• 26.08.2012 05:06

  • von Pete Fink

Neues, altes Bristol: Hamlin gewinnt die Schlacht

Das alte Bristol ist zurück: Denny Hamlin gewinnt im NASCAR-Kolosseum einen Short-Track-Klassiker - Johnson, Biffle und Earnhardt sicher im Chase 2012

(Motorsport-Total.com) - Das Wichtigste zuerst, denn nach dem Irwin Tools Night Race auf dem Bristol Motor Speedway steht eines fest: Das NASCAR-Kolosseum ist wieder da. Und wie! Die Umbaumaßnahmen der vergangenen Wochen und Monate haben gefruchtet, das Saturday-Night-Race sorgte für Kaltverformungen, Emotionen und jede Menge Strategien. Kurz gesagt: Für einen extrem turbulenten Rennverlauf, an dessen Ende Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) sein drittes Saisonrennen gewann.

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin gewinnt nach Phoenix und Kansas sein drittes Saisonrennen Zoom

"Das ist ein ganz großer Sieg, denn das hier ist immerhin das Night-Race von Bristol", jubelte der 31-jährige Vize-Champion der Saison 2010. "Es ist schon eine Zeitlang her, dass wir in Bristol so gut ausgesehen haben." In der Tat: Auf dem Halbmeilen-Oval an der Staatsgrenze von Tennessee und Virginia gelang Hamlin bislang nur ein zweiter Platz (März 2009). "Heute hat mein Crewchief Darian Grubb ein anderes Setup gebracht, unser Auto war von Beginn an stark."


Fotos: NASCAR in Bristol


Und eben auch am Ende, denn nachdem sich Hamlin in Runde 461 am zu diesem Zeitpunkt führenden Carl Edwards vorbeigekämpft hatte, war der schwarze Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 nicht mehr aufzuhalten. Edwards war allerdings auf einer völlig anderen Boxenstrategie unterwegs, hatte wesentlich ältere Reifen aufgeschnallt als seine unmittelbare Konkurrenz und pokerte auch mit dem Sprit. Im Alles-Oder-Nichts-Kampf um den so dringend benötigten Saisonsieg war der Roush-Pilot einer der vielen Bristol-Verlierer: Fünf Runden vor dem Ende rollte sein Ford Fusion ohne Benzin aus - nur Platz 22 für Edwards.

Ganz im Gegensatz zu Jimmie Johnson (2.), der sich von Startplatz 37 aus wieder einmal durch das gesamte Feld gearbeitet hatte. "Dieses Rennen haben wir im Training verloren, wo gar nichts funktioniert hat", urteilte der Hendrick-Pilot. "So bekamen wir einen ganz schlechten Boxenplatz und mussten immer wieder hart um unsere Track-Position kämpfen." Trotzdem gelangen Johnson 50 Führungsrunden und sein zweiter Platz sorgte dafür, dass der fünffache NASCAR-Champion nun bombensicher im Chase 2012 steht.

Stewart bewirft Kenseth mit seinem Helm

Tony Stewart Matt Kenseth

Gleich kracht es: Tony Stewart (li.) im Kampf gegen Matt Kenseth Zoom

Auch Jeff Gordon (3.) - in ungewohnter hellblauer Lackierung - hielt sich über weite Strecken schadlos und kassierte nur einen leichten Streifschuss an der Bristol-Mauer. Im Schlepptau von Hamlin und seinem Hendrick-Zwilling Johnson kämpfte sich der Pechvogel der laufenden Saison nach den 500 spektakulären Bristol-Runden immerhin auf Rang 3 ins Ziel. Vielleicht zuwenig im Kampf um den Chase, aber seine Playoff-Chancen sind zumindest noch intakt.

Und spektakulär war die Bristol-Nacht mit Sicherheit. Den Höhepunkt lieferten Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet; 27.) und Matt Kenseth (Roush-Ford; 25.). Bei insgesamt 13 Gelbphasen, einer bunt durcheinander gewürfelten Startaufstellung nach Regen in der Qualifikation am Freitag und in Folge dessen von Beginn an diversen Strategiespielen wechselten die Spitzenpositionen ständig. In Runde 332 lautete das Duell ganz vorne Stewart gegen Kenseth.

Der Roush-Pilot auf der Innenbahn und "Smoke" auf der Außenbahn tauschten in herzerfrischender Manier ihre Lackierungen aus, was dazu führte, dass beide auf der Start-/Zielgerade quer daherkamen und crashten. Stewart war darüber so erbost, dass er am Ende der Boxengasse auf Kenseth wartete und diesem seinen Helm auf die Motorhaube feuerte. Bristol und die durchdrehenden Emotionen der Piloten - im August 2012 war auch dies wieder zurück.

Stewart/Haas Racing erlebte geschlossen einen Samstag zum Vergessen. Einer der ganz großen Bristol-Verlierer war Ryan Newman, der sich kurz vor Halbzeit mit einem schleichenden Plattfuß an seinem Stewart/Haas-Chevrolet herumschlug und in Runde 191 schließlich wieder einmal mit Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet; 13.) aneinander geriet. Newman wurde nach einem Mauerkuss folgerichtig nur auf Platz 36 gewertet und verlor daher seine Wild-Card-Position.

Johnson, Biffle und Earnhardt sicher im Chase

Danica Patrick

Stinksauer: Danica Patrick zeigt Regan Smith ihren Unmut deutlich Zoom

Danica Patrick (29.) bot - wie bereits im Nationwide-Rennen am Freitag - eine respektable Vorstellung. Die 31-Jährige hielt sich über 400 Umläufe lang in der Führungsrunde, bis ihr giftgrüner Stewart/Haas-Chevy mit der Startnummer 10 in Runde 434 von Regan Smith (Furniture-Row-Chevy; 16.) aufs Korn genommen wurde. Im Gegensatz zu ihrem Boss Stewart warf sie zwar nicht mit ihrem Helm um sich, aber Übeltäter Smith wurde mit einer deutlichen Geste auf seinen vermeintlichen Fauxpas aufmerksam gemacht.

