• 26.05.2008 08:31

  • von David Pergler

Kahne triumphiert beim Coca-Cola 600

Kasey Kahne hat sowohl das All-Star-Rennen und das Coca-Cola 600 gewonnen, nachdem ihm die Favoriten den Sieg auf dem Silbertablett gereicht haben

(Motorsport-Total.com) - Kasey Kahne heißt der Triumphator des diesjährigen Coca-Cola 600, nachdem er zuvor bereits das All-Star-Rennen in Charlotte für sich entscheiden konnte. Der Gillett-Evernham-Pilot ist damit der sechste Pilot in der NASCAR-Geschichte, dem dieses Kunststück gelungen ist. Dabei sah zunächst Tony Stewart wie der sichere Sieger aus, doch kurz vor Schluss ereilte "Smoke" in Führung liegend ein Reifenschaden.

Titel-Bild zur News: Kasey Kahne

Kasey Kahne gewann nach dem All-Star-Rennen auch das Coca-Cola 600

Das Feld wurde von Polesetter Kyle Busch in die ersten Runden geführt, hinter dem Toyota lieferten sich Greg Biffle und Kahne die üblichen Gefechte um Platz zwei, während sich von hinten unaufhaltsam Stewart nach vorne arbeitete. Der Nummer-20-Pilot fuhr aggressiv und schnell und es sah so aus, als solle das seine Nacht werden. Besonders mit Juan Pablo Montoya lieferte sich der Gibbs-Pilot ein heißes Duell, als der Kolumbianer seinen Kontrahenten weit nach innen drängte, "Smoke" es aber dennoch vorbei schaffte.#w1#

Vorne lief der Kampf um die Spitze: Busch führte souverän, Biffle zeigte sich stark und kämpfte gegen Brian Vickers im erneut starkem Red-Bull, dahinter Dale Earnhardt Jr. in Lauerstellung. Es hätte wieder einmal die Nacht des amerikanischen Volkshelden werden können, doch der Hendrick-Pilot kann sein Pech, welches ihn derzeit vom siegen abhält, einfach nicht abschütteln.

Red Bull wieder stark

Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt Jr. hatte in Charlotte Glück im Unglück und erreichte Platz fünf Zoom

Nachdem sich Biffle durch ein loses Heck von der Spitze verabschiedet hat, machte Vickers erfolgreich Jagd auf den Führenden: In Runde 34 kassierte der Red Bull den Tabellenleader und zeigte, dass auf dieser Strecke mit ihm zu rechnen sei. Doch seine Ambitionen sollten nicht lange anhalten: nachdem sich ein Rad am Toyota-Camry selbstständig gemacht hatte, verlor der Red-Bull-Pilot den Wagen und rutschte rückwärts in die Mauer.

Der herrenlose Reifen kullerte David Gilliland vor die Füße und knallte auf dessen Motorhaube. Diese klappte hoch und der Yates-Pilot musste im Blindflug die Box ansteuern. Earnhardt Jr., Kahne, Jeff Burton, Busch, Jimmie Johnson und Carl Edwards waren die bestimmenden Piloten der ersten 200 Runden. Von hinten hat sich "Smoke" bis in die Top 5 herangerobbt.

Zur Rennmitte rutschte Busch aus, fing den Wagen aber geschickt ab und blieb noch in der Führungsrunde. Das war sehr wichtig für den weiteren Verlauf seines Rennens. Nun schlug die Stunde von Earnhardt Jr. - immer wieder zeigte sich der Hendrick-Pilot auf Platz eins. Es warteten noch etwas mehr als 100 Umläufe auf die NASCAR-Helden und die Sensation lag in der Luft - würde heute die Stunde von "Junior" schlagen? Die Antwort lautet nein, es war wieder einmal Pech, das zuschlug.

"Junior" kann sein Pech einfach nicht abschütteln

Ein Reifenplatzer schickte den Führungsmann in die Wand - zu spät gesichtet von J.J. Yeley, der den Chevrolet von Earnhardt Jr. noch von hinten rammte. Somit war die achte Gelb-Phase des Tages eingeläutet. Doch trotz all dieses Beschädigungen rettete sich der Hendrick noch zu seinen Mechanikern - sein Rennen war noch nicht vorbei. So fiel die Führung Tony Stewart in den Schoß, der sich damit von Startplatz 31 bis an die Spitze gekämpft hatte.

Brian Vickers

Brian Vickers verlor erst einen Reifen, dann das Auto, dann das Rennen Zoom

Beim Restart kam es zu einem kleinen Drama: Blaney, Denny Hamlin, Martin Truex Jr. und Reed Sorenson gerieten aneinander und kreiselten vereint über die Piste. Das Rennen ging langsam ins Finale und nach einer weiteren Gelb-Phase meldeten nun auch Johnson und Busch Siegesambitionen an. Zumindest im Falle des amtierenden Champions wurde daraus nichts: 49 Runden vor Ende wurde der Kalifornier dank einem Defekt in seinem eigenem Cockpit eingenebelt und musste aufgeben.

Vorne beharkten sich Kahne, Busch und Stewart. Kahne ging auf Nummer sicher und legte wenige Runden vor Schluss noch einen Boxenstopp ein. Der Großteil des Feldes stellte sich zu einem kurzen Splash-and-Dash ein, wobei die Führung mehrmals zwischen unterschiedlichen Fahrern wechselte - völlig neue Gesichter tauchten in den Führungslisten auf. Die Frage, wer in dieser Nacht der Sieger sein würde, wurde spannend wie nie.

Stewart war der tragische Held in Charlotte

Nach den Boxenstopps hatte sich das Feld sortiert und vier Runden vor Ende lauteten die ersten Fünf Stewart, Kahne, Edwards, Biffle, Jeff Gordon und Earnhardt Jr., der seinen waidwunden Hendrick tatsächlich wieder Richtung Spitze manövriert hatte. Der Gibbs-Toyota hatte einen großen Vorsprung vor Kahne und sah wie der sichere Sieger aus. Es gab unter den Zuschauern wohl kaum jemanden, der dem "Man of the Race" nach seiner furiosen Aufholjagd von hinten nicht den Sieg gegönnt hätte.

Tony Stewart

Tony Stewart, der große Held und Pechvogel des Coca-Cola 600 Zoom

Doch dann die große Schrecksekunde: Ein Reifenplatzer vorne vernichtete all die harte Arbeit des Tages und "Smoke" humpelte an die Box. Damit fiel Kahne die Führung in den Schoß, der sie bis ins Ziel nicht mehr hergab. Weiter hinten erlebte auch Carl Edwards ein kleines Drama - der Tank des Ford Fusion war staubtrocken und so rollte der amtierende Nationwide-Champion hilflos dem Ziel entgegen und wurde von einem Konkurrenten nach dem anderen überholt.

Es war ein wildes Rennen, welches Earnhardt Jr. hätte gewinnen können, Stewart hätte gewinnen sollen und schlussendlich von Kahne gewonnen wurde: "Es war ein sehr spezielles Rennen und ein ganz besonderes Wochenende", strahlte der glückliche Sieger, der sich nach der Zieldurchfahrt die karierte Flagge abgeholt hatte.

"Man kann die tollsten Maschinen haben, man kann alle Leistung und Kraft der Welt haben, am Ende entscheidet in diesem Sport die menschliche Komponente", so ein stolzer Teambesitzer Ray Evernham. "Meinen Namen unter all den großen Namen zu sehen ist eine der umwerfendsten Sachen, die ich je im Rennsport geschafft habe", jubelte Kahne, der zugab, normalerweise im Ziel keine Chance mehr gegen Tony Stewart gehabt zu haben.