Graf: "Montoya riecht den Chase"
In seiner ersten 'Motorsport-Total.com'-Kolumne analysiert NASCAR-Experte Klaus Graf die bisherigen Leistungen von Quereinsteiger Juan Pablo Montoya
(Motorsport-Total.com) - Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

© Klaus Graf
Klaus Graf fuhr in der Saison 2004 selbst ein Nextel-Cup-Rennen
als Rennfahrer mit langjähriger US-Erfahrung freut es mich ganz besonders, dass 'Motorsport-Total.com' seit Saisonbeginn auch über die Motorsport-Aktivitäten jenseits des großen Teichs ausführlich berichtet.
Speziell zu den Geschehnissen in und um den Nextel-Cup herum kann ich durch meine Erfahrung und meine Nähe zu diesem faszinierenden Sport sicherlich einiges berichten, was ich in meiner neuen Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' zukünftig auch gerne machen werde.#w1#
Ich war in den vergangenen Wochen im Rahmen meiner ALMS-Einsätze in den USA, und konnte von daher die letzten Nextel-Cup-Rennen quasi hautnah verfolgen. Was - nicht nur mich - momentan am meisten fasziniert, ist die starke Performance von NASCAR-Rookie Juan Pablo Montoya.
Montoya hat erst acht Cup-Rennen bestritten
Denn man darf nie vergessen: Montoya hat erst acht Nextel-Cup-Rennen auf dem Buckel, ist aber bereits zweimal in die Top 10 gefahren. Natürlich muss man annehmen, dass ihm Chip Ganassi ein gutes Auto zur Verfügung gestellt hat. Aber speziell auf den schnellen Ovalen scheint seine fahrerische Finesse voll zur Geltung zu kommen. Das zeugt nicht nur von großem Talent, sondern auch von jeder Menge Selbstvertrauen.
Bereits seit seiner ChampCar-Zeit wissen die Amerikaner, dass Montoya mit den schnellen Ovalen keine Probleme hat. Er galt damals als der "Meister mit kalten Reifen" und er war immer dann stark, wenn er mit schwierig zu fahrendem Material unterwegs war. Schnelle Ovale erfordern sehr viel Fahrzeugkontrolle und das kann Montoya - ein suboptimales Auto zu kompensieren.
Chase ist intern ein Thema
Nur eines nehme ich ihm nicht so ganz ab. Nämlich dass er sich noch nicht für den Chase interessiert. Meiner Meinung nach zeigt der Vorfall mit Tony Stewart ganz deutlich, was die Stunde geschlagen hat: Er will mehr, er riecht den Chase und auch wenn er es öffentlich verneint, intern wird das sicher ein Thema sein.
Zudem darf man die kommerzielle Bedeutung eines Einzugs in den Chase für das Team und die Sponsoren nicht außer Acht lassen. Die ist nämlich immens und angesichts der beiden Rundstreckenrennen von Watkins Glen und Sears Point, wo er sicher ganz vorne dabei sein wird, wie man spätestens seit seinem Sieg im Busch-Rennen von Mexiko City weiß, haben er und sein Team sogar gute Chancen.
Doch eines ist auch klar: Von Tony Stewart wird er in Zukunft keine Unterstützung erwarten können, und ich freue mich in diesem Zusammenhang schon auf die Windschattenschlachten von Talladega und Co.
Herzliche Grüße,

Klaus Graf

