• 28.10.2007 23:33

  • von Pete Fink

Johnson siegt in Atlanta - Titelkampf auf Messers Schneide

Jimmie Johnson behielt in einem chaotischen Finale von Atlanta kühlen Kopf, und robbte sich mit seinem achten Saisonsieg dicht an die Tabellenspitze heran

(Motorsport-Total.com) - Ein altes Sprichwort lautet: Das Glück gehört dem Tüchtigen, und falls Jimmie Johnson dieser Satz geläufig sein sollte, dann wird er nach seinem achten Saisonsieg beim Pep Boys Auto 500 auf dem Atlanta Motor Speedway wohl nur ganz wenige Argumente gegen das Heranziehen dieser Phrase für den unglaublichen Zieleinlauf finden können.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson holte nach seinem achten Saisonsieg massiv an Boden auf

Denn sein Hendrick-Chevrolet war in Georgia in keinem Fall ein Auto, welches sich im Rennverlauf als Top-Favorit herauskristallisieren konnte, doch das große Pech der Konkurrenz und jede Menge Chaos brachten den Kalifornier plötzlich in eine Top-Ausgangslage, die dieser dann eiskalt - und eben mit einer großen Portion Glück - für sich nutzen konnte.#w1#

Sein Teamkollege Jeff Gordon gab als Grand Marshall das berühmte Kommando "Gentlemen, start your engines" via Bordfunk aus seinem Cockpit heraus, und die 125.000 Zuschauer unter dem strahlend blauen Südstaatenhimmel von Atlanta pfiffen den Kalifornier wohl zum ersten Mal in seinem Leben nicht aus.

Montoya mit frühem Rückschlag

David Stremme Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya und David Stremme erwischte es mit Reifenschäden Zoom

Juan Pablo Montoya löste nach 34 von 328 Runden mit einem saftigen Reifenplatzer die erste Gelbphase aus. Glück im Unglück hatte der Ganassi-Pilot insofern, weil sich sein Goodyear-Vorderreifen auf einer Geraden verabschiedete, und er somit einen Mauernkontakt vermeiden konnte.

An der Spitze brannte Kurt Busch ein schönes Anfangsfeuerwerk in seinem heute goldenen Penske-Dodge ab. Martin Truex Jr. hatte einen guten ersten Boxenstopp, und fuhr auf Rang zwei vor Johnson und Pole Setter Greg Biffle nach vorne. Hinter Kyle Busch folgten dann bereits Jeff Gordon und ein heute nur zu Beginn bärenstarker Tony Stewart.

Während ein zweiter Reifenplatzer Montoya weit zurückwarf, knallte Mark Martin mit voller Wucht in einen sich aufschaukelnden David Gilliland hinein, der wiederum zuvor ein Scharmützel mit Red-Bull-Pilot Brian Vickers hatte. NASCAR hatte nach dieser heftigen High-Speed-Kollision eine Menge Aufräumarbeiten zu erledigen, und holte die rote Flagge hervor.

Earnhardt Jr. hat 2007 einfach kein Glück

Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt Jr. hat in der Saison 2007 keinen Grund zur Freude Zoom

Derjenige, der sich nach dem Restart maßgeblich in Szene setzen konnte, war Dale Earnhardt Jr., der sich nach dem Mitnehmen der Boxeneingangsmarkierung zwischenzeitlich ganz am Ende des Feldes wiederfand, sich binnen weniger Umläufe jedoch wieder durch das komplette Feld pflügte, und nach 80 Runden Rang fünf einnahm. Der NASCAR-Publikumsliebling sollte später erneut zu einer der tragischen Figuren des Rennens werden.

Doch zunächst donnerte "Junior" in seinem typischen Stil ganz oben an der Mauer entlang, und brannte eine schnellste Runde nach der anderen in den Asphalt. Hinter Kurt Busch und Truex Jr. befand er sich nach 100 Runden schon auf Rang drei. Johnson und Gordon lagen auf fünf und sechs, Clint Bowyer kam unterdessen überhaupt nicht in Schwung und fuhr nicht in den Top 20.

Nach 95 Führungsrunden war beim nächsten Service das Kurt-Busch-Feuerwerk vorbei, denn eine widerspenstige Radmutter ließ den Penske-Piloten bis auf Rang acht zurückfallen. Auch Johnson verlor an der Box einige Positionen, so dass an der Spitze nun die beiden ultrastarken DEI-Chevys von Truex Jr. und Earnhardt Jr. lagen.

