• 22.08.2010 05:52

  • von Pete Fink

Historisch: Kyle Busch holt Triple - Montoya dreht Johnson um

Während Kyle Busch das historische Bristol-Triple holte, steht Jeff Gordon sicher im Chase - Juan Pablo Montoya räumt Jimmie Johnson ab

(Motorsport-Total.com) - Das Jubiläumsrennen fand ein wahrlich historisches Ende: Zum 100. Mal wurde auf dem Bristol Motor Speedway ein Sprint-Cup-Event ausgetragen, und zum ersten Mal in der über 60-jährigen NASCAR-Geschichte gelang es einem Piloten, alle drei Rennen an einem Wochenende zu gewinnen. Kyle Busch siegte nach der Truck- und der Nationwide-Serie in der Nacht von Samstag auf Sonntag auch im Sprint-Cup-Rennen!

Titel-Bild zur News: Kyle Busch

Kyle Busch feierte in Bristol sein historisches NASCAR-Triple

"Ich bin völlig außer Atem", jubelte der 25-Jährige in der Victory Lane. "Ich habe die letzten Runden vor Freude nur noch geschrieen!" Es war zudem ein überzeugender Erfolg. Nicht weniger als 285 der insgesamt 500 Runden lag der in silber und grün gehaltene Gibbs-Toyota mit der Startnummer 18 in Front. David Reutimann (Waltrip-Toyota; 2.) und Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 3.) hatten letztlich keine Chance gegen den besten aktuellen NASCAR-Allrounder.#w1#


Fotos: NASCAR in Bristol


Doch das mächtige NASCAR-Kolosseum sah noch einen zweiten Sieger: Clint Bowyer holte sich auf seiner Lieblingsstrecke einen starken vierten Platz und vergrößerte damit seinen Vorsprung in der Gesamtwertung massiv. Der Childress-Pilot liegt nach wie vor auf Position zwölf, was ihm den Einzug in den Chase sichern würde, hat zwei Rennen vor der Zwischenbilanz jedoch nunmehr ein sattes Polster von 100 Punkten.

Wie immer gab es in Bristol auch einige Pechvögel - allen voran Polesitter Jimmie Johnson, der die ersten 175 Runden in Front lag. Bei einem Restart in Runde 263 wurde der Hendrick-Pilot im Kampf um Platz zwei von Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) umgedreht. Eine äußerst kontroverse Rennsituation, die Johnson auf Rang 35 enden ließ. Montoya brachte einen siebten Platz nach Hause.

Kyle Busch und Clint Bowyer die großen Bristol-Sieger

Kyle Busch, Jimmie Johnson

Kyle Busch schnappt sich die Führung von Jimmie Johnson Zoom

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Kyle Busch von seinem Startplatz 19 aus bereits an die Spitze gekämpft. Sein ärgster Verfolger hieß McMurray, der zu Beginn gleich zwei kleinere Zwischenfälle in der Box zu überstehen hatte. Doch der bärenstarke Earnhardt/Ganassi-Chevy flog aus dem Mittelfeld heraus an Kyle Busch heran und schnappte sich in Runde 389 sogar die Führung.

Mangels Gelbphasen kam es 84 Umläufe vor dem Ende zu einer Serie von Green-Flag-Stopps. Der drittplatzierte Reutimann kam als Erster an die Box und sicherte sich auf diese Weise die Spitzenposition. Auf dem Weg zur Tankstelle kassierte Kyle Busch seinen Kontrahenten McMurray und machte sich anschließend sofort auf die Verfolgung Reutimanns.

Der an den Nachwirkungen einer Lebensmittelvergiftung leidende Waltrip-Pilot wehrte sich zwar mit aller Macht gegen die diversen Busch-Attacken, doch 72 Runden vor Schluss war es um Reutimann geschehen: Sein Waltrip-Toyota kam leicht ins Rutschen, der Markenkollege zog innen vorbei. McMurray war dahinter nicht mehr in der Lage, seinerseits einen Angriff zu setzen: "Mit dem letzten Satz Reifen stimmte die Balance nicht mehr", schilderte McMurray. "Ich hatte plötzlich Untersteuern, der Speed war weg."

