schauen in die Röhre

(Motorsport-Total.com) - Talladega-Triumph für Denny Hamlin: Der Gibbs-Pilot holte sich beim Aaron's 499 unter Gelber Flagge den Sieg und brachte damit das Kunststück fertig, seinen 300. Sprint-Cup-Einsatz stilecht in der Victory Lane feiern zu dürfen. Damit geht die abwechslungsreiche Saison weiter: Hamlin, für den es der 24. Sieg seiner Karriere war, ist nach zehn Rennen anno 2014 bereits der achte verschiedene Sieger.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) ist bereits der achte Sieger der Sprint-Cup-Saison 2014 Zoom

In einer über weite Strecken ruhig verlaufenen Restrictor-Plate-Schlacht ging es erst im letzten Drittel der 188-Runden-Distanz so richtig zur Sache: In Runde 137 war es Brad Keselowski (Penkse-Ford; 38.), der mit einem Dreher ohne Fremdeinwirkung einen Big-One auslöste, in den neben ihm selbst elf weitere Piloten verwickelt wurden: Nachdem er in der Anfangsphase des Rennens bereits mit Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 22.) aneinandergeraten war, drehte sich Keselowski als mehrfach Überrundeter in Turn 4 unmittelbar vor Trevor Bayne (Wood-Ford; 41.).

Die nachfolgenden Fahrer, zu denen unter anderem Matt Kenseth (Gibbs-Toyota; 37.), Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet; 39.), Polesitter Brian Scott (Circle-Chevrolet; 42.) und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 43.) zählten, hatten keine Chance auszuweichen und mussten ihre Hoffnungen auf eine Top-Platzierung begraben. "Ich habe das Auto einfach verloren. Ich weiß nicht, warum, aber es tut mir leid für alle, die dadurch herausgerissen wurden", so der Kommentar von Keselowski.


Big-One mit zwölf Autos

Auch Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet; 23.) bekam beim Big-One in Runde 137 etwas ab, konnte nach mehreren Reparaturstopps aber weiterfahren. In Runde 175 war es dann der sechsmalige NASCAR-Champion selbst, der mit einem Dreher mitten im Feld für Chaos sorgte. Im Zuge eines ähnlichen Zwischenfalls wie ihn Keselowski 38 Runden zuvor ausgelöst hatte, waren es im Falle des Johnson-Drehers unter anderem Joey Logano (Penske-Ford; 32.), Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet; 33.), Vorjahressieger David Ragan (Front-Row-Ford; 35.) Michael McDowell (Leavine-Ford; 36.) und Ricky Stenhouse (Roush-Ford), deren Fahrzeuge kaltverformt wurden.

Stenhouse konnte weiterfahren, bekam fünf Runden vor Schluss aber noch einmal etwas ab, als Teamkollege Carl Edwards (30.) seinen Roush-Ford aufgrund eines schleichenden Plattfußes hinten links aus der Kontrolle verlor und die nachfolgenden Fahrer nicht mehr rechtzeitig warnen konnte. Ryan Newman (Childress-Chevrolet; 18.) und Cole Whitt (BK-Toyota; 21.) waren neben Edwards die Leidtragenden dieser vorletzten von insgesamt acht Gelbphasen.

Letzte Gelbe Flagge rettet Hamlin

Denny Hamlin

Jubel bei Denny Hamlin: Der 300. Sprint-Cup-Start wird in der Victory Lane gefeiert Zoom

Die letzte Gelbe Flagge entschied schließlich das Rennen zugunsten von Hamlin. Sie kam eine halbe Runde vor Schluss heraus. Der Grund: Rookie Alex Bowman (28.) hatte seinen BK-Toyota beim Passieren der Weißen Flagge für die letzte Runde im dichten Pulk aus der Kontrolle verloren. Auch Justin Allgaier (HScott-Chevrolet; 27.) trudelte durchs Gras. Im Bemühen, das Rennen unter Grün zu Ende zu bringen, ließen sich die NASCAR-Offiziellen lange Zeit, zückten dann aber doch noch einmal Gelb, weil Wrackteile mitten auf der Strecke lagen.