Auch Roger Penske brachte keinen seiner beiden Dodge Charger heil durch die 500 Rundenschlacht im NASCAR-Kolosseum: Allmendinger-Ersatzmann Sam Hornish Jr. (34.) musste nach zwei Mauerkontakten früh die Segel streichen, sein Teamkollege Brad Keselowski (30.) krachte in Runde 271 in die Streckenbegrenzung. Trotzdem stehen Keselowskis Chase-Chancen (7.) nach wie vor sehr gut.

Gleiches gilt auch für Greg Biffle (Roush-Ford; 19.) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet; 12.). Keiner der beiden erlebte einen problemfreien Short-Track-Abend mit Mauerküssen, verbogener Spur und Boxenstrafen. Doch neben Johnson stehen damit auch Biffle und Earnhardt sicher im Chase. "Es war ein harter Tag", lautete das kurze Biffle-Fazit, während sich Earnhardt wieder einmal über "ein schnelles Auto" freuen durfte. "Leider haben wir es an der Box vermasselt und konnten die nötige Track-Position nicht mehr holen."

Rang vier ging an einen erneut starken Brian Vickers, der im Waltrip-Toyota von Mark Martin Platz nahm. Auch Vickers war in der Schlussphase in den Spitzenkampf Edwards/Hamlin involviert, ging aber zuviel Risiko und fiel entscheidend zurück. Marcos Ambrose (Petty) hielt sich hingegen aus allen Scharmützeln heraus und wurde am Ende als mit Abstand bester Ford-Pilot und Rang fünf belohnt.

Sechs Toyotas in den Top 11

Ryan Newman

Ryan Newman und sein Crash: Die Wild-Card ist zunächst dahin Zoom

Kasey Kahne verlor alle Siegchancen, als sein Hendrick-Chevy in Runde 148 in Führung liegend auf dem Öl von David Ragan (Front-Row-Ford) ausrutschte. Kahne berappelte sich zwar noch einmal, aber mehr als Rang neun war nicht mehr möglich. Trotzdem hält er durch seine beiden Saisonsiege nach wie vor die Wild-Card-Nummer eins in Händen. Die zweite Extra-Karte für die Playoffs besitzt nach Newmans frühem Ausfall nun Kyle Busch, der seinen Gibbs-Toyota in Bristol trotz massiver Handlingsprobleme und einer Durchfahrtsstrafe auf Rang sechs ins Ziel brachte.

Nationwide-Sieger Joey Logano diktierte vor allem die Anfangsphase von Bristol und holte sich dabei stattliche 139 Führungsrunden ab. Trotzdem war er im Finale kein ernsthafter Gegner für Hamlin, Johnson und Co. und musste sich mit Platz sieben zufrieden geben. Clint Bowyer (Waltrip) behielt im so turbulenten Bristol-Rennen immer den Überblick und fuhr als fünfter Toyota-Pilot (!) auf Rang acht grundsolide in die Top 10.

Eigentlich wäre auch für Martin Truex Jr. (Waltrip) ein wesentlich besseres Resultat als Platz 11 möglich gewesen. Doch Truex wurde wieder einmal das Opfer der diversen Strategien, was den Toyota Camry in der Schlussphase aus der Spitzengruppe zurückfallen ließ. Trotzdem machte Truex einen großen Schritt in Richtung Chase, denn er ist jetzt neuer Gesamtfünfter einen Platz vor Teamkollege Bowyer. Das bedeutet: Zwei Waltrip-Toyotas könnten tatsächlich die Playoffs schaffen.

Chase-Qualifikation weiter spannend

Der Überraschungspolesitter Casey Mears hielt sich immerhin 28 Runden lang in Front, doch für seinen Germain-Ford war nach einem Mauerkuss am Ende nicht mehr als Rang 21 möglich. Logano, später Kahne, Earnhardt, Hamlin, das Ford-Duo Biffle und Kenseth, Jimmie Johnson, Stewart, wieder Logano und Biffle, Truex, erneut Hamlin, dann Edwards und schließlich Hamlin zum Dritten - die Bristol-Führung wechselte häufig, auch aufgrund unterschiedlichster Boxenstrategien.


Der Helmwurf: Tony Stewart gegen Matt Kenseth

Das Fazit: Unter dem Strich dürften die Top 8 der aktuellen Gesamtwertung relativ sicher im Chase stehen. Kevin Harvick (Childress-Chevy; 9.) konnte mit neuem, altem Crewchief Gil Martin und Rang 15 seinen Negativtrend nicht stoppen und fuhr damit zum siebten Mal in Folge nicht in die Top 10. Champion Stewart muss als Gesamtzehnter nicht zittern, denn seine drei Saisonsiege von Las Vegas, Fontana und Daytona sollten in jedem Fall für eine Wild-Card reichen.

Ähnliches gilt für Kasey Kahne auf Gesamtplatz 11, der nur noch 16 Zähler hinter Stewart liegt. Wird Kahne tatsächlich noch Zehnter, muss Stewart auf die Wild-Card setzen, was an der Situation für alle anderen aber nichts ändert. Kyle Busch weiß Jeff Gordon, Ryan Newman und auch Marcos Ambrose dicht in seinem Nacken. Vizemeister Carl Edwards hilft hingegen nur ein Sieg in Atlanta oder Richmond weiter.

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