• 04.05.2008 05:37

  • von Stefan Hausmann

Hamlin und Kyle Busch als Brüder im Geiste

In der Woche vor seinem Heimrennen stellte sich Hamlin den Fragen der Presse und äußerte sich ausführlich zu seinen Teamkollegen bei Joe Gibbs Racing

(Motorsport-Total.com) - Joe Gibbs Racing macht in diesen Wochen Furore in mehrfacher Hinsicht. Die öffentlich diskutierten Abwanderungsabsichten von Tony Stewart bringen Unruhe ins Team. Davon jedoch lassen sich Stewarts junge Teamkollegen Kyle Busch und Denny Hamlin zumindest sportlich nicht verunsichern.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Für Denny Hamlin läuft es momentan in der NASCAR wie am Schnürchen

Das erste Rennen 2008 in Hamlins Heimatstaat Virginia gewann er Ende März. Nun steht das zweite Rennen auf einem kurzen Oval in Richmond an. "Es ist wirklich etwas Besonderes, gerade Richmond und kurz dahinter auch Martinsville. Ich habe auf diesen Kursen mehr Erfahrung als irgendwo anders. Richmond ist ja praktisch meine Heimatstadt, 15 Minuten von zu Hause. Und so werden eine Menge Freunde und Familienmitglieder an diesem Wochenende da sein. Jeder weiß, dass das hier mein Indy ist, ich denke das kann ich sagen, zumindest wenn ich an Tony Stewart denke."#w1#

Vor der Saison wurde spekuliert, dass der Umgang innerhalb des Gibbs-Teams mit drei emotionalen Charakteren als Fahrer turbulent werden könnte. Aber gerade der Umgang der beiden jungen Piloten miteinander scheint bisher unproblematisch: "Selbst bevor Kyle und ich Teamkollegen wurden, hatten wir eine gute Beziehung - auch außerhalb der Rennstrecke. Er ist der erste Mensch, der an mein Auto kommt und fragt, wie mein Auto geht. Tony tut das nicht. Gehst du zu Tony, dann gibt er dir jede Unterstützung. Aber Kyle ist der, der die Initiative ergreift. Das ist gut, weil ich eben häufig auch nicht der bin, der beginnt zu erzählen."

Weil beide Fahrer, Busch und Hamlin, aber in der identischen Phase ihrer Karriere sind, orientieren sie sich aneinander: "Wir kamen nur ein Jahr voneinander getrennt in diesen Sport. Es verbindet uns viel, weil wir die gleichen Erfahrungen machen und durch dieselben Dinge gehen. Wir sind im exakt gleichen Lebensabschnitt. Ja, Kyle ist ein Mensch, mit dem ich viel teile."

So sieht Hamlin auch nichts Überraschendes an seinem Teamkollegen in den ersten Monaten der Zusammenarbeit: "Unser Material ist sehr, sehr gut dieses Jahr. Wir haben definitiv hart gearbeitet, um den Übergang von den Chevrolets zu den Toyotas so unproblematisch wie möglich hinzubekommen. Und das hat doch hervorragend funktioniert. Mit Kyle zusammen klappt das in der ersten Phase der Saison gut. Wir wussten, dass er etwas zu beweisen hatte, nachdem er Hendrick verlassen hat. Er ist sehr entschlossen und wir tun unser Bestes, um mit den Hendrick-Jungs mitzuhalten. Und Kyle wird uns helfen, schneller und besser zu werden. Bisher hat es funktioniert."

Zu den Plänen seines anderen Teamkollegen, Tony Stewart, weiß Hamlin auch nicht mehr als die Öffentlichkeit: "Wir haben auch nicht viel gehört. J.D. (Gibbs, Teampräsident und Sohn des Gründers Joe Gibbs; Anm. d. Red.) hat uns genau das erzählt, was er allen Leuten erzählt hat. Sie möchten gerne, dass Tony Stewart bei Joe Gibbs Racing in Rente geht. Wenn er sich dafür entscheiden könnte, wäre es großartig. Ich denke auch, dass Tony hier glücklich ist. Aber er möchte natürlich allen Anbietern zuhören, denn wenn jemand mit einer wirklich extravaganten Möglichkeit vorbeikommt, dann muss man eben gut nachdenken. Er hat eine hervorragende Beziehung zu Home Depot (seinem Sponsor; Anm. d. Red.) und es müsste etwas Großes passieren, wenn er uns verlassen sollte."