So kam Hamlin zu seinem ersten Saisonsieg und seinem ersten Triumph überhaupt bei einem (zur Meisterschaft zählenden) Restrictor-Plate-Rennen. Dass er ab sofort als ein Spezialist für diese Art Rennen gilt, wollte der Gibbs-Pilot in der Victory Lane aber nicht von sich behaupten. "Ich bin immer noch ein Short-Track-Junge", so die klare Ansage von Hamlin, der sich auf den Dirt-Tracks rund um seinen Heimatort Chesterfield im US-Bundesstaat Virginia die ersten Sporen als Rennfahrer verdient hatte.

Während Hamlin angesichts der Gelbphase in der 188. und letzten Runde frohlockte, wurden die Verfolger um die Chance auf eine Schlussattacke gebracht. Greg Biffle (Roush-Ford) musste sich nach stolzen 58 Führungsrunden schließlich mit Platz zwei, die beiden Waltrip-Teamkollegen Clint Bowyer und Brian Vickers mit den Plätzen drei und vier zufriedengeben.

Biffle und Bowyer um Schlussattacke gebracht

Danica Patrick, Jeff Gordon, Paul Menard

So geordnet wie in der Anfangsphase ging es in den letzten Runden nicht mehr zu... Zoom

"Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass wir nicht bis zur Ziellinie voll drauf bleiben können", so Biffle, der sich einen Angriff auf Spitzenreiter Hamlin für die Turns 3 und 4 der letzten Runde aufheben wollte. Bowyer sah es ähnlich: "Ich hatte meinen Teamkollegen direkt hinter mir und wartete nur darauf, dass Biffle seinen Angriff setzt. Dann hätte ich richtig durchstarten können."

"Die Entscheidung von NASCAR, Gelb zu schwenken, war aber richtig. Auf der Ziellinie lag schließlich eine ganze Stoßstange", so Bowyer in Anspielung auf das Teil, welches Bowman bei seinem finalen Abflug auf der Strecke verteilt hatte. Trotz der verpassten Schlussattacke hatte Bowyer Grund zur Freude: Beim zehnten Saisonrennen fuhr er endlich seine längst überfällige erste Top-5-Platzierung ein.

Hinter Vickers, der den zweiten Waltrip-Toyota auf Platz vier ins Ziel brachte, wurde A.J. Allmendinger (JTG-Chevrolet) als Fünfter gewertet. Der Kalifornier setzte damit seinen positiven Trend der zurückliegenden Wochen fort. Auf den weiteren Top-10-Plätzen im Ziel: Paul Menard (Childress-Chevrolet; 6.), Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet; 7.), Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet; 8.), Rookie Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet; 9.) und Ricky Stenhouse, der nach seinen beiden Schrecksekunden kurz vor Schluss noch Zehnter wurde.


Fotos: NASCAR in Talladega


Weniger erfolgreich verlief das zweite Restrictor-Plate-Rennen des Jahres für Dale Earnhardt Jr. Der absolute Liebling in Reihen der zahlreich erschienenen Talladega-Zuschauer musste sich schließlich mit Platz 26 zufriedengeben. Anders als etwa Clint Bowyer hatte "Junior" seine geplante Schlussattacke zu spät angesetzt und wurde durch die späten Gelbphasen auf dem falschen Fuß erwischt. Immerhin blieb der Chevy SS von Earnhardt Jr. im Gegensatz zu denen seiner beiden Teamkollegen Johnson und Gordon heil.

In der Gesamtwertung konnte Gordon trotz Platz 39 seine Führung knapp vor Kenseth (37.) und Kyle Busch (12.) verteidigen. In Bezug auf die Setzliste für den Chase liegen nach wie vor die beiden zweifachen Saisonsieger Logano und Harvick vorn. Am kommenden Wochenende steht der Kansas Speedway auf dem Fahrplan der Sprint-Cup-Piloten. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird auf dem 1,5-Meilen-Oval zum ersten Mal unter Flutlicht gefahren.