Stewart scheidet aus dem Titelrennen aus

Start Atlanta

Pole Setter Greg Biffle lag in Atlanta nur am Start in Führung Zoom

Doch "Junior" hatte erneut Pech, denn ein schleichender Plattfuß zwang ihn wieder an die Box und er verlor eine ganze Runde. Gleichzeitig schien auch Tony Stewart in argen Problemen zu sein, denn er fiel schnell von Rang sieben aus den Top 20 heraus.

Johnson und Gordon fuhren derweil gemütlich in den Top 10, und da auch Bowyer nach wie vor nicht in Schwung kam, lief in Sachen Titelentscheidung kurz vor Rennhalbzeit in Atlanta alles für die beiden Hendrick-Zwillinge. Der schwächelnde Stewart entschied sich zu einem frühen Stopp, bei dem hinten ein Spring-Rubber aus der Feder gezogen wurde. Zwischenzeitlich fiel der Joe-Gibbs-Pilot somit zwei Runden zurück.

Vorne kontollierte nach 148 Runden Truex Jr. vor den beiden Busch-Brüdern die Pace. Kasey Kahne, Denny Hamlin und die Roush-Ford-Fraktion von Matt Kenseth, Greg Biffle und Carl Edwards folgten, als ein Reifenschaden bei Teamkollege David Ragan Gelbphase Nummer sechs auslöste - das Worst-Case-Szenario für Stewart, der dadurch auf seinen zwei Runden Rückstand sitzenblieb.

Viel Hektik an den Boxen

Reed Sorenson

Über die Farbe mag man streiten, aber Reed Sorenson fuhr ein starkes Rennen Zoom

Kyle Busch und Clint Bowyer nahmen nun nur zwei neue Reifen mit, was den Hendrick-Piloten an die Spitze, und den dritten Titelkandidaten in die Top 5 brachte, während Dale Jr. mit dem Lucky-Dog wieder zurück in die Führungsrunde gelangte. Nach 190 Runden lag Truex Jr. in Front, während sein Teamkollege bereits wieder in den Top 10 auftauchte - DEI gab in Atlanta den Ton an.

Fünf Umläufe später verabschiedete sich Tony Stewart wohl endgültig aus dem Titelrennen 2007, als er ohne Öldruck erneut an die Box steuerte. Wieder gab es Gelb, und wieder löste ein Reifenschaden an einem Ganassi-Dodge die Caution aus - erst zweimal Montoya, nun zum zweiten Mal David Stremme.

Viel Hektik dann beim regulär gerechnet vorletzten Service: Kasey Kahne schob sich an die Spitze, während es hinter ihm ganz eng wurde. Kyle Busch, Jimmie Johnson und Jeff Burton rangelten wild an der Boxenausfahrt, derweil Truex Jr. und Kurt Busch einiges an Boden verloren.

Truex Jr. mit starker Vorstellung

Dale Earnhardt Jr. Martin Truex Jr.

Martin Truex Jr. (re.) hatte ähnliches Pech wie sein Teamkollege Dale Jr. Zoom

Zum wiederholten Mal erwischte Kahne keinen guten Restart und Kyle Busch schob sich nun in Führung. Auch Truex ging schnell an Kahne vorbei und Johnson als Vierter würde in der Gesamtwertung einen großen Sprung machen, denn Jeff Gordon trudelte derweil nur um Rang 15 herum.

Ein Motorschaden von Ryan Newman holte das Feld an die Box, und wieder drehte sich das Bild komplett: Truex Jr. vor Kurt und Kyle Busch, dann Kenseth, Johnson, Kahne, Earnhardt Jr. und Jeff Gordon. So lauteten die Top 8, und bei noch 57 zu fahrenden Runden, und einem Benzinfenster von etwa 55 Runden, deutete sich ein Spritdrama an.

Führungswechsel 45 Runden vor dem Ende, als Kyle Busch die Nase unten an Truex Jr. vorbei schob, und fünf Runden später kam der Konter des DEI-Piloten. Kenseth lag unterdessen auf Rang drei und positionierte sich in eine Lauerstellung hinter den beiden Duellanten.

Hamlin sorgt für großes Tohuwabohu

Denny Hamlin Tony Stewart

Rabenschwarzes Wochenende für Tony Stewart und Denny Hamlin... Zoom

Doch Kyle Busch rang Truex Jr. erneut nieder, während Kenseth bereits im Kofferraum des DEI-Piloten saß und 35 Umläufe vor dem Ende die zweite Position einnahm. Jetzt wurde an den Boxen fieberhaft gerechnet, denn sollte es unter Grün zu Ende gehen, würden einige Kandidaten noch zu einem Splash-and-Dash-Stopp kommen müssen.