Was bewegt Stewart überhaupt bei seinen öffentlichen Überlegungen? Hamlin denkt, dass Stewart bereits an die Zeit nach seiner Karriere denkt: "Seine Zukunft bewegt ihn. Er wird mit 45 Jahren keine Sprint-Cup-Rennen mehr fahren wollen. Ich denke, dass er nun alles geklärt haben möchte für einen letzten guten Deal. Der muss seinen Lebensstil unterstützen. Dafür muss er auch nach seiner Karriere Geld verdienen, ob als Teambesitzer oder Rennstreckenbesitzer. Er selbst wird nach seiner Karriere sicher wieder auf Shorttracks Rennen fahren, da bin ich sicher."

Hamlin glaubt auch nicht, dass dieses Thema nun ein Dauerbrenner bei Joe Gibbs Racing werden wird. Das Teammanagement hätte sicher einen Zeitplan, so Hamlin, und will vermeiden, dass 2008 nur ein Jahr voller Gerüchte und Dementis wird. Die Balance im Team ist wichtig - und die sieht der Fahrer des Toyotas mit der Startnummer 11 gegeben.

"Wichtig ist die Balance. Wenn man auf das Team schaut, dann sagt man: Tony Stewart ist der Teamleader - sei es weil er am längsten hier ist oder weil er die meisten Rennen und Meisterschaften gewonnen hat. Wie auch immer, aber jedes Team hat einen Leader. Auch wenn andere Teammitglieder zeitweise bessere Resultate abliefern, dann gibt es eben langfristig doch den, der die etwas bessere Leistung bringt. Dieser Leader, das ist Tony für uns. Ich spiele jede Rolle, die mir zugedacht wird." Hamlin sieht aber auch, dass es derzeit einfach darum geht, Rennen zu gewinnen. Stewart gibt den jungen Fahrern zwar Führung, aber jeder Fahrer muss mit seiner eigenen Leistung überzeugen.

Zieht die Diskussion um Stewart und der vielbeachtete Start von Kyle Busch in das Jahr 2008 Aufmerksamkeit von dem Team mit der Startnummer 11 ab? Hamlin verneint das, für ihn ist das zusätzliche Motivation: "Wenn wir nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die wir verdient hätten, dann motiviert mich das zusätzlich. Kyle hat ein paar Rennen gewonnen, wir haben ein Rennen gewonnen und waren in den letzten fünf Läufen das heißeste Team, wir waren immer in den Top 6. Damit kann ich leben. Schreibt über andere, dann können wir fokussiert und konzentriert bleiben. Mir geht es also gut, wenn ich mich zurücklehnen und einfach meinen Job machen kann."

"Ich bin sicherlich der Fahrer im Team, der am wenigsten öffentlich spricht. Es ist wie bei meinem Crewchief: Er ist unsichtbar und ich bin ruhig. Das mag jetzt reserviert klingen, aber wir sind so konzentriert darauf, wettbewerbsfähig zu sein - es interessiert uns nicht, ob da Vertragsverhandlungen laufen oder ein Kollege Rennen gewinnt. Wir machen unseren Job und kennen unsere Ziele. Und wir erreichen unsere Ziele derzeit", so Hamlin.

Das Image des jungen Wilden passt sicherlich zu Hamlin, er stellt sich nun aber auch einer sozialen Verantwortung außerhalb der Rennstrecke: "Kyle Busch, Curtis Markham und ich werden am Donnerstag auf dem Southside Speedway in Richmond die Denny-Hamlin-Foundation starten. Wir machen es uns zur Aufgabe, Menschen mit zystischer Fibrose, einer Stoffwechselerkrankung, zu helfen. Mein Cousin hat diese Krankheit und dank medizinischer Versorgung geht es ihm gut. Ich freue mich, dass wir diese Stiftung gegründet haben."