Trotzdem übernahm der EGR-Pilot Gesamtrang 13 und ist nun der erste Verfolger von Clint Bowyer: "Ich weiß nicht, ob man 100 Punkte in zwei Rennen aufholen kann", sinnierte McMurray. "Aber es kann viel passieren." Bowyer sah die Sache ähnlich: "Wir sind die, die unter Druck stehen. Klar sind 100 Punkte Distanz viel besser als 35. Aber es gibt nicht nur Jamie, auch Mark Martin und Ryan Newman sind noch mitten im Spiel."

Jeff Gordon als zweiter Pilot sicher im Chase

Jimmie Johnson

DIe Hendrick-Crew bearbeitet den Schaden von Jimmie Johnson Zoom

Stewart/Haas-Pilot Newman holte sich in Bristol einen grundsoliden sechsten Platz und liegt in der Gesamtwertung mit 118 Punkten Rückstand auf Platz 15. NASCAR-Oldie Mark Martin wurden beim Irwin Tools Night Race zwei Runden aufgebrummt. Als 23. von Bristol hat der Hendrick-Pilot nunmehr einen Rückstand von 101 Punkten gegenüber Bowyer. Die Entscheidung fällt in Atlanta und Richmond.

Vielleicht kann dann auch noch Kasey Kahne eingreifen. Der Petty-Pilot kam als guter Fünfter ins Ziel und hat jetzt 136 Punkte Rückstand auf Bowyer. Sicher im Chase steht übrigens nun auch Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet), der in Bristol als Elfter gewertet wurde. Sprint-Cup-Tabellenführer Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) war bereits nach Michigan qualifiziert, er blieb als 14. weitgehend blass.

Neben Montoya-Opfer Johnson (35.) gab es noch zwei weitere große Bristol-Verlierer. Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) erlebte gleich zwei Fremdkontakte und fiel von einem frühen zweiten Platz bis auf Position 27 zurück. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 34.) erlitt technische Probleme an seiner Antriebswelle und verlor insgesamt 27 Runden auf den Sieger.

Mit Greg Biffle (Roush-Ford; 8.), Kurt Busch (Penske-Dodge; 9.), Matt Kenseth (Roush-Ford; 10.) und Carl Edwards (Roush-Ford; 12.) hielten sich vier weitere Chase-Kandidaten weitgehend schadlos. Überhaupt entpuppten sich die 500 Runden von Bristol als weit weniger spektakulär als das Nationwide-Rennen am Tag zuvor, wovon lediglich sieben Gelbphasen und 39 Caution-Runden zeugen.

Erst Pfiffe, dann viel Respekt

Kyle Busch, David Reutimann

David Reutimann hatte im Bristol-Finale keine Chance gegen Kyle Busch Zoom

Mit 155.000 Zuschauern war das NASCAR-Kolosseum auch nicht ganz ausverkauft, was die Fans nicht daran hinderte, den späteren Sieger bei der Fahrerpräsentation kräftig auszubuhen. Während Kyle Busch mit Sarkasmus ("Ihr seid wieder besonders liebevoll!") reagierte, fand sein Nationwide-Kontrahent Brad Keselowski deutliche Worte: "Kyle Busch ist ein Arsch", verlautbarte der Penske-Pilot via Streckenlautsprecher.

Aber: Als Kyle Busch die Zielflagge sah, kam es in Bristol nicht mehr zu einem Pfeifkonzert, schließlich hatte der Gibbs-Pilot gerade eine historische Leistung vollbracht. Das respektierten offenbar auch die Fans, denn obwohl der Mann aus Las Vegas in diesem NASCAR-Leben wohl nicht mehr zu einem Publikumsliebling werden wird, steht sein fahrerisches Vermögen weit jenseits allen Zweifels.

Zudem bekam der Bristol-Sieger für seinen dritten Saisonsieg zehn wichtige Bonuspunkte mit auf den Playoff-Weg. Mit insgesamt 30 Zusatzzählern liegt Kyle Busch nun gleichauf mit Kevin Harvick, Jimmie Johnson und Denny Hamlin haben zum Chase-Start derzeit jeweils 50 Bonuspunkte sicher.

Kommendes Wochenende legt der Sprint-Cup die letzte Pause in der laufenden Saison 2010 ein. Anschließend wird in Atlanta und Richmond über die endgültige Playoff-Besetzung entschieden, danach ist das Titelrennen wieder völlig offen. Sicher ist derzeit lediglich, dass ab dem 13. September nur noch zwölf Piloten eine Meisterschaftschance haben werden. Bristol-Triumphator Kyle Busch wird dazugehören.