Doch dann kam die langersehnte Gelbphase sieben Runden vor dem Ende, und wieder war auf einen Schlag alles anders: Denny Hamlin riskierte viel und blieb auf der Strecke, Johnson und Earnhardt Jr. folgten auf zwei und drei, während Jamie McMurray und Reed Sorenson mit nur zwei neuen Reifen weit nach vorne gespült wurden.

Riesenchaos dann beim Restart, als ausgerechnet der Führende Hamlin ohne Sprit nicht vom Fleck kam, und auf der Ziellinie Stehversuche machte, während sich hinter ihm ein Riesenstau bildete, dem ausgerechnet Truex Jr. zum Opfer fiel, weil er dem Joe-Gibbs-Auto voll in den Kofferraum knallte.

Johnson gewinnt - "Junior" in der Mauer

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson überquert unter gelber Flagge die Ziellinie von Atlanta Zoom

Das Atlanta-Finale wurde ein Green-White-Chequered-Krimi, denn plötzlich lag nun Jimmie Johnson in Front, der jedoch Carl Edwards und Dale Earnhardt Jr. im Genick sitzen hatte, die beide alles riskieren konnten, während der Hendrick-Pilot an seine Titelchancen denken musste.

Und "Junior" blieb sein beinahe beängstigendes 2007er Pech treu, denn beim Restart flog ihm sein linker Hinterreifen um die Ohren, und er schlug hart in die Mauer ein, wodurch der glückliche Jimmie Johnson unter Gelb seinen achten Saisonsieg nach Hause fahren konnte.

Carl Edwards und ein starker Reed Sorenson folgten auf den Plätzen zwei und drei, dahinter Matt Kenseth und Jeff Burton. Die beiden Titelkandidaten Clint Bowyer und Jeff Gordon landeten auf den Positionen sechs und sieben, vor Kurt Busch, Kasey Kahne und Red-Bull-Pilot Brian Vickers.

Der Titelkampf spitzt sich massiv zu

Jimmie Johnson Jeff Gordon

Jimmie Johnson und Jeff Gordon - einer der beiden wird es wohl werden Zoom

In der Gesamtwertung hatte das Endergebnis von Atlanta Konsequenzen, denn mit seinem zweiten Saisonsieg auf dem 1,5 Meilen Oval von Georgia machte Jimmie Johnson 44 Punkte gegenüber seinem Freund und Teamkollegen Jeff Gordon gut, und liegt bei noch drei ausstehenden Rennen nur noch neun winzige Punkte hinter dem Rainbow Warrior - eine hochdramatische Titelentscheidung steht ins Haus.

Man kann sich sicherlich darüber streiten, ob Clint Bowyer als Dritter bei einem Rückstand von 111 Punkten noch Meisterschaftschancen haben mag. Angesichts der Hendrick-Vorstellungen müsste in Texas, Phoenix oder Homestead schon einiges schief laufen, damit der Childress-Pilot noch einmal in entscheidende Schlagdistanz kommen könnte.

Ab Carl Edwards, der als Vierter nun 261 Punkte zurückliegt, dürften die Meisterschaftsträume realistisch gesehen wohl endgültig vorbei sein. Bitter vor allem für Tony Stewart, der mit seinem heutigen Horror-Rennen bis auf Rang sechs durchgereicht wurde.

Beide Red Bull in den Top 20

Brian Vickers

Brian Vickers sicherte seinem Red-Bull-Team ein Top-10-Ergebnis Zoom

Erfreulich erschien die Vorstellung von Reed Sorenson, der als einziger Ganassi-Dodge von Reifenproblemen verschont blieb, und der als Dritter deutlich aufzeigen konnte, was auch für Juan Pablo Montoya drin gewesen wäre, denn der Kolumbianer fuhr in Atlanta bereits im Frühjahrsrennen bis auf Rang fünf nach vorne.

Ebenso positiv waren die starken Leistungen der beiden Red-Bull-Piloten. Das einzige NASCAR-Team unter europäischer Führung brachte beide Fahrzeuge unter die Top 20. Brian Vickers als Zehnter und A.J. Allmendinger als 16. untermauerten die Aussage von Teamchef Günther Steiner, der immer wieder betonte, dass die Leistungen im Rennen oft stark waren, wenn die Bullen einmal die Qualifikation überstanden hatten.

In der kommenden Woche zieht der NASCAR-Tross nach Fort Worth, wo das Dickies 500 auf dem Texas Motor Speedway ansteht. Jimmie Johnson hatte hier im Frühjahr einen seiner ganz wenigen Ausrutscher, als er auf Position 38 gewertet wurde. Jeff Gordon war im April Vierter, während Jeff Burton hier sein bislang einziges Saisonrennen gewann.

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