Keselowski dominiert in Richmond - Chase-Feld komplett

Brad Keselowski fährt auf erdrückende Art und Weise seinen vierten Saisonsieg ein - Ryan Newman und Greg Biffle im Chase - Jimmie Johnson klappt zusammen

(Motorsport-Total.com) - Das Federated Auto Parts 400 in Richmond war ein ungewöhnliches NASCAR-Rennen. Ausgerechnet das entscheidende Rennen im Kampf um die letzten verbliebenen Chase-Plätze war auf dem eigentlich für seine Action und Dramatik bekannten Short-Track von gerade einmal vier Führungswechseln, langen Green-Flag-Runs und keinerlei Zwischenfällen auf der Strecke gekennzeichnet.

Titel-Bild zur News: Brad Keselowski

Totale Dominanz: Brad Keselowski führte 383 von 400 Runden an und siegte Zoom

Brad Keselowski (Penske-Ford) sicherte sich in überlegener Manier seinen vierten Saisonsieg. Von den 400 Runden, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf dem Richmond International Raceway auf dem Programm standen, führte der NASCAR-Champion des Jahres 2012 nicht weniger als 383 an - eine in dieser Form im Sprint-Cup äußerst seltene Überlegenheit.

"Es war einfach eine phänomenale Nacht. Das Auto war schnell und die Boxencrew wieselflink. Die hier erstmals eingesetzte, neue Reifenmischung kommt uns entgegen. Wir haben heute einfach alles richtig gemacht", strahlt Keselowski, der ganz nebenbei den 400. Penske-Sieg über alle Rennsportdisziplinen hinweg (NASCAR, IndyCar, Formel 1 und Langstrecke) sicherstellte.

Auch ein verzweifelter Fan kann Brad Keselowski nicht stoppen

Neben Keselowski gelang es in Richmond einem einzigen weiteren Fahrer, sich Führungsrunden gutschreiben zu lassen: Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet/5.) führte das Feld am Ende des ersten und am Ende des zweiten Green-Flag-Runs jeweils kurz an. Mehr als 17 Runden an der Spitze ließ Keselowski aber nicht zu.

Brad Keselowski

"I Wear My Sunglasses At Night": Brad Keselowski in der Victory Lane Zoom

Das ungewöhnlich ruhig verlaufene Rennen war von lediglich vier Gelbphasen gekennzeichnet: Die erste war eine im Vorfeld angekündigte Competition-Caution in Runde 50, um allen Teams die Möglichkeit zu geben, nach einem in der Nacht zuvor niedergegangenen Regenschauer den Abrieb der neuen Goodyear-Reifenmischung zu checken.

Die Gelbphasen zwei und drei wurden in den Runden 125 und 261 aufgrund von Kleinteilen auf der Strecke (Debris) ausgerufen. Gelbphase vier kam in Runde 331 aus Sicherheitsgründen heraus, weil es sich in Turn 4 einer der Zuschauer hoch oben auf dem Sicherheitszaun zwischen Tribüne und Rennstrecke bequem gemacht hatte...

Ryan Newman und Greg Biffle fixieren ihre Chase-Teilnahme

Keselowski, der sich im Qualifying die Pole-Position gesichert hatte, gelang es sowohl bei den Boxenstopps als auch bei den Restarts jedes Mal, die Führung entweder wieder von Harvick zu übernehmen oder direkt zu behaupten. Nach seinem nie gefährdeten und absolut überzeugend eingefahrenen vierten Saisonsieg geht der Penske-Pilot als alleiniger Tabellenführer ins erste von zehn Chase-Rennen am kommenden Sonntag auf dem Chicagoland Speedway.

Ryan Newman, Greg Biffle

Ryan Newman und Greg Biffle brachten ihre Chase-Plätze in trockene Tücher Zoom

Zu den 14 bereits vor Richmond feststehenden Chase-Teilnehmern haben sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag noch Ryan Newman (Childress-Chevrolet/9.) und Greg Biffle (Roush-Ford/19.) gesellt. Biffle, der mit zwei Runden Rückstand ins Ziel kam, musste im Kampf um den letzten Chase-Platz vor allem einen Gegner fürchten: Den zweimaligen Richmond-Sieger Clint Bowyer.

Weil sich Biffle trotz eines nie optimal liegenden Roush-Ford konstant in den Top 20 aufhielt, hätte Bowyer das Rennen gewinnen müssen, um sich seinerseits den 16. und letzten Chase-Platz zu sichern. Der Waltrip-Pilot schaffte es trotz starker Vorstellung nicht ganz. Er kam nach 400 Runden hinter dem bereits vorher sicher für den Chase qualifizierten Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet/2.) als Dritter ins Ziel.

