• 28.07.2012 22:00

  • von Pete Fink

Hamlin zaubert sich auf die Indy-Pole

Denny Hamlin knallte in der Qualifikation von Indianapolis eine wahre Fabelrunde in den Asphalt und deklassierte die versammelte Konkurrenz - Carl Edwards Zweiter

(Motorsport-Total.com) - In den Freien Trainings war Denny Hamlin noch überhaupt nicht zufrieden mit dem Handling seines Gibbs-Toyotas. Nach der Qualifikation zum Crown Royal presents the Curtiss Shaver 400 at the Brickyard auf dem Indianapolis Motor Speedway hat sich diese Ausgangslage entscheidend geändert: Mit einer wahren Fabelrunde von 49.244 Sekunden zauberte sich der 31-jährige Vizechampion der Sprint-Cup-Saison 2010 auf seine erste Indy-Pole.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Bombenrunde: Denny Hamlin ist der Polesetter von Indianapolis

Hamlin war damit um über zwei Zehntelsekunden (!) schneller als sein schärftster Verfolger Carl Edwards (Roush-Ford; 49.455). Kein Wunder, dass der Mann aus dem US-Bundesstaat Virginia über beide Backen strahlte und eine deutliche Kampfansage ausgab: "Das ist ein toller Tag für unser Team. Wir waren hier schon einige Male dicht dran, aber an diesem Wochenende haben wir ein richtig gutes Rennauto."


Fotos: NASCAR in Indianapolis


"Normalerweise gilt: Wenn wir uns gut qualifizieren, dann haben wir auch ein gutes Rennen", weiß Hamlin. "Insofern gehe ich mit großer Zuversicht in das Indy-Rennen." Aber: Noch nie konnte ein Toyota-Pilot in Indianapolis gewinnen. Auch der letzte Ford-Erfolg liegt aufgrund der Chevy-Dominanz der letzten Jahre weit zurück. Edwards - mit neuem Crewchief Chad Norris für den aus gesundheitlichen Gründen kürzer tretenden Bob Osborne - will dies am Sonntag (ab 19:15 Uhr MESZ) ändern.

"Wir hatten ein wenig Glück, weil vor unserer Runde ein paar Wolken über die Strecke zogen", gestand Edwards, der als Gesamtelfter in Sachen Chase-Qualifikation dringend einen Sieg benötigt. Das mächtige 2,5 Meilen-Oval mit seinen vier Linkskurven gilt als extrem temperaturempfindlich: Je wärmer der Asphalt, desto rutschiger und weniger Grip. Daher hatten vielleicht ein paar Piloten den Vorteil, früh auf die Strecke zu gehen.

Johnson mit 'Big-Moment'

Allen voran Joey Logano (Gibbs-Toyota; 49.517; 3.) und Aric Almirola im schnellsten Petty-Ford (49.538; 4.). Beide gingen als Elfter und Zwölfter direkt hintereinander ins Einzelzeitfahren und hielten sich - recht überraschend - lange Zeit an der Spitze. Nur Hamlin und Edwards waren später in der Lage, dieses Duo aus Startreihe eins zu verdrängen.

Selbst Greg Biffle (Roush-Ford; 49.578; 5.), der Schnellste der Happy-Hour und Jimmie Johnson im besten Hendrick-Chevy (49.626; 6.) scheiterten. Johnson hatte dabei ein stark übersteuerndes Fahrzeug, "das mir ausgangs Turn 4 eine große Schrecksekunde einbrachte." Das nervöse Heck der Startnummer 48 wollte ausbrechen und Johnson musste all seine Fahrkünste in die Waagschale werfen, um Schlimmeres zu verhindern.

Auch Kyle Busch im dritten Gibbs-Toyota musste recht früh auf die Strecke und belegte in 49.711 Sekunden am Ende Rang sieben. Achtbar schlug sich Indy-Vorjahressieger Paul Menard (Childress-Chevy) als Achter vor den beiden NASCAR-Schwergewichten Jeff Gordon (Hendrick-Chevy; 9.) und Tabellenführer Matt Kenseth (Roush-Ford), der sich trotz eines leichten Mauerkontaktes Startplatz zehn sicherte.

Juan Pablo Montoya lamentierte in seinem widerborstigen Earnhardt/Ganassi-Chervolet "abwechselnd unter- und übersteuern." Seine Runde von 49,857 Sekunden war am Ende gut genug für Startplatz 12 - unter diesen Bedingungen durchaus eine zufrieden stellende Leistung für den Kolumbianer. "Irgendwann wird der Knoten aufgehen", orakelte Montoya. "Aber bis dahin ist es ein harter Weg."

Kahne und Stewart enttäuschen

Enttäuschend zeigte sich Kasey Kahne, der nach seiner deutlichen Bestzeit aus Session eins als Letzter ins Einzelzeitfahren ging. Kahne blieb in 49.876 Sekunden viel zu signifikant über seiner früheren Marke von 49.563 Sekunden und landete letztlich nur auf Startplatz 15. Sein Hendrick-Teamkollege Dale Earnhardt Jr. musste sich mit Rang 20 zufrieden geben.

Die berühmt-berüchtigte Track-Position ist auf der flachen Strecke am Sonntag extrem wichtig, umso ärgerlicher wird Brad Keselowski sein, der seinen Penske-Dodge nach einem Beinaheabflug in Kurve eins nur als 22. in die Startaufstellung brachte. Kevin Harvick (Childress-Chevy) hat als 27. einen noch weiteren Weg an die Spitze.

Auch NASCAR-Champion und Lokalmatador Tony Stewart erwartet für das Rennen einen "schwierigen Tag", nachdem er in den beiden Freien Trainings nie zurechtkam und im Einzelzeitfahren mit einer Zeit von 50.318 Sekunden nur 28. wurde. Die schlechteste Ausganglage der Big-Boys besitzt jedoch Clint Bowyer, der in seinem Waltrip-Toyota gar nur auf Platz 33 gewertet wurde.

Die deutschen NASCAR-Fans können sich freuen: 'Motorvision TV' überträgt die 160-Rundenschlacht von Indianapolis am Sonntagabend live ab 18:00 Uhr MESZ. Erstmals gibt es dabei die volle Vorberichterstattung der US-amerikanischen TV-Kollegen zu sehen, der eigentliche Rennstart ist für 19:15 Uhr MESZ geplant. Am Mikrofon sitzen Stefan Heinrich und Pete Fink.