Clint Bowyer verpasst den Chase um sieben Punkte

"Die 2 und die 24 (Keselowski und Gordon; Anm. d. Red.) sind im Grunde schon die gesamte Saison über eine Klasse für sich. Wir sind heute Dritter geworden, mehr war nicht drin", so Bowyer, der seine Nichtteilnahme an den Playoffs aber nicht am Richmond-Ergebnis festmacht.

Clint Bowyer, Jamie McMurray

Jamie McMurray (1) und Clint Bowyer (15) fuhren stark, für den Chase reichte es nicht Zoom

"Wenn man es schon in den Chase schafft, dann will man auch ernsthaft um den Titel mitfahren können. Ganz ehrlich, das können wir von uns derzeit nicht behaupten. Wir haben einen Haufen Arbeit vor uns", bemerkt der Waltrip-Pilot, nachdem er den Einzug um den Chase um sieben Punkte verpasst hat.

Ebenfalls stark unterwegs, aber ebenfalls auf den Richmond-Sieg angewiesen war Jamie McMurray. Der Ganassi-Pilot lag über weite Strecken des Rennens in den Top 5 und kam als Vierter auch in diesem Bereich ins Ziel. Genau wie im Falle von Bowyer war die bisher beste Platzierung in dieser Saison aber nicht genug, um im letzten Moment noch auf den Chase-Zug aufzuspringen.

Während der Chase-Traum für Bowyer und McMurray ebenso ausgeträumt ist wie für Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet/11.), Brian Vickers (Waltrip-Toyota/13.), Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet/15.), Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet/16.) und alle anderen Anwärter, die den Richmond-Sieg gebraucht hätten, darf Biffle nach zuletzt fünf Top-10-Platzierungen in Folge und diesmal Platz 19 tief durchatmen.


Fotos: NASCAR in Richmond


"Das war das schwierigste Rennen meines Lebens. Wir lagen mit dem Setup komplett daneben. Das galt nicht nur für mich, sondern auch für meine Teamkollegen Carl (Edwards/22.) und Ricky (Stenhouse/26.; Anm. d. Red.)", so Biffle. Mit dem Roush-Piloten freut sich Childress-Pilot Newman, der mit Platz neun nach konstanter Top-10-Fahrweise nie einen Zweifel an seinen (ohnehin bereits im Vorfeld sehr guten) Playoff-Chancen aufkommen ließ.

Jimmie Johnson: Blackout nach der Zieldurchfahrt

Der dank seiner zwei Saisonsiege schon vorher sicher im Chase stehende Harvick brachte nach seinen 17 Führungsrunden Platz fünf nach Hause. In der zweiten Rennhälfte lag der rote Stewart/Haas-Chevrolet mit der Startnummer 4 längst nicht mehr so gut wie noch zu Beginn. Die ebenfalls bereits im Vorfeld sicher für die Playoffs qualifizierten Joey Logano (Penske-Ford/6.), Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet/7.), Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet/8.) und Aric Almirola (Petty-Ford/10.) komplettierten die Top 10.

Johnsons einzige Schrecksekunde trug sich nach der Zieldurchfahrt zu: Kurz nach dem Aussteigen aus seinem dunkelblauen Hendrick-Chevy klappte der amtierende NASCAR-Champion kurz zusammen und wurde daraufhin sofort im Medical-Center der Strecke untersucht. Dort wurde Flüssigkeitsmangel als Ursache für den kurzen Blackout festgestellt. "Als ich aus dem Auto stieg, hatte ich Krämpfe. Ich setzte mich hin. Beim Versuch aufzustehen wurde mir schwindlig", so Johnson, nachdem er aus dem Medical-Center entlassen wurde.

Jimmie Johnson

NASCAR-Champion Jimmie Johnson musste nach dem Rennen ins Medical-Center Zoom

Der amtierende Vize-Champion Matt Kenseth erlebte ein Rennen zum Vergessen. Er setzte seinen Gibbs-Toyota in der ersten Rennhälfte in die Mauer und kam nach langer Reparaturphase mit 70 Runden Rückstand auf Platz 41 ins Ziel. Kenseth kann es verkraften, hatte er doch trotz der Tatsache, dass er noch immer ohne Saisonsieg dasteht, seinen Chase-Platz bereits vor dem Start des Richmond-Rennens sicher. Seiner konstanten Punktehamsterei in der Regular-Season sei Dank.

Das erste von zehn Chase-Rennen auf der Suche nach dem NASCAR-Champion 2014 findet am kommenden Wochenende auf dem vor den Toren von Chicago gelegenen 1,5-Meilen-Oval, dem Chicagoland Speedway, statt.